POWERHEAD – Curse Of Stone
~ 2022 (Eigenproduktion) – Stil: Heavy Metal ~
POWERHEAD habe ich 2017 als Support für meine damalige Band in Wacken im “Wackinger” gehabt. Beeindruckend war das nicht. Der Gesang rotzig, aber ohne Charakter, die Musik 08/15 Amateur-Metal, dafür die Jungs sehr sympathisch. Hab die Band unter regionaler Schrammelkapelle abgelegt und hatte, wie viele heiß aussehende Weibsbilder beim Restef… Pardon… Metalflirt schlichtweg: kein Interesse!
2022, längst ist meine Band von 2017 Ex und ich als Guardian auf 12 Stunden Wacht auf einer Quarantänestation in einer Hamburger Obdachlosenunterkunft, da will ich nach frischer Musik schauen, damit man mich nicht noch bald awaken muss. Der verrückte Heavy Metal Freak Anderson Tiago hat auf seinem NWoTHM-“YouTube”-Kanal immer die eine oder andere gute Empfehlung, und just an jenem Tag im März stolpere ich über ein 2022er Album von POWERHEAD. Skeptisch, aber auch neugierig lausche ich und bin urplötzlich absolut awake.
Krass, wie die sich gewandelt haben. Ein Stück wie ´My Final Battle Cry´ drückt diese Wandlung gut aus. Besinnlicher Anfang, dann der Umschwung in einen stampfenden Banger mit Hymnencharakter. Rostige, mittelhohe Vocals vom bärigen Frontberserker Brede, die zwischen altem Teutonen-Thrash und alten Teutonen-Heavy Metal ihre Nische gefunden haben. Räudig, dirty und biestig, aber immer melodisch führt Brede die Songs an. Seine Crew baut ihm dafür das Fundament.
Auch wenn POWERHEAD gerne auch Mal kurze Brücken und Wechsel einbauen, hier bleibt der Stahl unkompliziert und supercatchy. Bei vielen Refrains wird Brede noch an den strategisch wichtigen Punkten mit Gang-Vocals im besten 80er Stil unterstützt. Da geht die Fist of Steel automatisch nach oben. Dazu. Dann die Soli. Sie sind allergeilste feurige Heavy Metal-Soli, mit einer immensen Leidenschaft gedroschen, oft als coole Melodien, dann wieder als blitzendes und schön wildes Geheul in Erscheinung tretend. Die Riffs und Gitarrenläufe sind zuweilen verspielt, aber ebenfalls stets packend und unkompliziert aufgebaut, getragen von einem soliden Rhythmusfundament ohne Schnörkel.
Die Vorbilder im teutonischen und internationalen Heavy Metal sind schnell ausgemacht und umso rascher wieder vergessen. Im Vergleich haben POWERHEAD absolutes Weltformat für den Underground. Neue Räder werden nicht erfunden und auch das Feuer als Licht- und Wärmequelle ist ein uralter Hut. Die Musik von POWERHEAD zieht mit 1985er- bis ca. 1994er-Inspirationen in die Schlacht und beeindruckt mich ohne mit der Wimper zu zucken bei dieser zweiten Begegnung.
´Time To Rise´ nennt sich das kleine Biest, treibend, heavy und schwungvoll, hier und da ganz sachte groovy, ohne einen an die Metal-Zerstörung der 90er denken zu lassen. Es passt schlichtweg als Farbtupfer in einen mitreißenden Abgehsong. Ich bin verzückt, tanze headbangend umher, dass meine Miezen ganz verwundert schauen. Und eigentlich verwundert die gar nix mehr. Abgeschlossen wird das Album von der Durchhaltehymne ´I’ll Believe In You´. Fast 8 Minuten Melodien, kantige Riffs, überschäumende Leadgitarren und schiere Kraft. Sogar mit einem großartigen Mitsummpart. So generisch diese Musik auch sein mag, so geil ist sie für das Genre. Was stimmt hier? Nun, sie hat Spirit, brodelt vor Leidenschaft, die Band hat Spaß beim Spielen und Brede ist zwar kein Techniker, aber hat eine charismatische Stimme entwickelt. Geht doch! Neben WHITE TOWER aus Griechenland die zweite absolut urtypische Heavy Metal-Band, die mich mit einer neuen Platte zu überzeugen weiß.
(8,5 Punkte)