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KULT KOMPASS August 2022 – 1/2

Willkommen! Welcome! Hier kommt der erste Kompass des August mit seinen Kurzreviews!

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

ASYLUM – Tyrannicide
2022 (Independent Release) – Thrash Metal

Das Trio aus Brisbane, Australien, liefert nach drei EPs einen ersten Longplayer. Die Jungs machen keinen Hehl aus ihren Einflüssen und so donnern sie mit einem flotten Thrash Metal-Mix aus DARK ANGEL, KREATOR und auch EXODUS durch die Metalwelt. Das klingt alles super solide eingehämmert und gut arrangiert. Neues ist nicht zu entdecken, man bewegt sich in den bekannten Vorgaben des Genres. Und dennoch wissen die neun Tracks zu gefallen. Der Gesang klingt in Teilen nach einem jungen Mille, während die Gitarren deutlich Richtung EXODUS ausgerichtet sind. Die hektisch-galoppierenden Rhythmen sind ebenfalls sehr EXODUS-lastig ausgerichtet. Während man die ungestüme Power auch aus Einflüssen von DARK ANGEL bezieht.

Eine Gitarre ist aber irgendwie dann doch zu wenig. Eine zweite Klampfe würde den guten Songs noch mehr Druck und Energie verleihen und so die ganze Kiste auf einem höheren Niveau platzieren. Dennoch gefällt ´Tyrannicide´ in seiner Gesamtheit und macht Lust auf mehr. Interessant ist bei manchen Songs das Riffing, das dann irgendwie an die ersten beiden HEATHEN-Alben erinnert. Man höre ´Victim Complex´ oder ´Sadistic Instant´. Kurzum, für einen ersten Longplayer liefern die Australiern sehr überzeugend. Und da die Jungs bei keinem Label sind, ist es umso notwendiger solch eine talentierte Truppe zu unterstützen.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://asylumthrash.bandcamp.com/album/tyrannicide 


CIRCUS PRÜTZ – Blues Revolution
2022 (Flying Dolphin Entertainment) – Stil: Texas Blues Rock

Natürlich sind es Schweden, natürlich sind es CIRCUS PRÜTZ, die ihre Liebe zum Blues auf dem Highway über den Rock zum Hardrock treiben, dabei an Lemmy und Chuck Berry denken oder Howlin’ Wolf und Muddy Waters gedenken. Denn bei CIRCUS PRÜTZ regiert auch fünf Jahre nach dem zweiten Album abermals der Classic Rock, Southern Rock oder Rock’n’Roll im Allgemeinen. Selbstbewusst singt dabei Sänger Christian Carlsson vom Alkoholismus, während ihm Gitarrist Franco Santunione (ELECTRIC BOYS, GLORY BELLS BAND) mit Rat und Tat, in Form der Produktion, zur Seite steht. Da sich auch die Rhythmus-Abteilung, Bassist Jerry Prütz und Schlagzeuger Per Kohlus, mächtig reinhängen, ist die unerschöpfliche Quelle an schwedischen Gruppen tatsächlich mit CIRCUS PRÜTZ um eine weitere ordentliche Bluesy-Rockabilly-Band reicher.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/cirkusprytz


DEZ DARE – Ulysses Trash
2022 (CH!MP Records) – Stil: Psychedelic/Garage Punk

Dez Dare (alias Darren Smallman) will auf die Straße. Bis 2010 lebte er in Australien und war Musiker in der Punk und Rock-Szene sowie Labelbesitzer und Veranstalter, jetzt residiert er in Großbritannien und will uns zum Umdenken bewegen. In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich mit dem modernen Kapitalismus und der auseinanderdriftenden Gesellschaft. Er klärt uns auf, dass wir in dieser Gesellschaft ein Leben ohne Kontrolle führen. Er weist auf die Führer dieser Erde hin, die trotz zerstörerischem Verhalten immer nett grinsen, während sie alles in den Abgrund führen. Zur musikalischen Untermalung wäre daher eigentlich purer Punkrock angesagt, doch das zweite DEZ DARE-Werk ´Ulysses Trash´ lebt sich in seiner eigenen, den Humor nicht verlorenen Welt der noisy und psychedelic fuzz Riffs aus.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/dezdareriffs


DEAD MAN’S EYES – III
2022 (Tonzonen Records / Soulfood) – Stil: 60’s Psychedelia/Garage Rock

Nach der Debüt-EP ´Meet Me In The Desert´ (2013) und dessen Nachfolger ´Words Of Prey´ (2018) erscheint derzeit von DEAD MAN’S EYES das nächste Werk mit dem schönen und folgerichtigen Titel ´III´. Nach drei, nein, nach vier Jahren kehren Peter Engel, Nima Davari, Simon Mead, Simon Reichelt und Phil Eulgem wieder aus ihrem Kölner Hinterhof in die Öffentlichkeit zurück und haben 3 x 3 Lieder mitgebracht, deren Titel alle aus drei Wörtern bestehen. Zudem sind alle drei Abschnitte des Werkes etwas über 3 x 3 Minuten lang.

