WALTER TROUT – Ride
~ 2022 (Provogue Records) – Stil: Blues Rock / Songwriter Rock ~
Walter Trout spielte am Anfang seiner Karriere mit allen möglichen Blues-Größen zusammen, bevor er vor über dreißig Jahren seine eigenen Bands gründete. Er ist Songwriter und Blues Rocker und in beiden Rollen überdurchschnittlich begabt. ´Ride´ ist bereits Album Nummer 30 und er legt locker und routiniert mit ´Ghosts´ los. Starke Gitarre, gute Stimme, exzellente Melodie. Gleich ein erster Höhepunkt mit knalligem Gitarrensolo.
Das dynamische Titellied folgt in traditioneller Hobo-Manier und erzählt über die Sehnsucht der Flucht aus dem Ärger mit der Eisenbahn. Uramerikanisch. Mit Mundharmonika und lockerem E-Piano. Auch hier ein Gitarrensolo, songdienlich, aber mit schönem, eigenen Sound. Exzellent. ´Follow You Back Home´ zeigt anschließend, dass Walter auch bei melancholischen Balladen sein Handwerk mehr als versteht. Schöner Song.
Harter Boogie wird in ´So Many Sad Goodbyes´ geboten. Ein Outlaw-Song , US-Musiktradition der beeindruckenden Art. Das Album ist in der Pandemie wie viele andere entstanden und Walter Trout sieht das Album erklärtermaßen als eine Art eigener Vergangenheitsbewältigung an. Und so klingt es oft auch, nachdenklich, reflektiert und fokussiert auf die eigene Lebensgeschichte. Sinn suchend, aber auch Dinge akzeptierend, die früher im Lebensweg eher quer standen. Die ordentliche und nachdenkliche Bilanz eines gereiften 71-jährigen.
Auch als Shouter ist Walter beim harten Blues ´High Is Low´ oder bei ´Better Days Ahead´ überzeugend. Noch nachhaltiger wirkt der wunderbare Blues von ´Waiting For The Dawn´ an Blues Klassiker erinnernd und auch ein wenig an den ewig unterschätzten Stan Webb beim Gitarrenspiel. ´Leave It All Behind´ ist auf der Spur des Rhythm and Blues mit starker Bläserunterstützung.
´Hey Mama´ ist klassischer Hard Rock gepaart mit Blues. Ein weiterer Höhepunkt. Passt wieder in den retrospektiven, autobiografischen Rahmen des Albums. Ein weiteres glänzendes Gitarrensolo inklusive. ´Destiny´ setzt schließlich einen gefühlvollen Schlusspunkt.
Gute Songs, exzellente Instrumentierung und eine Gitarre und Gesang, die die Musik jederzeit erkennbar machen. Ein Qualitätsprodukt mehr aus dem Bluesrockhause Walter Trout.
(8,25 Punkte)