SUPERSONIC BLUES MACHINE – Voodoo Nation
~ 2022 (Mascot) – Stil: Blues Hard Rock Fusion ~
Gospel, Hardrock-Gitarre und Blueselemente treffen schon beim Opener ´Money´ wild aufeinander. Das kalifornische Trio spielt mit allerhand Gästen frei von der Leber weg die Musik, die es inspiriert hat. Und das ist auf diesem dritten Studio-Album bei allen zwölf Songs vieles, was in den letzten gut 50 Jahren durch die Rockgeschichte geisterte.
SUPERSONIC BLUES MACHINE sind Produzent und Bassist Fabrizio Grossi (Steve Vai, Alice Cooper, George Clinton, Slash) und Schlagzeuger Kenny Aronoff (John Mellencamp, John Fogerty, LYNYRD SKYNYRD) zusammen mit dem sich neu an Bord befindenden britischen Rocker Kris Barras (KRIS BARRAS BAND) als Sänger und Gitarrist. Dazu kommen die genannten vielen Gäste, die sich die Türklinke in die Hand geben. Eric Gales, Joe Louis Walker und Ana Popovic seien stellvertretend für andere genannt.
Wie in den Aufbruchszeiten des Rock gibt es keine musikalischen Denkverbote. Wobei ´Too Late´ sehr stringent Hard Rock, Powersoul und Blues mit Hendrix’scher Gitarrenpower verbindet. Manchmal klingt es für mich wie eine moderne Version von KING‘S X – vor allem wegen den voluminösen Chorgesängen (die hier allerdings nicht von der Band alleine kommen). Auf jeden Fall immer sehr virtuos. Vor allem die Mundharmonika darf immer wieder klassische Elemente in den Fusionssound integrieren, wie bei ´Coming Thru´.
Alles ist sehr intensiv, immer auf dem Sprung in den roten Bereich. Der Powerblues ´You And Me´ mit schwerer Wahwah-Gitarre mag auch an LIVING COLOUR erinnern. Die mag ich sehr gerne live, im Studio sind sie mir dann oft zu anstrengend. Ähnlich geht es mir manchmal auch hier mit SUPERSONIC BLUES MACHINE, es ist etwas anstrengend. Der massive Gesang kann auch entfernt an die Woodstock- und Fusionshelden SLY & THE FAMILY STONE erinnern, die auch im Info genannt sind (und die ich – ich bekenne mich schuldig – bei Woodstock immer gerne schnell übersprungen habe, um von JEFFERSON AIRPLANE möglichst schnell zu Jimi Hendrix zu gelangen).
Ein straighter und konsequenter Song wie ´8 Ball Lucy´ mit Slide-Gitarren-Ikone Sonny Landreth ist dann schon etwas erholsam, beim spannenden ´Devil At The Doorstep´ lohnt sich dann die Anstrengung, der Song überzeugt vollständig mit Hendrix- und Psychedelic-Anleihen. Straighter auch der Power-Blues mit Ana Popovic ´Is It All´. Allerdings der SLY’sche Powerchorgesang ist auch hier das wilde Chili in der sonst bekömmlichen Suppe. Das virtuose Gitarrensolo entschädigt etwas. Mit ´I Will Let Go´ gibt es anschließend eine Halb-Ballade mit SANTANA-Schlagseite. Der Titelsong ´Voodoo Nation´ ist noch einmal eine Quintessenz des gesamten Albums. Legt mit einem mächtigen Riff und viel Background-Sängerinnen los. Ein moderner Blues mit hartem Beat, starkem Gesang und hier nachvollziehbaren Fusionselementen, die gegen Ende immer mehr auseinanderfließen. ´All Our Love´ ist dann ein konventioneller rockiger Boogie Blues zum Abschluss.
Ich weiß, in eine derartige wilde und trotzdem mit musikalischem Verstand gemixte, musikalische Suppe muss der Löffel sehr oft eingetunkt werden, um als auditiver Gourmet die gesamte Geschmacksnote nachvollziehen und verstehen zu können. Ob ich das wirklich machen werde, habe ich noch nicht entschieden. Aber aufgrund der hohen Musikalität, dem Einfallsreichtum und des spannenden Vortrags gibt es ordentlich Punkte. Diese Band klingt anders als andere, das muss einfach festgestellt werden. Ich mag sie, sie haben meinen Kopf angesprochen. Ob es auch ins Herz reicht, weiß ich noch nicht.
(7,75 Punkte)