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THE LORD – Forest Nocturne

~ 2022 (Southern Lord) – Stil: Soundtrack/Drone/Experimental ~


´Forest Nocturne´ ist die erste Veröffentlichung von THE LORD alias Greg Anderson und erschien ursprünglich zum diesjährigen „Record Store Day“. Der offizielle, vollständige Release folgt nun einige Monate später in weiteren Formaten, und es ist eine beeindruckende Sammlung hauptsächlich instrumentaler Musik, die eine ungeheure Schwere ausstrahlt, und zugleich die gelungene Schaffung einer Horrorfilm ähnlichen Atmosphäre unter dem Einsatz von phasenweise massiven Drones.

Dieser filmische Effekt ist von Anfang an äußerst effektiv, und das Gefühl des Unbehagens ist eindeutig vorherrschend, während die Musik sich aufbaut und Spannung aus jeder Pore sickert – fortwährend dahinkriechend, bis sich schließlich das wahre Grauen enthüllt!

Anderson ist den meisten natürlich als Mitbegründer des Labels „Southern Lord“ und als integraler Bestandteil von SUNN O))) bestens bekannt, aber sein musikalischer Lebenslauf ist weit umfangreicher und umfasst so unterschiedliche Bands und Projekte wie ENGINE KID, THORR`S HAMMER, GOATSNAKE und TEETH OF LIONS RULE THE DIVINE. Mit THE LORD spricht der Wahlkalifornier nun die unbewussten Regionen unserer Psyche an, und zieht einen im Laufe seines Albumdebüts immer tiefer hinein in den finsteren Todeswald.

 

 

Dabei nimmt er meist ein kurzes, vulgäres Gitarrenriff, wiederholt es, und formt daraus Klanglandschaften aus Drones und muskulösen Subfrequenzen, wie etwa bei den Openern ´Theme´ und ´Forest Wake´, mit ihren kreischenden Sirenen und Kreissägenriffs. ´Lefthand Lullaby I´ weckt mit seinen klimpernden Glockenmelodien und dem flüsternden Wind hingegen eindeutig Erinnerungen an die düsteren Soundtracks von John Carpenter oder etwa Goblins Partitur für Dario Argentos Slasher-Streifen. Anderson dosiert hierbei höchst langsam die Spannung, und im Folgenden ´Lefthand Lullaby II´ stimmt er seine Gitarre im gleichen Register, und die furchteinflößende Atmosphäre steigt einem noch stärker in den Kopf, obwohl es sich eher wie eine Übung denn wie eine vollmundige Komposition anfühlt.

´Church Of Hermann´ bietet jedoch zweifellos die fesselndsten Momente und ist eine Hommage an den Meister der experimentellen Filmmusik, Bernard Hermann, der unter anderem ´Citizen Kane´, ´Vertigo´ und ´Taxi Driver´ vertonte. Hermann arbeitete mit sich obsessiv wiederholenden Motiven und statischen Akkorden, und er experimentierte mit Thereminen und elektrischen Orgeln, einem musikalischen Vokabular also, das Anderson bestens versteht.

´Forest Wake´ ist hingegen pure Panik und wahrer Terror, während ´Decidious´ ein eiskaltes Stück bloßer atmosphärischer Angst geworden ist, wonach das epische ´Old Growth´ dem Geschehen sogar noch etwas mehr an Black Metal-Kälte hinzufügt, was geradezu brillant funktioniert, wenn es in das Finale mit ´Triumph Of The Oak´ überführt. Der Schlusstrack bietet den einzigartigen Gesang von Attila Csihar von MAYHEM und beendet das Werk schließlich als triumphaler Höhepunkt.

(7,5 Punkte)

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