KING’S X – Three Sides Of One
~ 2022 (Inside Out) – Stil: Rock/Hardrock ~
Ich bekenne, dass ich bei “Wahrheit oder Pflicht” die ersten Alben von KING’S X, ihre “Megaforce”-Alben, über alles andere in den Himmel heben würde. Doch ihre ureigene Mischung aus Hardrock, Soul und Harmoniegesang blüht selbst heute immer noch wie am ersten Tag. Dass sie dennoch, obwohl sie sich längst der ihnen zugesprochenen metallischen und progressiven Elemente weithin entledigt haben, zum dritten Mal via “Inside Out” ein Album veröffentlichen, spricht für die KING’S X entgegengebrachte, stilübergreifende Zuneigung. Wer also KING’S X nicht kennt, hat die letzten vier Jahrzehnte verschlafen.
Vierzehn Jahre hat es allerdings gebraucht, ehe ´Three Sides Of One´ erscheinen konnte. Doug Pinnick (Bass, Gesang), Jerry Gaskill (Drums, Gesang) und Ty Tabor (Gitarre, Gesang) benötigten aussagegemäß auch erst die richtige Stimmung, um ihrer Anhängerschaft ein Werk bieten zu können, dass sie lieben würde. Zwischen all den Tourneen und anderen Projekten, Doug Pinnick mit KXM und GRINDER BUES, erlitt zudem Jerry Gaskill in den Jahren 2012/2014 einen schweren Herzinfarkt, während Ty Tabor seit diesem Jahr mit einer ernsthaften Krankheit kämpft. Wer also in seinem Freundeskreis Menschen hat, die KING’S X nicht mögen, hatte unterdessen genügend Zeit, diesen Kreis zu bereinigen.
Die Finsternis des derzeitigen Lebens und der aktuellen Gesundheitslage spiegelt sich auch in den Songs von ´Three Sides Of One´ wider. Die Härte lässt das Trio auf seinem dreizehnten Studioalbum in explosiven Verzerrungen aufleben, die Harmonie wächst dabei in dem Maße, dass Ty und Jerry wohl mehr als zuvor mitsingen.
Die gegenwärtige Lage ist indes angespannt. KING’S X würden am liebsten eine Sintflut heraufbeschwören. Daher singen sie ´Let It Rain´ und packen bedrohliche Schwingungen aus, damit der Regen die Angst der Menschen hinwegspüle. Derweil die Welt im Chaos versinkt, stellen sie am Rande die Frage: “What if the truth was a lie?” Doch dann kommt die Flut. Apokalypse jetzt? Ohne Ende kein neuer Anfang. “Maybe the time has come they say” heißt es in ´Flood Pt. 1´ zu Streichern und wilden polyrhythmischen Riffs. Nichtsdestotrotz zählt nur die Liebe, oder etwa nicht? “I used to say that all we needed was love. Now I’m thinking that, what we need is a flood.” Vielleicht hilft jetzt nur noch Beten. ´Nothing But The Truth´ wollen sie in aller Seelenruhe nicht von sich, sondern von Dir hören, und lassen die Gitarrensaiten vor Deinen Ohren dementsprechend jubilieren.
Diesem brillanten dreiteiligen Beginn lässt sich nicht mehr viel entgegensetzen. ´Give It Up´ ist im Anschluss der passende, leichte Lebens- und Stimmungsaufheller, schließlich soll niemand das Leben vorzeitig selbst aufgeben. Mit abermals schweren Schwingungen preist ´All God’s Children´ himmlisch-klassischen Gesang und verdammt Christen, die an unchristliche Dinge glauben, oder die Zensur, die nunmehr bereits mit einem Wisch startet: ´Swipe Up´ – “unlock, censored, you’re in control.”
Dann gibt es noch den ´Watcher´ und ´She Called Me Home´. Um jedoch aus dieser schlechten Stimmung der vergangenen Jahre auszubrechen, muss man einfach nur ein ´Festival´ schmeißen – “What’s the worst maybe somebody dies. Let’s throw the festival of all time.” – oder den Gesang wolkenleicht in ´Take The Time´ mit Streichern, in ´Holiday´ sowie samt ordentlicher Verzerrungen in ´Every Everywhere´ in bester BEATLES-Manier erklingen lassen: “The whole world is crying for love. Every everywhere.” Jeder. Überall.
Wer also KING’S X nicht kennt, …
(Big 8 Points)
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(VÖ: 2.09.2022)