MARTIN WINSOR & JEANNIE STEEL – Troubadours
~ 2021 (Railroad Tracks) – Stil: Folk ~
´Troubadours´ ist ein kleines Folk-Juwel, das beinahe bis in alle Ewigkeit in Vergessenheit geraten wäre.
Es ist Sommer 1972 und drei junge Menschen der deutschen Gruppe GURNEMANZ verbringen ihre Sommerferien in London. Sie besuchen dabei auch die Folk-Clubs “The Half Moon” in Putney, “The Nag’s Head” in Battersea und vor allem das “Troubadour” in der Old Brompton Road. Dort treffen sie auf Martin Winsor, seine Lebensgefährtin Jeannie Steel und Redd Sullivan.
Martin Winsor war bereits in den Fünfzigerjahren im British Folk Revival unterwegs und mit Redd Sullivan in der Band FORTY FOUR SKIFFLE GROUP. Martin hat eine Bariton- und Jeannie eine Alt-Stimme. Er kann mit seiner beeindruckenden Stimme wunderbare Geschichten erzählen und ohnegleichen Trompeten nachahmen, sie stammt gar aus einer schottischen Bardenfamilie ab. Gemeinsam sind sie noch in den Siebzigerjahren ein echtes Erlebnis.
Seit 1963 führt Martin das “Troubadour” und muss erst in den späten Siebzigerjahren die Durststrecke der Folk-Szene überstehen.
Mit den drei Deutschen, Lukas W. Scheel, Wolfgang Riedel und Manuela Schmitz, bleiben sie allerdings in Kontakt, denn erstgenannter verdingt sich auch als Booking-Agent und kann das Duo durch Europa auf Tournee schicken. Im Gegenzug arrangiert Martin für GURNEMANZ Auftritte in London. Aus dem zufälligen Treffen im Jahre 1972 wird eine lebenslange Freundschaft.
Sie initiieren aufgrund der kontinentaleuropäisch populären Folk-Happenings das Wanderfestival “Folk Omnibus” und touren mit drei Acts durch die Gegend: Martin und Jeannie, GURNEMANZ und John Makin (aka Mr. John). Da Martin und Jeannie schon länger kein Album aufgenommen haben, nehmen sie jetzt in Zusammenarbeit mit GURNEMANZ und deren Produzenten Wolfgang Homeyer einen neuen Anlauf. Das Album soll auf dem Unterlabel “Songbird” der “EMI” erscheinen. Allerdings entledigt sich die “EMI” kurzerhand von ihrer Tochtergesellschaft und die im Mai 1979 aufgenommene Platte wird nicht veröffentlicht.
Der Erhalt der Aufnahmen ist John Cremer zu verdanken, der die Aufnahmen seit 1979 aufbewahrt und sie in seinem “Railroad-Tracks”-Studio neu mastert. Er war Mitglied bei GURNEMANZ und ein langjähriger “EMI”-Toningenieur. Somit kann viele Jahre später ´Troubadours´ endlich auf Doppel-CD und Doppel-Vinyl erscheinen. Eine Scheibe enthält die Studio-Sessions aus den “Basement Studios” von Köln, die andere “Live Recordings” aus dem “Audimax” in Aachen.
Gut die Hälfte der Studio- als auch der Live-Aufnahmen besteht aus altem, traditionellem Liedgut aus Schottland und England, enthält aber auch den öfters von Sandy Denny gesungenen Song ´Been On This Road So Long´, den alten Blues-Song ´Stealin’´ aus den Zwanzigerjahren der MEMPHIS JUG BAND oder ´Sportin’ Life Blues´ von Walter „Brownie“ McGhee, den nicht nur THE LOVIN’ SPOONFUL und Eric Clapton gemeinsam mit J.J. Cale nachspielte.
Diese Lieder müssen gehört werden. Denn es wäre eine Schande gewesen, wenn die Perlen von ´Troubadours´ im Morast verendet wären.
Besetzung:
Jeannie Steel – Gesang, Gitarre, Kazoo
Martin Winsor – Gesang, Gitarre
Siegfried Bushuven – Kontrabass, Bass Gitarre
Wolfgang Riedel – Gitarre, Bouzouki, Mundharmonika
Manuela Schmitz – Gesang, Percussion, Tin Whistle
“Lukas“ Wolfgang Scheel – Mandoline, Banjo
John Makin – Gesang, Gitarre (live)