PlattenkritikenPressfrisch

SINNER – Brotherhood

~ 2022 (Atomic Fire) – Stil: German Metal ~


Es gibt ein paar metallische Urgesteine in Deutschland. Aber meistens im Thrashbereich. Mat Sinner hat die Melodic Metal Flagge hochgehalten. Seit Jahrzehnten. Er hat zwischendrin eher selten geschwächelt oder eine Schippe zu viel an Härte draufgelegt. Er war immer präsent, egal ob mit SINNER oder anderen Projekten wie PRIMAL FEAR.

Und ´Brotherhood´ ist kein abgenudelter Schrott, sondern klingt meistens ziemlich frisch. Aber klar, wo SINNER draufsteht, ist Mat drinnen. Die Texte sind immer noch kultig wie bei meinem Album-Favoriten, dem famosen ´Touch Of Sin´, das Mitte der 80er Jahre als viele ihr Heil in immer komplizierteren Riffs und gnadenloser Härte suchten, ein Fels in der Brandung war. Es klang einfach gut, die Songs wollte man einfach mitgrölen. Noch heute mag ich das Album gerne auflegen. „The cold city streets … are under my feet. I can’t turn back. The stage lights come up. Don’t let this moment … pass too fast.(…) The storm broke loose. A legend never dies“. Genau! So ist es!

 

 

Aber wir sind bei ´Brotherhood´. Der Titelsong ist 100 % SINNER. Harte Riffs, eingängige Melodien und auch mal die Doppel-Leadgitarre, wie es sich für einen ordentlichen THIN LIZZY-Supporter wie Mat gehört. Es wird auch mal kräftiger gerifft wie beim harten ´Refuse To Surrender´ mit Mitgrölgarantie. Oder die Klischeemaschine wird angeworfen wie bei ´We Came To Rock´.

Sehr stark dann die siebenminütige Halbballade ´The Last Generation´, wo Mat und seine Band zeigen, dass es auch komplexer geht und mit deutlicher sozialkritischer apokalyptischer Botschaft. Da stößt er in die Lücke, die manche deutschen Bands, die bereits einen Abgang hingelegt haben oder schon lange qualitätsmäßig abgeschmiert sind, hinterlassen haben.

Richtig metallisch wird es auch bei ´Gravity´, allerdings auch etwas eintönig und einfach strukturiert, allerdings durch ein überraschendes Break mit Klavierbegleitung und folgendem coolen Gitarrensolo dann doch aufgelockert. Bei ´The Man They Couldn’t Hang´ wird noch eine Schippe Geschwindigkeit draufgeschaufelt und durch den massiven Keyboardeinsatz im zweiten Teil wieder für Abwechslung gesorgt, der Song wirkt aber auch etwas überladen. ´My Scars´ bleibt auf hohem Energielevel. Fast etwas zu hektisch und deshalb nehme zumindest ich die Lagerfeuer-Ballade ´40 Days 40 Nights´ dankbar an, auch wenn da ein wenig bei John Sykes und seiner Kooperation mit Philip Lynott bei der Single ´Please Don’t Leave Me´ und bei der Gitarre geborgt wurde. Mat ist kein Ausnahmeshouter, aber seine nach wie vor kräftige Stimme ist immer sehr gut identifizierbar. Kaum Abnutzungserscheinungen und das nicht nur beim Gesang.

Fazit: Unverwüstlich und vergnüglich.

(7,5 Punkte)

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"