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CAVE IN – Heavy Pendulum

~ 2022 (Relapse) – Stil: Alternative Rock/Post-Hardcore/Progressive Rock/Space Rock ~


Seit CAVE IN aus Methuen im US-Bundesstaat Massachusetts sich mit ihren ersten beiden Alben bereits Mitte der 90er als legendäre Post-Hardcore-Band etabliert hatten, haben sie ihren Sound kontinuierlich in Richtung Progressive Rock, Stoner und Mainstream-tauglichen Alternative verwandelt, bevor sie 2011 mit ´White Silence´ wieder zurück zu ihren Ursprüngen gelangten. Insgesamt sieben Longplayer stehen dem Quartett seither zu Buche, aber auf ihrem neusten Werk ´Heavy Pendulum´ treiben CAVE IN ihre Metamorphose nun auf neue Extreme, denn es umfasst nahezu jeden Teil ihrer Geschichte und verwandelt die Band dabei in ein unheimliches, riesiges Biest!

Das Album ist insofern sowohl eine natürliche Fortsetzung ihres Sounds als auch eine Rückkehr zu ihren ´Jupiter´- und ´Tides Of Tomorrow´-Tagen. Stephen Brodskys Gesang ist zu gleichen Teilen eindringlich und gebieterisch, das Schlagzeugspiel von John-Robert Conners ungemein vielfältig, von kräftigen, an Hardcore-Punk grenzenden Rhythmen bis hin zu berauschenden Progressive Rock-Reisen über die Felle und Becken. Adam McGraths zusätzliche Gitarre ergänzt Brodsky einfach hervorragend und macht CAVE IN so dicht und robust wie nie zuvor. Zu guter Letzt spielt natürlich auch Nate Newtons körniger Bass eine wichtige Rolle, aber seine Beiträge hier sind weit bedeutsamer, da er auch am Songwriting beteiligt war.

Während sich die Instrumentalarbeit etwas mehr an ihre Frühphase anlehnt, gibt es viel Hardcore-Feuer auf der neuen Scheibe, und ´New Reality´ eröffnet sogleich mit furiosen Riffs, flammenden Schreien, spaciger Leadgitarre und Brodskys unverwechselbarer Stimme.

 

 

´Blood Spiller´ vermittelt hingegen gleich einige Grunge-Assoziationen, vor allem in den Gitarrentönen und im Gesang, während der Titelsong mehrere ALICE IN CHAINS-Balladen-Vibes kanalisiert, speziell in der dualen Gesangskonfiguration. Der Song ist weit ruhiger als seine Vorgänger und angetrieben von einem unersättlichen Groove, der auf und ab fährt, hymnisch und inspirierend, wobei er die Space Rock-Tendenzen mit viel Klassik-Rock-Hingabe vermischt und irgendwo zwischen SOUNDGARDEN und LED ZEPPELIN landet.

Es folgt ´Pendulambient´, ein experimenteller atmosphärischer Übergang, der an Shoegaze erinnert, und das später folgende ´Blinded By A Blaze´ ist ähnlich mürrisch und umfasst eine dunkle Melancholie, die die Band zur Schau stellt, um damit den emotionalen Kern des Albums zu bilden.

Es ist vor allem beeindruckend, wie gut sie sich CAVE IN von Stimmung zu Stimmung bewegen können, ohne einen Takt auszulassen, und dank des starken Songwritings und der überragenden Instrumentierung gibt es auf ´Heavy Pendulum´ eine wunderbare durchgehende Linie.

Das Album glänzt jedoch vor allem in jenen Momenten und Abschnitten, wo die gegensätzlichen Pole ihrer Klangpalette miteinander verschmolzen sind, wie etwa bei ´Searchers Of Hell´, mit seinen spacigen Alternative Rock-Strophen und dem ausgewachsenen Hardcore-Finale. ´Nightmare Eyes´ ist hingegen im Tempo fast gedämpft, aber es schleicht sich bedrohlich durch seine siebenminütige Laufzeit und könnte auch gut und gerne aus der Feder von John Baizley stammen.

Den unumstrittenen Höhepunkt unter den zahlreichen Highlights bildet jedoch eindeutig der Abschluss-Song ´Wavering Angel´, ein meisterliches zwölfminütiges Opus, in dem sich CAVE IN immerfort verdrehen, um das Licht aus jeder Facette ihres Sounds strahlen zu lassen, wie ein Juwelier, der einen Rubin untersucht. Das Stück ist eine berührende, persönliche Hommage an Freunde, die voneinander getrennt wurden oder gar verloren gegangen sind, und was als mitreißendes, akustisches Wehklagen beginnt, entwickelt sich zunehmend zu einem fesselnden, berauschenden Rocksong, der in seinem Finale zu einem majestätischen Ende findet – Gänsehaut pur, ein wahrer Geniestreich!

´Heavy Pendulum´ fühlt sich zugleich feierlich als auch hart erkämpft an, stark und dennoch sensibel, und es gelingt CAVE IN damit erstmals ihre gesamte massive Form in nur eine einzige Veröffentlichung zu packen – ein perfekt gestricktes Kraftpaket aus modernem Rock und Metal!

(9,5 Punkte)

https://www.facebook.com/CaveIn.Official


Pic: Jay Zucco
(VÖ: 20.05.2022)

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