FRIENDS OF HELL – Friends Of Hell
~ 2022 (Rise Above Records) – Stil: Heavy Metal ~
Kann das was werden, wenn sich vier Typen im mittleren Alter, wild tätowierte Rockertypen mit langen Haaren dazu, zu einem Gelage treffen und ein Album dabei herauskommt?
Initiiert hat dieses Spiel Tas Danazoglou, aktuell mein Gitarrenheld und Kommandant bei der internationalen Ohrenschutztruppe MIRROR (sie schützen mich vor der Versuchung, Mittelalterrock aus Deutschland und SABATON anhören zu wollen). Der Zypriot hat seinen alten GREAT COVEN und EIGHT HANDS OF KHALI Gitarristen Jondix aus Spanien und die beiden Finnen Albert Witchfinder und Taneli Jarva um sich gescharrt, einen alten Bandtraum zu erfüllen.
Ja, eben jenen Taneli Jarva, der in den 90ern kultigen Sound mit IMPALED NAZARENE und SENTENCED gemacht hat, später bei den Deathmetallern CHAOSBREED growlte und heuer noch immer irgendwo zwischen Deathmetal, Blackthrash und Streetrock’n’roll rumfuhrwerkt. Der geneigte Doomer kennt Albert als Sänger und Bassisten von REVEREND BIZARRE, der für mich ultimativen Doomband der letzten 20 Jahre. Kultige Truppe, möchte man meinen. Entsprechend kann man den gebotenen Stil schon abschätzen.
Für Doom ist die Musik sehr kräftig und wird von Tas am Schlagzeug heftig angetrieben. Das geht im Opener bis zu einem flotten Doompunk-Part, wie ihn die alten SAINT VITUS nicht schöner hinbekommen hätten. Dazu brodelt und kratzt Jondix herrlich schmierige und vor allem morbide Riffs und entfesselt wilde, schaurige Soli, dass einem oft die Hosen flattern. Albert beschwört Schlangen und Dämonen mit seinem Gesang und seinen düster epischen Melodien, denen zudem eine tiefe Tragik innewohnt.
Einfach gehalten ist die Musik, unkompliziert und direkt. Aber dafür wirkt sie umso eindringlicher. Die Besetzung spricht Bände. Gitarre, Bass und Schlagzeug, obenauf Albert mit seinem Gesang. Immer wieder blitzt Jondix mit seiner Leadgitarre durch die massive Stahlwand. Dabei soll die Abwechslung nie zu kurz kommen. Das Tier am Schlagzeug kann mehr, als nur zwischen zwei Snareschlägen neues Bier für die Band zu holen oder ein paar Kippen zu schmöken. Seine Drumfiguren zaubern einen tosenden Rhythmus, der die einzelnen Stücke antreibt, die Kessel auf Höchsttemperatur bringt und mit seiner Wucht bei allem immer noch moderaten Tempo jedweden Widerstand niederknüppelt. Der Bass pumpt sich in alle erreichbaren Zwischenräume. Und die makabren Riffs sorgen, auf diesem Fundament gebaut, für einen angenehmen Grusel. Der Gesang von Albert Witchfinder ist dann noch die Perfektion des Vollkommenen.
Ich habe seine alte und ehrwürdige REVEREND BIZARRE Band u.a. wegen seiner Melodienallmacht geliebt, welche er mit seiner verführerisch beschwörenden Stimme gezaubert hat. Genau solche eindringlichen Notenfolgen hat der finnische Kauz wiederum aus der Tiefe seiner Seele hervorgeholt.
Stimmen denn die Songs? Aye, Sir. Jedes Stück hat einen eigenen Charakter und ist dennoch bei allem Verzicht auf stilistische Neuerung und aller Liebe zum Ursprünglichen und Urwüchsigen ein frischer, einprägsamer Hit für sich.
Wie geschaffen für Liverituale in den Gewändern primitiver Waldschamanen aus dem Norden, am besten auf der Neudegg Alm im fahlen Schein des Mondes. Aber die reine Mystik ist hier nur ein Teil, ein wunderbares Mosaikstückchen. Angedoomtes 80er Heavy Metal Feeling mit unwiderstehlichem Refrain geht auch. Sie wissen einfach wie.
Eine der besten Heavy Metal- und Doom-Platten des neuen Jahrzehnts und ein direkter Nachfolger der ´In The Rectory´-LP.
(10 Punkte)