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MISERY INDEX – Complete Control

~ 2022 (Century Media) – Stil: Grindcore/Death Metal/Hardcore Punk ~


MISERY INDEX aus Baltimore, Maryland, sind zweifellos eine Band, die gerne übersehen wird, obwohl ihr Sound sowohl Extrem-Metal- als auch Hardcore-Fans gleichermaßen ansprechen sollte und die Qualität ihrer Releases deutlich über dem Durchschnitt liegt. Textlich befassen sich die US-Amerikaner vornehmlich mit Problemen der realen Welt und vertiefen sich dabei in die Missstände und Versäumnisse der Gesellschaft – sowohl in einem größeren geopolitischen Maßstab als auch in Bezug auf ihre persönlichen Dämonen und Erlebnisse.

Das ist aber auch nur einer der Aspekte der MISERY INDEX von ihren eher blutrünstigen und todesbesessenen Death Metal-Kollegen trennt, denn im Gegensatz zum oftmals selbstverliebten Spiel ihrer Zeitgenossen, halten sie die Songs messerscharf und ohne jegliche überflüssige Mätzchen. Selbst wenn Leadgitarrist Darin Morris ein rasantes Solo abfeuert, verleihen seine Beiträge dem Geschehen einen feinen letzten Schliff, der jedoch niemals ablenkend oder gar überheblich wirkt, und Drummer Adam Jarvis, auch für seine Arbeit bei den Grindcore-Maniacs PIG DESTROYER bekannt, unterstützt ihn dabei mit einer fast unmenschlichen Ausdauer und Power.

Die beiden Sänger Jason Netherton und Mark Kloeppel halten die Dinge zudem frisch, egal ob sie Leadlines übernehmen oder sich gegenseitig pushen, und der Einsatz von zwei unterschiedlichen, ausschließlich harten Sängern ist eine Eigenschaft, die nur wenige Acts der harten Musik derart gekonnt umsetzen.

 

 

´Administer The Dagger´ bringt den Stein schließlich ins Rollen, mit seinen eindringlichen, dissonanten Tönen, die kraftvolle, brüllende Vocals einleiten. Es dauert nicht lange, bis sich das Tempo deutlich verändert und sich durch hämmernde Blastbeats und schnelles Riffing windet.

Die gut geölte Maschine feuert also immer noch mit einer ungeheueren Effizienz, und das folgende ´The Eaters And The Eaten´ stürmt mit Wutausbrüchen und wilder Intensität weiter. Verführerische Hooks und zerstörerisches Shreddern werden zu dominanten Verbündeten, die jeden Widerstand niederwälzen, und auch der Titelsong folgt diesem Beispiel und verschmilzt Melodien im Punk-/Hardcore-Stil mit der überwältigenden Kraft des Death Metal. Die Ebbe und Flut im Tempo lässt das Stück zwischen methodischer, Headbanging induzierender Gitarrenarbeit und schierer Brutalität hin und her springen.

´Conspiracy Of None´ bietet ebenfalls einige offenkundige Hardcore-Insignien mit direkterem Drang und moshbaren Beatdowns, während ´Reciprocal Repulsion´ schließlich einige der schnellsten Momente auf dem Display hervorruft, wobei die Band aus termingerecht ausgewählten Riffs und Blastbeats aus einem furiosen Bridge-Abschnitt hervorbricht.

MISERY INDEX haben erneut ein Album geschaffen, das den Death Metal ein gutes stückweit in die Moderne katapultiert und dabei die Vielzahl extremer Musik fest im Auge behält. Wer eine bestrafende Sammlung gimmickfreier und ultraharter Songs mit Texten aus der realen Welt sucht, liegt mit ´Complete Control´ jedenfalls eindeutig richtig.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/MiseryIndex


Pic: Ryan Phillips

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