PlattenkritikenPressfrisch

BRUCE HORNSBY – Flicted

~ 2022 (Zappo Productions-Thirty Tigers) – Stil: Songwriter Rock ~


Mit Bruce Hornsby habe ich mich noch nie so richtig intensiv befasst. Klar, einzelne Songs wie den 1986 veröffentlichten Hit ´The Way It Is´ kenne ich und habe Bruce Hornsby deshalb immer in die Softie-Schublade eingeordnet, vielleicht, weil er auch ziemlich skandalfrei agierte. In den letzten Jahrzehnten hat er für andere Künstler manchen erfolgreichen Song geschrieben und Einiges unter eigenem Namen und mit anderen veröffentlicht. ´Flicted´ soll der dritte Teil einer Trilogie von Songs sein, die größtenteils auf Filmmusik basieren, die für den Regisseur Spike Lee in den letzten Jahren geschrieben wurde. Das hat sich dann schon einmal richtig interessant angehört, auch wenn ich von dem – von mir eigentlich hochgeschätzten Spike Lee – auch schon lange nichts mehr angesehen habe. Das liegt aber weniger an Spike, als an meinen geänderten Freizeitgewohnheiten.

Der Opener ´Sidelines´ startet auch luftig und locker wie ich das nach meinen Hörerfahrungen und Vorurteilen erwartet habe. ´Tag´ ist allerdings anschließend schon deutlich verschachtelter, integriert THE BYRDS-Hippieness, THE WHO-Sprengsel und diverse Rhythmen in einen spannenden Song fernab von irgendeinem Easy Listening. Das Piano übernimmt in der letzten Hälfte das Geschehen. ´The Hound´ kommt geheimnisvoll und auch rhythmisch ähnlich komplex wie der Vorgänger-Song. Gesanglich gedoppelt, ins Progressive hineinreichend. Anspruchsvoll für Musiker und Hörer.

´Too Much Monkeys Business´, laut Info die erste Coverversion von Bruce in Form eines Songs von Rock’n’Roll-König Chuck Berry, kommt elektronischer, aber auch etwas nervend durch die Eintönigkeit des Basisrhythmus. Auch ´Maybe Now´ ist mit seinen gedoppelten Vocals eine Spur experimenteller als die Songs zu Beginn. ´Bucket List´ führt zunächst einmal den experimentellen Weg weiter. Man fühlt sich teilweise wie bei GODLEY & CREME in den 80er Jahren.

Aber es geht auch mit Ballade und deutlich einfacher zugänglich. Das im Duett mit einer der HAIM-Schwestern, Danielle Haim, gesungene ´Days Ahead´ kommt mit Streichern in bester US- Songwriter-Tradition. Schöner Song. Hätte auch ein Bruce Springsteen oder John Mellencamp aufnehmen können. Die akustisch geprägten ´Lidar´ und ´Is This It´ erinnern an Paul Simon und sind wieder deutlich komplexer gestaltet. ´Simple Prayer II´ ist dann wie der Titel suggeriert eher von einfacher Struktur und eine weitere schöne Ballade mit weiblichem Duettpart. Elizabeth Anne “Z” Berg ist die Sängerin mit der schönen Stimme. ´Point Omega´ schlägt am Schluss den Bogen gekonnt zu Jazz und Soul.

Insgesamt ein sehr abwechslungsreiches und für mich überraschendes Album, auf dem es mit etwas Geduld einige musikalische Kostbarkeiten zu entdecken gibt. Der rote Faden ist durch Bruce Hornsbys unprätentiösen, aber immer auch unverkennbaren Gesang jederzeit vorhanden. Empfehlenswert.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/brucehornsby/

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"