Während sich die ersten drei Kompositionen im Americana und Folk niederlassen, wird es bei den weiteren eher psychedelisch und bei den letzten drei Songs psychedelisch plus garagig, allerdings äußerst steigerungsfähig heavy. Der Lobpreis könnte nun 3 x 3 Punkte zücken, jedoch nicht in Gänze.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/deadmanseyes/


DEADLY VIPERS – Low City Drone
2022 (Fuzzoramarecords) – Stil: Stoner/Doom

Wenn diese Art Musik gut gemacht ist, kann man mir gerne auch mit doomigem Stoner kommen. Einer Tour durch trockene Wüsten folge ich dann gerne. Die “dystopian tale about humynity last breath” (Zitat aus der Info) aber, schafft es nicht, mich abzuholen.

Gitarre und Bass, die umeinander mäandern, das stilübliche schwere Riffing, ein Sänger mit, zugegebenermaßen, angenehmer Stimme, der sich gegenüber den lauten Klängen kaum durchsetzen kann, großes Kino, das rechte Stoner-Gewitter geht anders. Diese Schlange, die versucht, sich in die Gehörgänge zu schlängeln, wirkt zahnlos und wenig giftig.

Was die Truppe wirklich könnte, zeigt am ehesten der Longtrack, der der Scheibe den Namen gibt.

(6,5 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/Deadly1Vipers


DESERT TWELVE – Desert Twelve
2022 (Independent) – Stil: Hard/Psychedelic Rock

DESERT TWELVE ist die neue Band des italienischen Rock-Urgesteins Gabriele “Gaby” Finotti, der mit seiner alten Band MISFATTO auch international überzeugen konnte. Mit jungen Musikern hat er nun DESERT TWELVE gegründet und liefert erneut einen Sound, der nicht wirklich in eine klare Schublade passen will.

Etwas Hard Rock, leichte Heavy Metal-Einflüsse, Psychedelic Rock, Blues, dezente neuere Rock Einflüsse – alles gut geschüttelt und gerührt. Heraus kommen sieben feine Rock Songs, getragen von der exzellenten Stimme von Vittoria Ipri, die eine wunderbare Stimme aus der Schnittmenge einer jungen Chrissie Hynde und BLUES PILLS’ Ellin Larson hat. Schon bei der Eröffnungsnummer ´Your Cold Cold Desert Heart´, einem ordentlich drückenden Hard Rock-Track, fällt ihr Gesang äußerst positiv auf. Das deutlich vertracktere ´The Keeper Of The Space Time Cage´ zeigt ganze andere Gesangsakzente und auch hier, Frau Ipri brilliert! Deutlich moderner gibt sich der Track ´Everyone Against´ und trotz einer gänzlich anderen Ausrichtung wirken die Songs im Gesamtkontext schlüssig.

Die sieben Songs sind großartig komponiert und exzellent umgesetzt. Die Vielseitig ist die große Stärke dieses Albums, das nicht im Geringsten zerfahren wirkt, gerade aufgrund seiner vielseitigen Songvariationen. Überraschend auch die eigenwillige Interpretation des PHIL COLLINS-Hits ´In The Air Tonight´, die man nur mit erotisch beschreiben kann. Kurzum, ´Desert Twelve´ ist ein feines Gourme-Scheibchen für Fans mit einem weiteren Horizont als schlichtes Fist-in-the-Air Genudel.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/desertwelve 


DYNAZTY – Final Advent
2022 (AFM/Soulfood) – Stil: Heavy/Melodic Metal

2014 schlugen die Schweden mit ´Renatus´ eine Richtung ein, der sie bis heute treu geblieben sind. Melodischer Power/Bombast Metal mit verproggten Einlagen. Sich musikalisch neu aufzustellen, war eine gute Entscheidung, denn der Erfolg der Schweden ist nicht zu übersehen.

