ALAN PARSONS – From The New World
~ 2022 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: Progressive Symphonic Rock ~
Alan Parsons ist derzeit sehr umtriebig. Na ja, ab einem gewissen Alter, und er ist jetzt 72 Jahre alt, weiß man ja nicht, wie lange die kreative und sonstige Fitness noch anhält. Und deshalb gibt es nach einem Doppelpack Live-Platten ein neues Studiowerk. Allerdings liegt das letzte Studiowerk ´The Secret´ schon drei Jahre zurück und vorher war eine riesengroße Pause.
´Fare Thee Well´ der Opener ist dann ein wirklich klassischer Parsons-Titel. Bombastisch, mit klarem Gesang und viel Melodie in der Gitarre, nur das Saxophon-Solo ist etwas überraschend. Erinnert von den Gesangslinien auch stark an PINK FLOYD, wo der gute Alan ja als Engineer maßgeblich am Erfolg von ´The Dark Side Of The Moon´ beteiligt war. Guter Auftakt. Sparsamer kommt dann zunächst ´The Secret´ und kann durch eine gute Melodie und die richtige Mischung zwischen Pop Rock und progressiven Elementen überzeugen. Eher überschaubar als jetzt mit dem großen Orchesteroverkill wie oft live. Gesanglich hier auch etwas an THE BEATLES angelehnt. Alan war ja auch als Jungspund schon bei ´Abbey Road´ und ´Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band´ beteiligt.
Ich hatte mehr Bombast erwartet nach den Live-Alben und finde diese Sparsamkeit erst einmal sehr erfrischend. Beim dritten Song kommt Tommy Shaw der Bombast Rocker STYX als Gast hinzu und unterstützt mit seinem eher hohen Gesang den schleppenden Titel ´Uroboros´. Das melancholische ´Don’t Fade Now´ mit melodischer Gitarrenarbeit folgt. ´Give Em My Love´ ist eine Halbballade mit dem allgegenwärtigen Joe Bonamassa an der Gitarre, der hier (und später noch einmal) gelungen außerhalb des Bluesrahmens im Solo agieren darf.
Das sanfte ´Obstacles´ ist irgendwo wieder auf der Spur der BEATLES und der 70er Jahre. Alles sehr geschmackvoll eingespielt. Bei ´You’re The Light´ wird es wieder etwas gitarrenorientierter, aber die Melodien bleiben eingängig und früher wäre das ein potenzieller Hit gewesen. Mit mehrstimmigem Gesang. Auf jeden Fall 100 % Alan Parsons. ´Halos´ kommt dann wieder einmal elektronischer, ist auch gut anhörbar. ´Goin‘ Home´ klingt mir dann zu sehr nach Musical, die ich hasse. Nicht mein Fall. Zum Schluss ´Be My Baby´, der alte Gassenhauer von THE RONETTES, eines meiner Lieblingslieder als ich mich so mit 10 Lebensjahren Richtung Musik orientierte. Nett, aber völlig unnötig.
Das ganze Album passt gut in den Kosmos von Alan Parsons. Und bis auf die letzten beiden Titel ist es sehr überzeugend und die Instrumentierung und der Verzicht auf zu viel Bombast sehr durchdacht. Da kommt der großartige Arrangeur zu Tage. Es fällt auch nicht ins Gewicht, dass unheimlich viele Lead-Sänger beteiligt waren. Auch die passen alle in den musikalischen Rahmen. Das Rad wird hier natürlich nicht neu erfunden, aber für mich ist die Platte eine eher positive Überraschung. Nicht zu viel easy-listening, aber natürlich mit Pop-Appeal, aber immer auch wieder mit kleinen Überraschungen, natürlich wenig Ecken und Kanten. Das war ja auch nicht zu erwarten. Aber auch keine Wiederholung von hundertmal erprobten Erfolgsformeln. Das hat der Alan finanziell sicher auch nicht mehr nötig.
(7,25 Punkte)