BEN CRAVEN – Monsters From The Id
~ 2022 (Desert Comb Music) – Stil: Progressive Rock ~
Das einzige Manko des neuesten Werkes von Ben Craven ist sein Nichterscheinen auf Vinyl. Denn ´Monsters From The Id´ besteht aus zwei, beinahe 20 Minuten langen Kompositionen, die jeweils eine Vinyl-Seite wunderbar ausgefüllt hätten. Ein klassischeres Progressive Rock-Werk könnte in diesen Tagen schwerlich erscheinen.
Stattdessen veröffentlicht Ben Craven ´Monsters From The Id´ als CD/DVD in einem dreifach Gatefold-Digipak. Denn die DVD enthält nochmals alle Lieder des Silberlings im 5.1-Surround-Mix und die CD selbst als Bonus vier Single-Edits, d.h. vier Auszüge aus den zwei langen Epen, die sich komprimiert als Single anbieten.
Menschen, die selten eine Verabredung eingehen, weil sie einfach nicht die Zeit finden, aus ihrem stillen Kämmerlein zu fliehen, in dem sie seit den Siebzigerjahren seitenlange Kompositionen hören, müssen einfach den “Cinematic Progressive Rock” des Australiers Ben Craven hören.
Die imaginäre erste Vinyl-Seite füllt ´Die Before You Wake´. Die Komposition besitzt zwar sieben Unterüberschriften, kann allerdings wunderbar fließend genossen werden, mit klassischen Einflüssen für die instrumentalen Weiten, filigran, hymnisch und berauschend sinfonisch zugleich, sowie etwas Steve Hackett und David Gilmour hinsichtlich der Inspirationsfelder im Gitarrenbereich. Die zweite Vinyl-Seite wäre im Falle einer solchen Veröffentlichung mit ´Amnis Flows Aeternum´ bestückt, dessen zwölf Unterüberschriften in den Siebzigerjahren auswendig vorgebetet worden wären. Es ist abermals eine leidenschaftliche Progressive Rock-Komposition mit diesem leicht filmischen Ansatz, die letztlich ebenso eigenständig wie die Vorderseite die imposante und geradezu epische Musik von Ben Craven präsentiert.
Womöglich ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt der ausgiebige und wiederholte Genuss von ´Monsters From The Id´ völlig ausreichend, um anschließend aus dem stillen Kämmerlein in das strahlende und sonnendurchflutete Tageslicht fliehen zu können. Denn andere Musik als die von Ben Craven ist augenblicklich entbehrlich.
(9 Punkte)