´Final Advent´ liefert genau den Sound, den man auf den letzten Alben immer mehr verfeinert hat. All die überzeugenden Trademarks kommen auf diesem Album zum Tragen. Übermächtige, breite Chöre, warme Melodiebögen, für die DYNAZTY exemplarisch stehen, runden Ohrwürmer wie ´Yours´, ´Achilles Heel´, ´All The Devils Are Here` oder ´Natural Born Killers´ perfekt ab. Die Parallelen zu H.E.A.T. sind bei einigen Tracks nicht zu überhören. Trotz dem hohen Ohrwurm-Potential ist das alles andere als kommerzieller Sell Out, im Gegenteil. Mit einer Nummer wie ´Instinct´ bewegt man sich gar in Teilen in Richtung DREAM THEATER. ´Final Advent´ ist die hohe Kunst des metallischen Entertainments für die großen Bühnen der Welt, ohne dass man sich verbiegen muss. Klebt wie Teer in den Ohren. Ride on.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/dynaztyband


FRIEDRICH LIECHTENSTEIN – Good Gastein
2022 (Motor Entertainment/Edel) – Stil: Spoken Words/Jazz/Pop

Die Lässigkeit des Protagonisten zeichnet sich bereits durch die eingenommene Pose auf dem Cover-Artwork ab. Denn Friedrich Liechtensteins neuestes Werk bekräftigt seine Stellung als echten Crooner.

Seine achtköpfige Begleitband “The Octagon Pavillon” bereitet ihm einen dermaßen flauschigen Teppich aus Jazz und Pop, dass der gebürtige Brandenburger nicht anders kann, als im Morgenmantel und Schlafanzug zu erscheinen. Tatsächlich traut er sich sogar, denn zehn von siebzehn Tracks sind Spoken Word-Vorführungen, seinen Kaffee vor dem Mikrofon schlabbernd zu trinken. Er nimmt sich dann auch ´Ride´ von Lana Del Rey und ´Coming Around Again´ von Carly Simon sowie den Manfred Krug-Song ´Das war nur ein Moment´ vorbildlich vor, wärmt allerdings ebenso ´They Long To Be Close To You´ und ´We Have All The Time In The World´ aus seinem 2014er Werk ´Bad Gastein´ nochmals auf. So verfällt der Zuhörer tatsächlich nicht nur in Melancholie, sondern gleichsam in Nostalgie.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/friedrich.liechtenstein.official


MUTZ AND THE BLACKEYED BANDITZ – Stardust
2022 (MTTB/Cargo Records) – Stil: Classic/Country Rock

Sänger Moritz “Mutz” Hempe ist von den groovigen Thrashern DRONE bekannt, doch abseits von diesen ist aus seinen Solo-Veranstaltungen heraus unterdessen ein Projekt entstanden, das unter dem Banner MUTZ AND THE BLACKEYED BANDITZ aktuell sein Debüt vorlegt.

Die Musik ist allerdings völlig anders geartet als es von einem Thrasher zu erwarten wäre. Die schwarzäugigen Banditen spielen nämlich zwischen Classic Rock- und Singer-Songwriter-Pfaden auf und fühlen sich gleichfalls im Blues, Southern und Country Rock wohl. Letztendlich müssen Supporter jedoch Gefallen am rauen Gesang von Mutz und der Natürlichkeit der Songs finden, um eine Liebe zu MUTZ AND THE BLACKEYED BANDITZ aufzubauen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/MutzBlackeyedBanditz


HERBERT PIXNER PROJEKT – Schïan!
2022 (Three Saints Records) – Stil: Handcrafted music from the alps

Das HERBERT PIXNER PROJEKT veröffentlicht sein mittlerweile 13. Album und preist es gleich von sich aus als ´Schïan!´, also als schön an. Gemeinsam mit Manuel Randi (Guitar & Mandolin), Heidi Pixner (Accoustic Harp) und Werner Unterlercher (Bass) begab sich Herbert Pixner (Diatonic Accordion, Trumpet, Flugelhorn, Saxophone, Clarinet & Percussion) in sein Studio, um zwölf frische Lieder einzuspielen. Die Eigenkompositionen leben dabei zumeist von seinem im Vordergrund agierenden Akkordeon, gewinnen aber durch die Hinzunahme des aus Ladinien in Südtirol stammenden und zur Zeit in Berlin residierenden Pianisten Alessandro “Alex” Trebo eine neue Farbe. Den gegensätzlichen Farbtupfer setzt allerdings Gitarrist Manuel Randi aus Bozen, der ein elegisches Saitenspiel an den Tag legt, das die letzten Fesseln zur Begeisterung sprengt. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint das HERBERT PIXNER PROJEKT als die Südtiroler Antwort auf MOSTLY AUTUMN.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/herbertpixnerprojekt


