KLAUS SCHULZE – Deus Arrakis
~ 2022 (SPV Recordings) – Stil: Elektronische Musik ~
Klaus Schulze war von minimalistischer als auch klassischer Musik beeinflusst. Nach seinen kurzen Stationen bei PSY FREE mit Alex Conti, TANGERINE DREAM mit Edgar Froese und ASH RA TEMPEL mit Manuel Göttsching und Hartmut Enke widmete er sich ab 1971 seinen eigenen universellen Klangteppichen. Seine hypnotischen und repetitiven Soundlandschaften wurden zum Vorbild für viele nachfolgende Generationen. Neben Edgar Froese gehörte er zu den Wegbereitern der Berliner Schule. Sein Einfluss ist derart immens, dass er sogar liebevoll als Großvater des Techno bezeichnet wird.
Filmkomponist Hans Zimmer, mit dem Klaus Schulze kürzlich noch an dessen Soundtrack zur “Dune”-Neuverfilmung von Denis Villeneuve gearbeitet hatte, bezeichnete ihn als “einen Meister, einen Einfluss und Influencer unzähliger anderer, der uns alle immer noch mit einem tiefen Sinn für Menschlichkeit und Mysterium verbindet.” Und fügte hinzu, dass “die Musik von Klaus Schulze noch nie so aktuell wie jetzt war.”
Da der Klangschöpfer von solchen Meisterwerken wie etwa ´Timewind´, ´Mirage´ oder ´X´ am 26. April 2022 tragischerweise mit 74 Jahren verstarb, gerät sein neuestes Werk zur Schlussvorstellung.
´Deus Arrakis´ ist jedoch Klaus Schulzes zweite Reise über den bekannten Wüstenplaneten. Denn als begeisterter Leser des Romanzyklus “Dune” nahm er sich gemeinsam mit Arthur Brown und Wolfgang Tiepold schon einmal der Geschichte an, erschuf mit ´Dune´ (1979) seine persönliche Vertonung und mit dem Song ´Frank Herbert´ auf der Vorgänger-Scheibe ´X´ (1978) eine Hommage an den US-amerikanischen Science-Fiction-Autor und Schöpfer der Geschichten des Wüstenplaneten.
Schließlich ließ die Neuverfilmung von Denis Villeneuve und ein Anruf von Hans Zimmer seine Begeisterung wieder schier aufflammen. Er ging in das Studio, spielte und spielte, und schickte als sein Abschiedsgeschenk einen letzten Gruß an Frank Herbert.
Denn ein letztes Mal nimmt Klaus Schulze seine Zuhörerschaft auf seine Traumreisen mit, drei an der Zahl. Sphärisch gleitet ´Osiris´ durch den Schulzesken Musikkosmos. Noch einmal öffnet sich das Tor zum Universum der Berliner Schule, den Klangkammern von Klaus Schulze. Räume öffnen sich, bekannte und vertraute, aber auch neue. Bilder ziehen vorüber. Der glorreichen und hellen Atmosphäre haftet obendrein eine gewisse Dunkelheit an. Irgendwann springen Elektronik-Geister hinzu und vergnügen sich bis zum sphärischen Ausklang der 18-minütigen Komposition.
Kreischende Störwellen und -geräusche eröffnen das 31-minütige ´Seth´. Das Baden im Wellenrauschen nimmt allerdings nach wenigen Minuten einen entspannten Luftdruck an. Die zweite Zusammenkunft unter dem Firmament der Berliner Schule zieht erst in aller Ruhe ihre Kreise, ehe eine klimpernde Beschleunigung einsetzt. Die kreisenden Melodien drehen sich dabei im Gehirn wie im All immer weiter. Leichte Störwellen ändern die Richtung und das Cello von Wolfgang Tiepold erscheint zu zirpenden Klangwellen. Zu zischenden Geräuschen zieht urplötzlich die Schönheit ein und das Cello schmiegt sich noch mehr an, am Fenster zum Universum. Blitze ändern die Blickrichtung, um nochmals in die liebgewonnenen Sphären hineinzutauchen, doch das morbide Cello des Schnitters bleibt zugegen.
´Der Hauch des Lebens´ bahnt sich letztlich suchend seinen Weg durch das Universum. Zur sphärischen und geisterhaften Atmosphäre ist das wahrhaftige Atmen des Lebens zu vernehmen. Eine unheimliche und schauerliche Soundwolke breitet sich aus, doch die letzte Ankunft in der Berliner Schule eröffnet eine weitere Ehrenrunde im sich weitenden Kosmos. Schneller und schneller ziehen sich die Bahnen durch das Weltall und machen den Weg frei für einzelne und schöne Melodienfolgen. Rauschende Sphärenklänge begleiten die letzten Atemzüge der 27-minütigen Komposition bis zum Schlusssatz.
Danke, Klaus Schulze, danke. Fliege weiter, Geist der Elektronik, halte niemals inne, sei frei und atme, bis in alle Ewigkeit!
(9 Punkte)