MOTHER MERSY – From Above
~ 2022 (Raw Street Noise/Ingrooves) – Stil: Classic Rock ~
Aus Schweden kommen diese coolen Jungs, die ihr Heil seit 2015 im klassischen Rock der Vergangenheit suchen und im Video vom ordentlichen Rock-Banger ´See Right Through Ya´ gleich etwas an die legendären dänischen Rock-Anarchisten D.A.D. erinnern (nicht von der Frisur, denn ´I Won’t Cut My Hair´ kommt bei Sänger Emil Starbrant deutlich zu spät, eher, weil sie zu Beginn auf alten Sofas rumlümmeln). Aber die aufgedrehten Gitarren und ein gewisses Humorverständnis (auch im hervorragenden, witzigen Coverartwork) knüpfen nicht nur an diese beliebte Heavy Rock-Band der 80er an. Im Mittelpunkt ab dem Opener ´Your Thing´ steht der schon genannte Emil Starbrant, der eine gute Stimme hat, um Emotionalität und Exaltiertheit in die Songs zu bringen. ´Attention´ liegt irgendwo zwischen harten AEROSMITH und Southern Rock, nur die Gitarren sind etwas noisiger. Der Refrain kommt mit Power-Chor.
´Take You There´ verlässt sich einmal mehr auf den kraftvollen, aber sicher auch etwas polarisierenden Gesang von Emil, der schreit, ächzt, stöhnt, pfeift. Aber im gefühlvollen Mittelteil wird auch klar, dass es auch etwas ruhiger und emotionaler geht. Aber dann röhrt die Lead-Gitarre wieder voll los und Emils Gesang kratzt etwas an den Nerven.
So richtig gut gefällt es mir dann eigentlich im zweiten Teil des Albums. ´Wake Me Up´, da wirkt die Band aufgeweckt (elegante Formulierung von mir) und kann zum ersten Mal (na ja das genannte ´See Right Through Ya´ war auch schon ganz gut) so richtig überzeugen. Da sind die Riffs und die Hooks an der richtigen Stelle, der Song ist sauber und spannend strukturiert. Da kommt Freude auf. ´See You Again´ ist dagegen eher saft- und kraftlos. Aber ab ´Lost In The Fire´ kann die Band mit den letzten drei Songs den verlorenen Boden wieder gut machen. Vor allem bei den längeren Songs ´On My Own´ und vor allem dem Schlusspunkt ´Sublime´ zeigen die Band und Emil Starbrant einen Tiefgang mit ruhigeren, melancholischen Ansätzen.
Der zweite Teil der Platte gefällt mir besser, ist zielführender und leichter zugänglich als die zwar härtere, aber chaotischere erste Hälfte. Für die Plattendramaturgie ist das natürlich eher nachteilig, denn wer hört Platten schon von hinten nach vorne.
Technisch sind MOTHER MERSY nicht unbedingt immer sehr sauber und auf hohem Niveau, das ist den Jungs wahrscheinlich aber auch egal. Denn sie transportieren lieber Chaos und später auch Emotionen, weniger anspruchsvolle High-Class-Musik. Mit Emil Starbrant können sie zumindest einen wichtigen „Glimmer-Anteil“ vorweisen, der hat Charisma. ´See Right Through Ya´, das anfangs genannte Video-Stück für die harte Seite, ´Wake Me Up´ für die rockige Seite und ´Sublime´ für die melancholische Seite empfehle ich als Appetithappen. Guter Start (denn bisher gab es nur eine 2017er EP).
(7 Punkte)