JEFF COTTON – The Fantasy Of Reality
~ 2022 (Madfish/Edel) – Fusion Rock/Hawaii ~
Jeff Cotton spielte auf ´Trout Mask Replica´, dem dritten Studioalbum des Avantgardisten CAPTAIN BEEFHEART & HIS MAGIC BAND, bekannt auch durch die Produktion von Frank Zappa im Jahr 1969. Das Album gilt aufgrund seiner wilden Mischung und seines kompromisslosen Ansatzes als ein Meisterwerk der Rockmusik. Und Don Van Vliet alias CAPTAIN BEEFHEART als einer der Sonderlinge der Rockgeschichte. Ja, und der inzwischen 74jährige Jeff spielt auf ´The Fantasy Of Reality´ seinem ersten Album seit langer Zeit (sein christliches Priesteramt hat er wieder abgegeben) auch sehr kompromisslos und etwas eigenartig an der Slide-Gitarre. Seine Musik ist auch eine sehr wilde Mischung. Er mischt alle möglichen Stile und bringt aufgrund diverser Vorlieben auch Surf- und Hawaii-Sounds ein.
Jeff hat einen sehr speziellen Zugang zur Musik. Sein Gesang klingt mal skurril, mal exaltiert. Gleich 22 Songs hat er auf seinem Soloalbum veröffentlicht. ´Ivy´ ist ein ruhiger Gitarrentitel mit Haken und Ösen. Eingängigkeit ist nicht ganz oben auf Jeffs Liste. ´Green Bamboo´ ist ein funkiger Shuffle, der gesanglich einige Herausforderungen an die Hörerin und den Hörer stellt. Lieber ist mir dann schon das von einem starken Bass vorangetriebene ´He Made The Eagle´. Auch etwas schräg, aber zielorientierter mit Free Jazz-Saxophoneinlage. Hintergrundmusik ist das nicht, das verlangt schon etwas Konzentration.
Jeffs Gesang ist nicht einfach konsumierbar. Gleitet ab und zu ins Komödiantische ab (´Elvirus´). ´This Gentle Earth´ ist da wieder leichter fassbar wie auch ´All Things New´ mit nachvollziehbaren Strukturen. ´Together We Sail´ kann sogar als eine Art plüschiger Ohrwurm bezeichnet werden. ´The Space Between Us All´ und ´In The Thread´ gehen zumindest als progressive Rock Musik durch, nicht uninteressant instrumental und recht virtuos. ´Heavy´, ´Aloha´ (hier ist Hawaii) und ´The Liberation Song´ sind dann eher Songfragmente für mich als richtige vollständige Songs. ´Mother Earth Needs Healing´ ist jedoch nicht nur vom textlichen Ansatz ein schöner Song.
Insgesamt ist Jeff Cotton und seine Musik wie die seines Chefs vor über 50 Jahren sehr herausfordernd für die musikalischen Nerven. Teilweise von starker Skurrilität geprägt. Dafür sehr eigenständig. Komplett konsumiert hinterlässt das Album bei mir etwas Ratlosigkeit und leichtes Bauchgrimmen. Vielleicht bin ich dem avantgardistischen (ist das noch darunter zu fassen?) Anspruch aber einfach nicht gewachsen. Wenn es wenigstens richtig zappaesk wäre. Ist es aber nur in Ansätzen. Meine musikalische Vorlieben werden hier nur sehr begrenzt bedient und so gibt es subjektive….
(7 Punkte)