COLOSSEUM – Restoration
~ 2022 (Repertoire Records) – Stil: Jazzrock/Bluesrock ~
Sie zogen als eine der ersten Bands aus, um der Welt aus einer Hand Rock, Blues und Jazz zu schenken: COLOSSEUM mit Schlagzeuger Jon Hiseman, Tenorsaxophonist Dick Heckstall-Smith, Organist Dave Greenslade, Bassist Tony Reeves, Gitarrist Jim Roche und Sänger/Gitarrist James Litherland. Zumindest ihr zweites, 1969er Werk ´Valentyne Suite´ darf in keiner umfassenden Sammlung fehlen.
Doch bei der neuerlichen Wiedervereinigung ist keiner dieser Musiker in Sichtweite, immerhin standen und stehen Gitarrist/Sänger Dave “Clem” Clempson seit 1969, Bassist Mark Clarke und Sänger Chris Farlowe seit 1970 immer wieder in den Reihen von COLOSSEUM, heuer mit den Jungmitgliedern, Saxofonist Kim Nishikawara, Organist Nick Steed und Schlagzeuger Malcolm Mortimore – von Jon Hiseman und Heckstall-Smith überhaupt keine Spur.
Am Ende des Tages wird es allerdings sehr schwierig, wenn nicht nur der Name COLOSSEUM mit stolz geschwellter Brust getragen wird, sondern die hüpfende Person des göttlichen, 1971er Live-Albums ´Colosseum Live´ mit ihrem Schatten auf dem neuen Cover-Artwork wieder auftaucht, alle Emotionen beiseitezuschieben. Dass die zehn neuen Kompositionen von den neuformierten COLOSSEUM 2020 im Studio „The Bunker” in London, 2021 in den “Temple Studios” in London und in den “Berry House Studios” in Ardingly erstklassig aufgenommen werden, war nicht anders zu erwarten. Der vorgestellte zahme Jazzrock (´First In Line´) und der gewöhnliche Bluesrock (´Story Of The Blues´) sind jedoch alles andere als herausragende Kompositionen, die mit dem Liedgut der Legende nicht mithalten können.
Wer immer noch mitzieht, wenn COLOSSEUM ohne Jazz und ohne Progressive Rock in der Nacht um die Häuser ziehen, kann ´Restoration´ widerspruchslos in die Sammlung einsortieren. Bei einem 72-jährigen Clem Clempson, einem 71-jährigen Mark Clarke und einem 81-jährigen (!) Chris Farlowe endet der wilde Streifzug durch die Nacht ohnehin nicht erst früh am Morgen.