PENDANT – Harp
~ 2022 (Saddle Creek Records) – Stil: Electronica/New Wave/Dream Pop/Experimental ~
Songwriter Chris Adams aus Los Angeles demonstriert auf allen 13 Songs von ´Harp´ seinen Respekt und seine Wertschätzung für die Kunst und Geschichte der elektronischen Musik. Manchmal fühlt sich das Album geradezu an, als würde man eine Tour durch die Diskographien der berühmtesten Künstler des Genres machen, aber mit der unbestreitbaren Injektion von Adams` ästhetischem Gespür sowie Talent, gelingt es ihm dennoch, seinen Sound mit einer unverkennbaren eigenen Note zu versehen.
Der Einfluss von DAFT PUNK ist beispielsweise in den markanten Akkorden von ´Latex Heart´ oder den Vocoder-Vocals auf ´Eventless Horizon´ nur unschwer herauszuhören, jedoch wo auch immer der Künstler seine Einflüsse auf dem Album durchscheinen lässt, stellt er diese Impulse seiner eigenen geschickten Hand gegenüber und liefert beeindruckende Ergebnisse, die seine Referenzen weiter in die Moderne führen.
PENDANTs Vorliebe, die extremen menschlichen Empfindungen durch seine Musik zu erforschen, führt dann auch eindeutig zu den stärksten Momenten des Albums. ´Static Dream´ etwa ist eine fantasievolle Mischung aus rauen Drums und hypnotischen Melodien, und fesselt wie bei einer Reise aus Anspannung und Entspannung. ´LED Headrush´ erzielt ein ähnliches Ergebnis, wird jedoch von Breakbeats und hellen analogen Synthesizern unterstützt, die in eine Art bittersüßer Euphorie kollabieren.
´Harp´ besitzt schon beinahe so etwas Widersprüchliches wie eine ruhige Extravaganz und zeigt vor allem Adams` Affinität, so viel Dramatik wie nur möglich in seine Arbeit einzubauen. Bei den eindeutig vom Hip Hop beeinflussten Songs, wie dem feurigen, bombastischen ´Contract´ oder dem energiegeladenen und aggressiven ´Thorn´, taucht dieses dramatische Flair in einer Blase der Aggression auf, in der sich seine Stimme mit dröhnendem Bass und scharfen Drums duelliert. PENDANT stellt sich jedenfalls eindrucksvoll der Herausforderung, die angespannten Momente stets mit fesselnden, dynamischen Gesangsdarbietungen zu kanalisieren.
Der emotionale Bogen gelingt ihm allerdings auch mit Momenten an Zärtlichkeit, wie beim vom Dream Pop inspirierten ´Blue Mare´, wobei er mit gehauchtem Gesang und schimmernden Synthesizern das Ätherische und Viszerale in die Balance bringt. Ein ähnliches Gefühl vermittelt der Albumcloser ´Secrets In The Dusk´, ein ebenfalls höchst verletzlich wirkendes Stück mit traurigen Erinnerungen an einen verlorenen geliebten Menschen.
Die Erfahrungen von Angst, Tod und Sterben sind jedenfalls eine Schlüsselaussage von ´Harp´, und Adams integriert diese Ideen geschickt in die scharfe, atmosphärische Produktion des Albums.
(7,5 Punkte)
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Pic: Tonje Thilesen