HOLY DEATH TRIO – Introducing…
~ 2021 (Ripple Music) – Stil: Retro Rock ~
Diese Band hat mein langjähriger Freund Ray Dorsey auf seinem Facebookprofil empfohlen. Er hat dies durch eines seiner unnachahmlichen Reviews getan, welche mich seit nunmehr 25 Jahren immer wieder begeistert und mir viele Schallplatten beschert haben, die für mich einen gewissen Kultstatus besitzen. Gruppen wie SORCERY und WINTERHAWK aus Chicago, die kalifornischen LODESTONE und BAD AXE, WHITE BOY AND THE AVERAGE RAT BAND, CENTRAL INTELLIGENCE AGENCY aus Baltimore, eine Band geiler und uriger als die nächste und bei allen Ecken und Kanten für die Ewigkeit geschmiedet. Ray war aber auch nie verlegen, neue Bands zu preisen, wenn diese das Lob verdienten und Vergleichen mit den Altvorderen des harten Rocks standhielten.
Und so kommen wir zu “Ripple Music”, vom Musikfreak Todd Severin geleitet. Durch Ray bin ich über dieses Label gestolpert und nun echt heiss auf “all things RIPPLE”. WAR CLOUD waren da die erste mich begeisternde Band, inzwischen finde ich immer mehr, u.a. die wahnwitzigen Doomer LAS CRUCES. Siehe mein anderes Review. Ich glaube fast, meine HIGH PRIESTESS CD ist auch von “Ripple”. Die Bands sind immer erdig, meist heavy, sowohl vom Klang, als auch von der Atmosphäre, vielfach ein wenig psychedelisch, aber eher so als das Gemüt mit einem Acidflash vollkommen aus der Bahn tretend. Boogie, Blues und brodelnde Südstaaten Hitze, punkige Wildheit und einen wohlgetakteten Hardrock-Groove kann man selbst bei den Heavy Metal lastigeren Bands finden. “Ripple” machen Heavy Rock, ohne sich selbst Grenzen zu setzen.
Ganz klar, dass das amerikanische HOLY DEATH TRIO sich bei jenem Label am wohlsten fühlt. Gefühlt ist dies ihr Debütalbum, dem Titel nach. Sie stellen sich vor und sie hinterlassen beim Hörer als Personaler einen so guten Eindruck, dass er ihrer LP eine Vollzeitstelle auf dem Plattenteller geben wird. Die Musik, das bediente Genre, all jenes ist natürlich irgendwo alter Keks, den man neu gebacken hat. Nach Omas alter Rezeptur. Da sind aus den 60ern (woher Eure Omas ja stammen) dreckiger Garagenrock, Protopunk und bluesiger Heavyrock dabei, da bewegt man sich durch den verspielten Kick Ass-Powerrock der 70er zum sleazigen Sound der späten 80er. Alles ultraalte Schule, aber alles erfrischend. Sogar fuzzige Grunge-Punk-Elemente kann ich entnehmen, aus Zeiten, wo die besten Seattle Bands eh aus dem Underground kamen. Den Großteil der Einflussnahme haben die 70er übernommen. Blitzende Riffs, funkige Beats, eruptive Leadgitarren, die mit brodelnder Intensität Eure Sinne zu einem formlosen Brei zermahlen, dazu eine freche, teilweise schön dreckige Stimme, fertig ist ein klangliches Höllengebräu, das nach einem Glas jeden gesitteten Empfang zu einer römischen Orgie macht.
Es knirscht und knarzt an allen Ecken und Enden der Platte. Das gefällt dem Baba, der 1990 bis 1993 u.a. seine musikalische Sozialisierung mit AEROSMITH (Debüt), LOVE / HATE und THE ALMIGHTY erlebt hat.
Weiterer Fußwipprock gemahnt an kleine alte Bands aus Texas, man merkt sofort, dass der Erfindergeist vom HOLY DEATH Trio nur soweit ausgeprägt ist, den aufgekochten Rockeintopf etwas frischer wirken zu lassen. Wenn aus dem mittelschnellen Stampfboogie heraus auf einmal das komplett entfesselte Gitarrensolo losprügelt, geht mein Kollege und Freund Rainer sofort auf Abstand. Wir lauschen hier gemeinsam diesem Album und diskutieren. Er meint, die wilden Soli seien unnötig, der erdig groovende Beginn hätte doch gereicht. Ich sehe das komplett anders und geniesse die Explosionen in meiner Seele, hervorgerufen von eben jenen kochend heissen Gitarrenläufen. Ganz ehrlich, so geht Rockmusik. Und dann auch noch in schön dirty und heavy.
Bei einigen Stücken drosselt das HOLY DEATH TRIO die Beatzahl pro Minute, dann walzen sich die Riffs zäh und monolithisch aus den Boxen, dann wird das sonst flippige Jaulen der Leadgitarre zu einer dampfenden, schwarz verkrusteten Mindfuckmelodie. Ihre Attitüde des Einstopselns und Losrockens zeigen sie schon beim Titelstück des Albums, dem Intro, welches in den Fetzer ´White Betty´ mündet. Die Band betritt schlichtweg den Proberaum inklusive Aufschluss der Tür. ´White Betty´ ist dann ein Hardrock’n’Roll Burner mit treibendem Rhythmus und furiosem Solo auf dem Mittelteil. Typischer Heavy Trio Rock, bei dem der Bass auch mal mehr zu sagen hat. Die Riffs sind ebenso vertraut wie erstklassig. Man spürt, wie die Band schlichtweg vor Freude explodiert.
Nach mehrmaligem Durchhören gibt es für mich neben eben diesem wilden Einstand noch den Monster Boogie ´The Killer´, das doomig schaurige ´Witch Doctor´ und den 70s Heavyrock ´Bad Vibrations´ mit dröhnenden, tiefen Gitarren und brodelnd heißen Soli als herausragende Highlights. Ich denke, der Rest kommt später dazu. Ich lege nun alles weg und gebe mich diesen Leadgitarren hin, die mir die Seele förmlich aus dem Leib fetzen.
(9 Punkte)