OKNOS – From Ashes
~ 2022 (Independent) – Stil: Symphonic Metal ~
Symphonic Metal kann spalten. Die einen lieben ihn, die anderen verachten ihn. Doch die Musik der 2013 in Hannover gegründeten OKNOS muss man lieben, sofern man zum Musikholen nicht immer in den Keller des großen Bruders geht oder nicht nur schwarz-weiß den Kopf lenkt wie das Gesicht bemalt ist.
Das Sextett hat ein fantastisches Sounduniversum kreiert, das den klassischen Underground Heavy Metal mit echten und natürlichen Orchesterklängen zu einem Symphonic Metal eint, der neben Traditionen auch die Moderne lebt. Nach dem ersten Album ´Old World´ aus 2017 erscheint aktuell der Nachfolger ´From Ashes´, der mit einer neuen Sängerin neue Maßstäbe, nicht nur im Independent-Bereich setzt.
Diese ausgefeilte Sinfonie in Blau, mit einem fantastischen, feuergelben Phoenix auf dem Cover-Artwork, wird jeden Musikliebhaber berühren. Denn OKNOS sind weder so theatralisch wie NIGHTWISH oder WITHIN TEMPTATION, noch so modern wie LACUNA COIL. Sie sind dermaßen eigenständig, dass sie allein wie OKNOS tönen.
Sogar Konzeptliebhaber von sinfonisch angehauchten Prog- und Rock-Opern werden ihre Freude an dieser Musik finden. Genaugenommen ist die umfassende Zuhörerschaft von NIGHTWISH über BLIND GUARDIAN und RHAPSODY eingeladen, ´From Ashes´ zu genießen.
Die Inthronisierung durch ´Confrontation´ führt in das sinfonische Universum ein, das trotz seiner Chorgesänge niemals überfrachtet oder überkandidelt wirkt. Selbst die Orchestrierung durch Violinen, Flöten und Trompeten bindet sich vorzüglich in das OKNOS’sche Universum ein, das zumeist Johanna Bensmann mit ihrem Gesang veredelt. Doch auch die Gitarristen Johannes Erdmann und Benjamin Offeney setzen mit ihrem Gesang eigene Akzente, etwa in der heftig rockenden Komposition ´Everything Affects Everything´, die allerdings erst durch die Stimme von Johanna Bensmann zum mächtigen Höhepunkt getragen wird.
Ein weiterer folgt mit der Power-Ballade ´Coming Home´, die sich zu einem großen, von Streichern und Gitarren begleiteten Duett entwickelt. Gleichermaßen wickelt die Halbballade ´From Ashes´ alle Zuhörer um ihre Geigenstriche. Überdies lassen OKNOS bei 16 Songs in über einer Stunde ebenso mit Liedern wie ´Burning Heart´ oder dem extrem schnellhändigen ´Heresy´ sowie instrumentalen Zwischenstücken wie ´Waves´ oder dem von der Flöte angeführten Orchesterstück ´Memories´ das hohe Niveau nicht absinken.
Der Eroberung von weiteren Hörerschichten will die künftige Live-Hymne ´Rotten To The Core´ mit ihren moderneren Riff-Attacken sowie der überragende Dauerbrenner ´Searching´ mit seinen progressiven Riffs nicht im Wege stehen. Die cineastische Melodieführung von ´Lost In The Matrix´ möchte zudem mit aufregenderen Tastenklängen überzeugen. Ordentlich abgedrehte Keyboards liefert ´World Of Insanity´ im Verbund mit den Gitarrensalven, sofern es die Sinfonik erlaubt.
Zur glühenden Sinfonik und den harten Saitenanschlägen gesellt sich in ´Haven Of Tranquility´ zusätzlich ein leichter Folk-Einfluss, der sich im weiteren Verlauf zur mitschunkelbaren Melodie eines ´Inner Voice´ noch ausbreitet. Mit einem Bajan, osteuropäischen Knopfakkordeon, beginnt das heroisch gesungene ´Loreley´. Samt Spieluhr, dem bereits eingesetzten Männer- und Frauenchor sowie obendrein einem 39-köpfigen Kinderchor ertönt dagegen zur Verabschiedung das mächtige und über achtminütige ´Power Of Mind´.
OKNOS spielen Symphonic Metal wie er sein soll.
(8,5 Punkte)
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Pic: Steffen Ingram