KEITH THOMPSON – Smoke And Mirrors
~ 2022 (Density Music) – Stil: Classic Rock/Blues ~
Keith Thompson führt die Tradition des britischen (Blues) Rock fort und ist ein wenig bekannter, aber sehr starker Gitarrist und guter Sänger. Seine Tourneen haben ihn über die halbe Welt geführt und er hat mit allerhand Musiker, darunter auch Legenden wie Steve Winwood, Greg Ridley (u. a. SPOOKY TOOTH, HUMBLE PIE) oder Robbie Blunt, der früher mal mit CHICKEN SHACK und Stan Webb spielte, zusammengearbeitet. Keith hat das Album 2020 und 2021 während des Lockdowns fast komplett alleine eingespielt, eigentlich ließ er sich nur bei einem Song unter die Gitarrenarme greifen.
´Easy Money´ ist ein klassischer Opener, getragen von einer melodischen Gitarrenmelodie und von klassischem Blues-Gesang. Ein bisschen wie Gary Moore in seiner Blues-Phase. Gary, Eric Clapton, Rory Gallagher, Jimmy Page und Paul Kossoff sind einige seiner Helden, er hat aber auch schon mit Mick (Wurzel) Burston (später verdienter MOTÖRHEAD-Gitarrist) zusammengespielt. Da hört man jetzt keinen Einfluss.
´Moment Of Choice´ greift im Anschluss auf etwas verhallten Gesang und von Keith selbst arrangierte Streicher zurück. Das enge Blues-Korsett wird hier schnell verlassen und der Song erinnert an große Rock-Momente und beinhaltet ein weiteres, sehr emotionales Gitarrensolo. ´Anybody’s Guess´ ist dagegen wieder klassischer Blues orientiert am US-Blues und britischen Blues-Größen. Ziemlich unspektakulär in diesem Fall.
´Sandcastles Of Lies´ transportiert große Gefühle, erinnert an die symphonischen THE WHO Anfang der 70er-Jahre und hat auch Pop-Einflüsse, schon alleine durch das Klavier. Die Gitarrensoli sorgen einmal mehr für die Höhepunkte. Irgendwie auch etwas klaustrophobische Stimmung, vielleicht wegen des Lockdowns. Viel luftiger dann ´Falling´ trotz des Titels. Ein Rocktitel mit eingängigem Refrain und – klar – tollem Gitarrensolo. Auch ´Foolish Pride´ ist ein Schmelzpunkt zwischen Bluesgitarre, luftigem Rock und viel Rhythmik. Eher Adult-Rock (kein AOR) als reiner Blues. ´Softer Frame Of Mind´ ist ein guter Rock-Titel mit luftigen Riffs und Synthieeinlagen. Das hätte in den 70er Jahren ordentlich Hitpotential gehabt. Dieses Mal wird das Solo gefiedelt und nicht auf der Gitarre gespielt. Denn hier sind ausnahmsweise Gastmusiker wie Nick Gibbs an der Geige involviert. Spartanischer klingt dann das längere ´The Ride´, hier scheint wieder mehr der Blues durch. ´Chasing The Wind´ ist eine feine melancholische Blues-Ballade, die auch Gary Moore gitarrentechnisch nicht viel besser hinbekommen hätte. Über zehn Minuten lang und trotzdem nie langweilig.
Das Album wird nicht als Klassiker in die Geschichte eingehen. Es ist durch seine große Bandbreite aber sowohl für tolerante Blues-Rocker als auch für den Classic-Rockliebhaber sehr empfehlenswert. Zusammengehalten wird das Album vom unspektakulären, aber guten Gesang und von der spektakulären Gitarrenarbeit von Keith Thompson. Es wundert mich schon, dass er fast nur über „Bandcamp“ präsent ist. Ältere Semester werden nach Genuss des Albums etwas von den „guten, alten Zeiten…“ murmeln. Aber kein Missverständnis: antiquiert klingt das nicht, eher zeitlos.
(7,75 Punkte)