JOANNE SHAW TAYLOR – Blues From The Heart Live
~ 2022 (KTBA Records/Rough Trade) – Stil: Blues / Soul ~
Das letzte Studioalbum der in die USA umgesiedelten Britin mit dem schlichten Namen ´The Blues Album´ mit vielen Klassikern fand ich etwas zu glattpoliert, insgesamt aber trotzdem recht stark. Auch – wie dieses vorliegende Album – von Joe Bonamassa und Josh Smith produziert, klang es irgendwie mit angezogener Handbremse eingespielt. Das Live-Album hat nunmehr zusätzlich Kevin Shirley (LED ZEPPELIN, IRON MAIDEN, DREAM THEATER) gemischt.
Zwar beginnt Joanne auch hier gleich mit einem Klassiker, ´Stop Messin’ Round´ bekannt durch FLEETWOOD MAC und Gary Moore, aber sie spielt deutlich spontaner auf. Der Backgroundgesang, okay, aber sonst gesanglich und instrumental sofort auf der Gewinnerinnenseite.
´Blues From The Heart Live´ kommt als Konzertfilm, DVD/CD bzw. Blu-ray/ CD mit 16 Songs und ein paar Gastauftritten (nicht nur von Joe, der auf den drei letzten Songs dabei ist). Nach dem schon sehr überzeugenden ´Songs From The Road´ 2013 wieder ein Live-Album mit Konzertaufnahme. Auf Song Nr. 2 ´If That Ain’t A Reason´ zeigt Joanne vor allem ihr großes stimmliches Volumen zwischen Blues und Soul. Neben ihrer Gitarre bekommt auch vor allem Keyboarder und Pianist Jimmy Wallace des Öfteren ein Stück des Rampenlichts ab.
Joanne Shaw Taylor hat einen kleinen Hang zum Mainstream, wenn sie aber gitarristisch künstlerisch aus sich rausgeht, wie beim Schluss von ´Keep On Lovin’ Me,´ wird es richtig aufregend. Oder der dick aufgetragene vokalistische Soulschmelz von ´If You Gotta Make A Fool Of Somebody´ oder ´Let Me Down Easy´ in der Tradition von Otis Redding und anderen Soul-Größen kann auch absolut überzeugen durch ihre Doppelbegabung. Denn die Gitarre brennt ganz ordentlich den Schmelz zwischendurch weg.
Mit 16 Songs wird eine reiche Auswahl geboten, alle im Januar 2022 in Franklin, Tennessee, aufgenommen. Und Joanne spielt sich warm. Ob bei der wunderschönen Ballade ´I’ve Been Lovin’ You Too Long´, Boogie-Rock (´Three Time Loser´) oder Southern Rock (´Dyin’ To Know´) Joanne kann hier insgesamt mehr überzeugen, weil bei aller Perfektion Spontanität und Spielfreude immer eine wichtige Rolle spielen. Langeweile kommt keine auf. Die letzten Songs werden wie oben schon erwähnt mit Joe Bonamassa eingespielt. Dabei kann der alte Gassenhauer ´Summertime´ dank Joannes Stimme am meisten überzeugen (wenn sie auch selbstverständlich keine Janis Joplin ist).
Insgesamt ein überzeugendes Konzert einer hochbegabten Künstlerin. Unterhaltsam und auf dauerhaftem hohen Niveau.
(8 Punkte)
Pic: Kid Wood
(VÖ: 24.06.2022)