GERRY MCAVOY’S BAND OF FRIENDS
~ 23. April 2022, Bluesgarage, Isernhagen ~
Auch 27 Jahre nach seinem viel zu frühen Tod hält die Faszination für den Menschen Rory Gallagher und für seine Musik unvermindert an, oder hat mit den Jahren sogar zugenommen. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass die meisten Fans seiner Musik, zumindest jene, die sich an diesem Abend auf den Weg in die “Bluesgarage” in Isernhagen gemacht haben, doch stramm auf das Rentenalter zugehen, oder dieses sogar bereits erreicht haben. Nur vereinzelt sind in der gut gefüllten Location Mitvierziger auszumachen, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut, denn diese ist von Anfang an hervorragend. Immerhin wurde dieser Gig, wie der Inhaber Henry bei der Ankündigung der Band mitteilt, bereits drei Mal verschoben, was auch den nicht mehr ganz aktuellen Titel der Veranstaltung “A Celebrating of Rory Gallagher’s 25th Anniversary” erklärt. Die anwesende Menge ist also mehr als gierig auf das, was ab Punkt 20 Uhr folgen sollte.
Bereits beim Opener ´Messin’ With The Kid´ ist die Magie in der Luft und spätestens bei ´Moonchild´, welches auf dem von Roger Glover (u.a. DEEP PURPLE) koproduzierten 76er Album ´Calling Card´ enthalten ist, gibt es im Publikum nur noch verzückte Gesichter.
Im Jahr, als dieses Stück erschien, war Gerry McAvoy bereits seit fünf Jahren der Wegbegleiter von Rory am Bass und sollte es bis 1991 auch noch weitere fünfzehn Jahre sein. Lediglich halb so lange, nämlich von 1981 bis 1991 begleitete ihn der am Schlagzeug sitzende Brendan O’Neil. Die alten Schulfreunde aus Belfast, Gerry und Brendan, spielten bereits 1967 gemeinsam in einer Band, trafen sich nach der Trennung von Rory bei der britischen Blues-Band NINE BELOW ZERO wieder und nachdem Brendan bereits in Rory’s Band den Schemel von Ted McKenna geerbt hatte, tat er dies dann auch bei der BAND OF FRIENDS. Allerdings war der Anlass dieses Mal ein trauriger, denn Ted verstarb am 19. Januar 2019 während einer Routineoperation.
Komplettiert wird der Reigen durch zwei Gitarristen, nämlich Paul Rose und Stephan Graf. Jawohl, zwei an der Zahl. Zwar spielte Rory zeitweilig, z.B. auf dem bereits oben angeführten Album ´Calling Card´ oder auf der berühmten ´Irish Tour´ von 1974 ebenfalls zusammen mit drei anderen Musikern in einem Quartett, aber bei dem zusätzlichen Musiker handelte es sich damals um den Keyboarder Lou Martin. Ich persönlich habe nichts gegen diesen Tausch einzuwenden, denn der Gitarrensound kommt heute Abend wirklich druckvoll rüber und Paul Rose ist auch alles andere als ein durchschnittlicher Gitarrist, denn immerhin wurde er bei einem vom Gitarrenhersteller Fender ausgeschriebenem Wettbewerb unter 1.000 Mitbewerbern von Rory persönlich zum Sieger auserkoren und ist zwei Mal in Folge zum “Best UK guitarist” ernannt worden. Das besondere am zweiten Gitarristen Stephan Graf ist aber nicht sein Gitarrenspiel, sondern sein Gesang, dessen Timbre doch verdammt nahe an das von Rory heranreicht. Zumindest so nahe, dass ich bei besagtem ´Moonchild´ Gänsehaut bekomme.
Chef im Ring ist an diesem Abend und mit Sicherheit auch sonst, der Namensgeber der heutigen Band, nämlich Gerry McAvoy. Er singt nicht nur höchstpersönlich einige Stücke, sondern betätigt sich auch als Conférencier und Chefmotivator. Letzteres versucht er beispielsweise beim mich immer wieder aufs Neue ergreifenden ´A Million Miles Away´ mit vollem Einsatz, aber leider bringt das Publikum nicht viel mehr als den Refrain zu Stande. Ich übrigens auch nicht. Dabei hätte die Zeile “I’m sailing like a driftwood on a windy bay” Gerry vollends gereicht. Etwas besser lief es, nach einigen Anlaufschwierigkeiten, mit der Frage, ob wir im Publikum den Blues hätten.
Mit lauter Klassikern wie beispielsweise ´Shadow Play´ oder dem im Original vom legendären Blues-Sänger und Gitarristen William Harris stammenden ´Bullfrog Blues´ vergingen die auf zwei Sets verteilten insgesamt zwei Stunden wie im Fluge.
Was bleibt sind zwei Feststellungen:” Was lange währt wird endlich gut!” und “Rory Gallagher wird in meinem Herzen ewig leben!”
