GREEN ASPHALT – Green Asphalt
~ 2022 (McBuddha Records) – Stil: Prog Rock ~
Selbst sensationelle Erfindungen greifen auf die Schöpferkraft aus Vorzeiten zurück. Die Entwicklung des GREEN ASPHALT benötigte dabei siebzehn lange Jahre, um im Jahre 2022 das Licht der Welt zu erblicken. Der Schwede Dan Bornemark verbrachte zwischen 2004 und 2021 dafür unzählige Stunden im “Studio McBuddha” in Höganäs. Dass er sich als GENTLE GIANT-Intimus und Kurator für deren Kompilationen ´Scraping The Barrel´ und ´Under Construction´ verantwortlich zeichnete, ist den Wenigsten bekannt, ebenso seine ´Fruktsallad´-Veröffentlichung. Dass sich die Kompositionen von GREEN ASPHALT in der Welt von GENTLE GIANT, aber auch in der Atmosphäre des Symphonic-Progressive Rock und des Folk sowie der Renaissance, im Allgemeinen des Progressive Rock der Siebzigerjahre und in der Nähe von GENESIS wohlfühlt, erfährt umgehend jeder begeisterte Hörer der sieben Kompositionen des wundervoll zeitgemäß produzierten Debütalbums ´Green Aspahlt´.
Die originellen Melodien und die harmonischen Gesangsdarbietungen kleiden die präzise verfassten Kompositionen mit einer Raffinesse und Persönlichkeit, wie sie selten zu hören ist. Dan Bornemark zeichnet sich dabei neben dem Gesang für Bass, Keyboards und Akustikgitarre verantwortlich. Überdies spielt Niklas Ekelund Gitarre, Björn Claeson Flöte und Saxofon sowie Bengt Baadtoft Johnson Schlagzeug. Die engelsgleichen Solo- und Chorstimmen erschaffen die drei Ladys Signe Bornemark, Helena Josefsson und Hjördis Bornemark.
Am frühen Morgen sitzen wir auf dem kondensierten Wasserdampf aus der Luft. Im grünen Nass der Wiese lauschen wir den sogleich mehrstimmig, weiblich und männlich besungenen Titel von ´The Green Asphalt´. Zwischen diesem Chorgesang, ausführlich zu Beginn und kurz am Schluss, ertönen Flöten und Gitarren, aber auch Keyboards in zarter Atmosphäre. Der männliche Lead-Gesang wandelt in diesen Momenten allerdings eher auf den Pfaden eines Peter Gabriel als im Sinne der Shulman-Brothers, während der reale Straßenbelag in weiter Entfernung noch kalt und muffig riecht.
Einen folkloristischen Ansatz nimmt ´’Xcuse Me´ mit auf, der im Gras und auf der Weide nicht etwa an GENTLE GIANT, sondern vielmehr an die ebenfalls schwedischen RITUAL erinnert. Der abermalig differenzierte Gesang in den Chor- und Solo-Passagen begeistert zu der von Bläsern raffiniert vorangetriebenen Melodiefolge, sogar Gitarren und Keyboards dürfen sich abschließend solistisch einschleichen. Dagegen baut sich ein ´Walking Her Dog´ in seiner Dramatik pfeifend im stetigen Schritt auf, während sich ´She´s A Cow´ mit Gitarre, Keyboards, Bläsern und Flöten zu einer versierten Geschichte aus Folk sowie Prog Rock entwickelt und obendrein gesanglich ein Duett darstellt, derweil die Kühe längst die Weide ringsherum bevölkert haben.
Die Melodien strahlen in ´Suit Yourself´ trotz vertrackter Rhythmik weiterhin klar über dem Firmament. Der fortwährend erlesene Gesang wird letztlich gar von Flötentönen unterstützt. Mit einer leicht dunkleren Stimmung bzw. Stimme lustwandelt ´200 Girls´ sodann durch die Szenerie, dennoch ebenso schimmernd und glänzend wie eh und je. Die Uhr tickt und das finale ´Time In Your Face´ bittet mit einem warmen Gesang abermals die Sonnenstrahlen auf Erden herunter, um neben dem Asphalt neues, grünes Leben zu spenden. Barock, Theater und Prog, Tanz und Spaziergang wandeln zum Ausgang des Werkes zehn Minuten lang Hand in Hand. Sensationell sonnig, dieser GREEN ASPHALT.
(9,5 Punkte)
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