HIGH FIDELITY – Come Rain Or Shine
~ 2022 (recordJet) – Stil: Westcoast Rock ~
Nicht irgendwo aus den Vereinigten Staaten kommen HIGH FIDELITY, auch wenn es so klingt als wären sie in den USA musikalisch sozialisiert worden. Aber Musik ist nun mal ein globales Ereignis und dank der Digitalisierung und dem Internet irgendwie inzwischen sowieso immer überall verfügbar.
Da braucht’s heute auch nicht mehr die Story vom Onkel (oder der Tante), die von der US- Geschäftsreise US-Platten mitbrachten, die der kleine Neffe dann leidenschaftlich…usw.
Nein, auch in Hannover kann man einfach für US-amerikanischen Rock brennen, auch wenn man Thomas Michael „Tom“ Wisniewski oder Moritz Haak heißt, wie zwei der vier Musiker von HIGH FIDELITY, die für die stilprägenden Gitarren verantwortlich sind. Tom singt dazu sehr authentisch, auch wenn mit kleinem deutschen, vernachlässigbarem Akzent. Er und HIGH FIDELITY erinnern an THE ALLMAN BROTHERS BAND oder THE EAGLES und die Aufbruchsstimmung US-amerikanischer Musik in der ersten Hälfte der 70er Jahre als die Weite des Landes noch mit der großen Breite an erreichbaren Lebenschancen verbunden wurde. Das ist lange her.
´Too Many Times´, der Opener, klingt sehr authentisch und der erste richtige Höhepunkt ist ´Only The Rain´, sehr starke Stimmung und Melodie. Hauptsongwriter Tom singt viel über Liebe, Gefühle und Verlust, weniger über die aktuellen vielen Schieflagen dieser Welt. Die Ballade ´Time Will Pass Us By´ könnte auch von LYNYRD SKYNYRD oder Neil Young stammen. Mit weiblichem Backgroundgesang und WahWah-Gitarre. Sind die ersten Songs noch eher kompakt, wird mit dem melancholischen ´Back Again´ eher weiter ausgeholt, wie man das von den genannten amerikanischen Bands kennt. Aber immer relaxed ohne den Druck, jetzt irgendein fulminantes Gitarrensoli bringen zu müssen. Auch beim Songwriting und musikalischen Aufbau sind die Emotionen wichtiger als Prahlerei und spektakuläre Ideen.
´Free Bird´ hätte ich jetzt nicht unbedingt als Namen eines Lieds gewählt. Aber auch ein schöner Song, trotz des geschichtsträchtigen Namens. Erinnert etwas an James Taylor oder Crosby, Stills & Nash. ´Take It For Granted´ atmet wieder mehr den Südstaaten-Rock, ist ein schöner Boogie. ´Why’d You Come´ ist ein etwas rührseliger Lagerfeuersong, aber auch sehr angenehm. ´At The End Of The Day´ bleibt im ruhigen Fahrwasser. Der letzte, wieder etwas längere Song, ´Look, The Sun Is Rising´ beendet das Album so ruhig und entspannt mit einem Schuss Melancholie, wie es begonnen hat. Passender Gesang und feine Gitarrenarbeit und gegen Schluss aber mal richtig spannend aufbrausend. Die richtige große Leidenschaft, die vermisst man hin und wieder etwas. Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt.
Produzent Willi Dammeier hat auch an den Reglern in Hannover die richtige Einstellung für die Produktion gefunden, so dass alles gut passt. Anscheinend wurden nur der Gesang und die Gitarrensoli nicht live eingespielt. Starke Platte. Da muss man nicht in die USA schauen, auch Niedersachsen ist ein weites Land. Die richtige Platte für einen schönen Sommer voller Sonne und Liebe. Also genau das richtige in diesen Scheiß-Zeiten.
(7,75 Punkte)
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(VÖ: 3.06.2022)