AL DI MEOLA, JOHN McLAUGHLIN & PACO DE LUCÍA – Saturday Night In San Francisco
~ 2022 (earMusic/edel) – Stil: Jazz ~
Der Überraschungserfolg des Jahres 1981 erlebt seine Weiterführung.
Knapp ein Jahrzehnt nachdem der Brite John McLaughlin mit seinem MAHAVISHNU ORCHESTRA erste Erfolge erzielt hatte und der Spanier Paco de Lucía durch seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Flamencosänger Camarón de la Isla überaus große Popularität erlangte, gingen sie in den Jahren 1979 und 1980 als Trio zusammen mit Larry Coryell auf Europatournee. Da Larry Coryell zu unbekannt war, ersetzten sie ihn vor der Amerika-Tournee durch den fünf Jahre zuvor noch als „Best New Talent“ ausgezeichneten US-Amerikaner mit italienischen Wurzeln Al Di Meola.
Am 5. Dezember 1980 nahmen John McLaughlin, Al Di Meola und Paco de Lucía († 2014) vor einem enthusiastischen Publikum in San Franciscos “Warfield Theatre” das bekannteste und erfolgreichste Live-Akustikgitarren-Album auf: ´Friday Night In San Francisco´. Dass allerdings der Auftritt am Folgetag, am 6. Dezember 1980 und letzten Abend ihrer Welttournee, ebenfalls aufgezeichnet wurde und die Aufnahmen noch existieren, ist erst seit wenigen Jahren bekannt. 40 Jahre später heisst es ganz offiziell: ´Saturday Night In San Francisco´.
Völlig aufgeräumt zeigen sich an einem Samstag im Dezember, am Nikolaussamstag im “The Warfield”, wo bereits Louis Armstrong, Bob Dylan, GRATEFUL DEAD und später GUNS N’ ROSES spielten, die drei Gitarrenhelden mit ihrer bedeutsamen Mischung aus Jazz, Fusion und Flamenco.
John und Al zupfen mit ihren Plektren, Paco mit seinen Fingernägeln. John spielt sein offenherziges Spiel wie Flamenco-König Paco auf Nylonsaiten, während Al sein klassisches Spiel auf Stahlsaiten herunterreißt. “Wir haben es wirklich krachen lassen. Es war unvergesslich gut!“, schwärmt Al Di Meola noch heute von diesem von den Zuschauern frenetisch abgefeierten Auftritt, den er mit seiner Crew glanzvoll restaurieren konnte.
Der Klang ist dermaßen lebendig und authentisch, dass sich der Zuhörer direkt vor dem Trio (auf der linken Seite Al, in der Mitte John und auf der rechten Paco) inmitten der unaufhörlich klatschenden und pfeiffenden Zuschauer wähnt.
Nach der von den Zuschauern bereits lautstark begleiteten ´Introduction´ durch Konzertveranstalter Bill Graham folgen am Samstag sieben anstatt fünf Songs wie am Freitag, in der Summe vier Trio-Vorführungen und jeweils ein Solostück der Gitarristen. Am Vorabend hieß es noch ´Mediterranean Sundance´ und ´Fantasia Suite´, heute heißen die entsprechenden Stücke ´Splendido Sundance´ und ´Trilogy Suite´. Dennoch ertönen ausnahmslos andere Kompositionen als tags zuvor.
Das meisterliche Fingerpicking spielt sich in ´Splendido Sundance´ samt mediterranem Feeling und einiger schnellerer Saitenanrisse umgehend heiß. Aus dem 1973er MAHAVISHNU ORCHESTRA-Werk ´Birds Of Fire´ präsentiert John McLaughlin im Anschluss seinen Song ´One Word´ dezent bluesig und rockig. Ob die immer wieder aufzüngelnde ´Trilogy Suite´ samt sanfter Teilstrecke durch Al Di Meola dahingegen spontaner entstand, ist nicht überliefert. Feuriger und wirbelnder, aber nicht weniger dynamisch trägt Paco de Lucía den Folk von ´Monasterio De Sal´ aus seinem 1981er Werk ´Sólo Quiero Caminar´ vor.
Hernach agieren die drei Wunderknaben in den restlichen drei Stücken gemeinsam. Zwirbelnd nehmen sie in ´El Pañuelo´ nochmals etwas mediterranes Feuer mit, um im Einklang Tonfolgen hin- und herzufeuern. Den MAHAVISHNU ORCHESTRA-Songklassiker ´Meeting Of The Spirits´ aus dem 1971er Debüt wollen ist sogar niemals enden lassen und stimmen ihn glorios mehrfach an, so dass dessen Vorführung erst nach dreizehn Minuten endet. Den musikalischen Ausklang bestreitet das akustische Saiten-Trio jedoch mit ´Orfeu Negro´ von Luiz Bonfá und transformiert dessen traditionell brasilianische Spielkultur an die US-amerikanische Westküste.
´Saturday Night In San Francisco´ ist keineswegs nur eine schlichte Ergänzung zu ´Friday Night In San Francisco´, es ist schlicht der zweite von zwei ereignisreichen und gleichwertigen Tagen, die die Bay Area in dieser Art und Weise wohl selten nochmal erlebt hat.
(Klassiker)
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