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SLAYER – Diabolus In Musica

~ 1998 (American Recordings) – Stil: Thrash Metal/Groove Metal ~


Einer der Gründe, warum SLAYER eine so illustre, altehrwürdige Karriere hatten, ist zweifellos ihre Beständigkeit. Während andere Thrash-Veteranen sich zunehmend von ihren Ursprüngen entfernt hatten, sind die vier Totschläger hartnäckig geblieben und haben ihre Linie, mit nur kleinen Abweichungen von der teuflischen Alchemie, weitestgehend gehalten. Bei SLAYER wusste man jedenfalls schon von jeher, was man bekommt: Thrash-Drum-Beats, schwere Gitarren, doppelte Soli, Satan, Tod, Krieg und Dunkelheit!

Zugegeben, bis 1998 hatten SLAYER das gesamte Speed/Thrash-Genre bereits ziemlich gründlich durchforstet, und sie destillierten es auf ´Reign In Blood´ zu seiner reinsten Essenz, verlangsamten die Dinge auf ´South Of Heaven´ merklich und wurden sogar noch melodischer und zugleich auch unheimlicher auf der folgenden ´Seasons In The Abyss´. Nach der starken, aber von Fans und Presse nur wenig gewürdigten ´Divine Intervention´, war es schließlich keine Überraschung, dass sie 1996 mit dem Punk-Covers-Album ´Undisputed Attitude´ zurückkehrten.

Vielleicht hofften sie, dass ihr Enthusiasmus dadurch wieder aufflammen würde, um dann einfach ohne allzu großen Druck ein weiteres Album in Angriff zu nehmen. SLAYER konnten entweder weiterhin versuchen, den früheren Ruhm zurückzuerobern, und auf einem Weg zu bleiben, der ihnen selbst inzwischen langweilig erschien – oder eben ein wenig zu experimentieren.

 

 

Das Unglücklichste an ´Diabolus In Musica´, war allerdings zweifellos die generell schreckliche Zeit für Musik, in der es veröffentlicht wurde – ein großflächiges Ödland und definitiv keine ruhmreiche Phase der Rockgeschichte. Die Mainstream-Medien proklamierten, die Gitarre sei mausetot und dass lediglich elektronische Musik und DJs für die Zukunft stünden, während es kein Wunder war, dass immer mehr Nu-Metal-Acts emporschossen – eine neue, junge Generation, bei der man den Eindruck gewann, sie hätten schon seit Jahren keinen richtigen Metal mehr gehört. Der „Real Metal“ war mal wieder im Underground und kämpfte in vielerlei Hinsicht ums Überleben, die Zeiten waren hart.

Obwohl SLAYER einige Merkmale des Nu Metal in ihren Sound einbauten, war es jedoch allenfalls ein Flirt und eine „Slayerisierung“ dessen, was aktuell im Trend lag.

 

Die Japan-Edition enthält aus den Studiosessions …

 

Der Opener ´Bitter Peace´ schlägt dann auch gleich ein wie ein klassischer SLAYER-Song, wenn auch ein paar bpm langsamer, und wird eingeleitet von einem bösartig klingenden Intro, das schließlich in schiere Thrash-Wut übergeht. Beim folgenden ´Death’s Head´ beginnen die Dinge dann wesentlich „moderner“ zu werden, und genauso wie bei ´Stain Of Mind´, ´Love To Hate´ und ´In The Name Of God´ dominieren die kämpferischen, treibenden Grooves hier eindeutig, die Nu Metal-Anleihen sind jedenfalls unüberhörbar.

Das zugleich doomige und leicht proggige ´Overt Enemy´ zieht hingegen merkliche BLACK SABBATH-Schleifen, ein echter Leckerbissen, der vor allem durch das unheimliche Intro und sein hypnotisierendes Hauptriff besticht.

Das Album enthält überhaupt gleich einiges an hochwertigem, klassischem SLAYER-Material, wie etwa eben ´Bitter Peace´, aber auch ´Perversions Of Pain´, ´Scrum´, ´Screaming From The Sky´ oder den Schlusspunkt ´Point´ – düster, technisch, Riff-getrieben, schnell, und stets mit einem hektischen und chaotischen Gefühl versehen.

 

… die beiden Bonus-Tracks ´Unguarded Instinct´ + ´Wicked´. Beide Songs sind im klassischen SLAYER-Style!

 

Die Behauptung, es handele sich größtenteils um ein Nu Metal-Album, ist jedenfalls völlig absurd. Es mag zwar stimmen, dass die Gitarren heruntergestimmt wurden, schleifende Rhythmen dominieren, was bei früheren Veröffentlichungen eher untypisch war, und dass gelegentlich auch Gesangseffekte eingesetzt sind – aber der Großteil dieses Albums klingt, verdammt noch mal, einfach nur nach SLAYER!

Auch, wenn in den späteren Setlists kaum noch etwas aus dieser Phase zu finden war, so ist ´Diabolus In Musica´ im Kern immer noch ein Album mit all den üblichen lyrischen Themen der Band, mit Gitarren-Soli, die typisch atonal und wahnwitzig sind, versehen mit den ausdrucksstarken Vocals von Araya, die im Großen und Ganzen klingen wie eh und je.

Manchmal können Metalheads ja unglaublich orthodox und engstirnig sein, gerade wenn es um ihre Lieblingsbands geht. Aber nichts Bedeutendes wurde hier kompromittiert, und gerade weil SLAYER nie wieder ein ähnliches Album gemacht haben, sollten sie auch nie das Bedürfnis haben, es zu verteidigen. Ich tue es jedenfalls mit dem größten Vergnügen!

(8,5 Punkte)

Favorites: ´Bitter Peace´, ´Overt Enemy´, ´Desire´, ´Scrum´, ´Screaming From The Sky´

https://www.facebook.com/slayer


Pic: Milton Keynes-Bowl

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