PLASTIC RHINO – Terminus
2022 (Dark Side) – Stil: Alternative Hard Rock

Mit der eigenen Stilbeschreibung “Alternative Hard Rock” liefert man schon Stoff für Vorurteile. Ich würde den Stil des in L.A. ansässigen Duos eher als modern gehaltenen Heavy Metal mit Alternative-Einflüssen bezeichnen. Nach fast sechs-jähriger Auszeit legt man mit ´Terminus´ sein zweites Album vor und nennt Bands wie SOUNDGARDEN, METALLICA, BRING ME THE HORIZON und ALICE IN CHAINS seine Haupteinflüsse. Der Sound des Duos wird geprägt von Atara Glazers eigentlich recht geradliniger Stimme, die einen gewissen Charme hat, der sich aber erst nach mehreren Durchgängen offenbart. Zwischendurch kann sie aber auch recht aggressiv singen, was durch das kraftvolle Gitarrenspiel das ganze Gebräu dann sehr intensiv klingen lässt.

Die heavy Grundstruktur ist nicht zu verachten, jedoch achtet man sehr darauf, dass man sich immer in Melodienähe bewegt. So kommen groovende Stücke zu Stande, die irgendwie an ALTER BRIDGE mit weiblichem Gesang erinnern. Ein sehr gutes Beispiel ist da ´King´, das sogar das Potenzial zu einem Ohrwurm hat, trotz einem hohen Energielevel. Mit ´Bleeding Heart´ zieht man dann eher die Alternative-Karte und hat auch hier fast schon einen Ohrwurm am Start. Zwischen den neun Tracks findet sich auch poppiges in Form von ´Call Of The Dead´, was wie ein Fremdkörper auf dem Album wirkt, aber mit einem überraschend harten Mittelteil aufrüttelt. In letzter Konsequenz finde ich das Album ansprechend und unterhaltsam, trotz eindeutig moderner Ausrichtung.

(7,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.plasticrhinoband.com/ 


THE SHADOW LIZZARDS – Someone’s Heartache
2022 (Tonzonen Records) – Stil: Vintage Rock

Drei Musiker aus Nürnberg sind THE SHADOW LIZZARDS. Die 2015 gegründete Formation kann vier Jahre nach dem selbstbetitelten Debüt aus 2018 den Zweitling vorlegen. Jochen Leistner (Gesang, Orgel, Bass, Mundharmonika), Kris Karla (Gitarre) und Oliver Pfeiffer (Schlagzeug, Percussion) starten dabei ihren Vintage Rock als wären PINK FLOYD im psychedelischen Nebel wieder auferstehen. Doch THE SHADOW LIZZARDS sind mehr als die übliche Retro-Fetischisten-Combo, die THE DOORS und DEEP PURPLE nacheifern, sie können sich innerhalb der acht Songs auch im schweren Blues und Hardrock ausdrücken, der ebenso groovy, funky oder auch hymnisch mit dynamischer Spannbreite aus den Boxen schallen kann.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/ShadowLizzards


SOONAGO – Fathom
2022 (Kapitän Platte/Cargo) – Stil: Postrock

Nach dem Debüt ´Nephele´ legen SOONAGO erwartungsgemäß bärenstark nach. Nur vier Songs und über vierzig Minuten benötigt das Quartett, um mit seinem Postrock überzeugen zu können. Das von Magnus Lindberg (CULT OF LUNA) gemasterte Album wagt sich zwar nicht in allzu neue Ecken der Stilistik, vollführt aber für alle Zuhörer fantastische Fahrten in den Emotionsbeutel. Ihre Riffs sind zudem von äußerst zupackender Natur.

Daher müssen vordergründig nicht die Namen der SOONAGOs notiert werden, Christian Blaue (Drums), Simon Kohler (Bass), Lukas Külker (Gitarre) und Niklas Teich (Gitarre), sondern der Titel des zur Sammlung hinzuzufügenden Werkes: ´Fathom´.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://kapitaenplatte.bandcamp.com/album/soonago-fathomhttps://www.facebook.com/soonago

 

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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