DEREK SHERINIAN – Vortex
~ 2022 (Inside Out) – Stil: Jazz/Prog Rock ~
DEREK SHERINIANs Zeit bei DREAM THEATER war nicht wirklich lang. Wenn sie damals wirklich zusammengefunden hätten, wäre das heute vielleicht eine andere Band. Klar, das ist Spekulation. Nach der Trennung war er nicht mehr wirklich auf meinem Radar. Gut, einiges ist auch bei mir angekommen, PLATYPUS etwa oder BLACK COUNTRY COMMUNION. Auch von seinen Solo-Alben habe ich zumindest ab und zu mitbekommen. Wirklich wieder wahrgenommen habe ich ihn erst wieder, als er mit den SONS OF APOLLO um die Ecke kam. Da hat er für mich sogar DREAM THEATER überholt.
Egal, was er sonst so zu tun hat, Zeit für ein Soloalbum war auch mal wieder. Ein paar Wegefährten zusammengetrommelt, als Basis Simon Philipps (Drums) und Tony Franklin (Bass). Dazu kommen ein paar Gitarristen, mit denen er immer wieder zusammenkommt. Und mit denen hat er mal eben acht Stücke eingespielt. Mit denen bewegt er sich mal nahe am Jazz Rock, mal eher in die Prog Rock Ecke.
Der straighte Rocker ´The Vortex´ mit Steve Stevens ist schon einmal eine gute Einladung, ist der Hörer erst mal am Haken. Der Kopf von EXTREME (ob von denen auch noch mal was Neues kommt?) Nuno Bettencourt sorgt für das funky Riffgewitter in ´Fire Horse´. Der Klavier Jazz von ´Scorpion´ kommt ganz ohne Gitarre, dafür gibt es ein irrwitziges Basssolo. Steve Stevens zum Zweiten, in ´Seven Seas´ wartet er mit recht schrägen Gitarrenklängen auf. Stark finde ich, wie sich Derek, der eigentliche Star des Albums, zugunsten seiner Gäste an den Klampfen zurücknimmt. Er stellt ihnen mit seinem meist sparsamen Spiel für ihr eigenes Spiel die Bühne zur Verfügung, richtet sozusagen den Spot eher auf seine Gäste. Egotrip geht sicher anders.
Einer meiner Favoriten ist der teuflisch swingende ´Key Lime Blues´. Auf einer Grundlage, die ein wenig an Stevie Wonders Glanzzeiten erinnert, dürfen gleich zwei Meister sich Duellieren. Joe Bonamassa und Steve Lukather, und nein, es gibt keinen Sieger. Michael Schenker, für den Derek auf ´Immortal´ spielen durfte, und Zakk Wylde verfeinern das heavy rockende ´Die Kobra´. Als alter Fan vom Schenker-Mike hat sich Derek sicher von ein paar seiner Lieder inspirieren lassen, bis zurück in die frühen Jahre der SCORPIONS oder vom Riff von ´Into The Arena´. Eher Fusionesk wirkt ´Nomads Land´ mit Mike Stern, das mich, ehrlich gesagt auf hohem Niveau am wenigsten packt. Dafür darf SONS OF APOLLO-Kollege Bumblefoot den abschließenden Elf-Minuten-Progger ins Saiten-Nirvana spielen. Hier kann man dann doch mal wieder erahnen, was und wen DREAM THEATER verloren, als sie und Derek Sherinian getrennte Wege gingen.
Mit diesem grandiosen Album ruft sich ein Mann ins Gedächtnis, der fern aller Ego-Trips, mit den Besten seiner Zunft spielen durfte, sich auf keinen Stil festlegen lässt und selbst mit rein instrumentaler Musik zu überzeugen vermag. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich in der nächsten Zeit ein ähnlich starkes gesangsfreies Album zu finden ist.
(9,5 Punkte)
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