MIDAS – Midas
~ 2022 (No Remorse Records) – Stil: Heavy Metal ~
Es ist eine Binsenweisheit, dem namensgebenden König Midas wird einiges nachgesagt. So äußerte er gegenüber dem Gott Dionysos den Wunsch, alles was er berührte, solle sich in Gold verwandeln. Schnell wurde klar, von Gold würde er nicht satt, dann berührte er auch noch seine Tochter. Um diese Gabe loszuwerden, badete er im Fluss Paktolos, der seitdem als goldreichster Fluss Kleinasiens galt. Eine weniger bekannte Legende spricht davon, dass Apollon ihm als Bestrafung ein paar Eselsohren verpasste. Diese verbarg er unter einer Mütze, die einen Zipfel besaß. Nur sein Barbier wußte davon, er verriet es keinem Menschen. Unter dem Drang es erzählen zu müssen, grub dieser ein Loch und flüsterte hinein. Ein Schilfrohr jedoch hörte es, seitdem rauscht es in den Binsen.
Es ist eine Binsenwahrheit, ein Bandname hat für die Band (meistens zumindest) eine gewisse Bedeutung. Im Falle von MIDAS vielleicht, dass alles, was sie anfangen zu akustischem Gold wird. Wie der Alchimist bei der Herstellung von Gold die richtigen Zutaten benötigt, dazu der Stein der Weisen als Katalysator. Aus heutiger Sicht ist klar, das war sicher ein Irrweg, andererseits wurde im Labor eines gewissen Johann Friedrich Böttger das europäische Porzellan erfunden. Andere dieser frühen Wissenschaftler haben Entdeckungen gemacht, die die Heilkunde weiterbrachten.
Das Labor, dem ´Midas´ entstammt, steht in Detroit Rock City, statt in Laborkitteln sind sie in Kutte und Shirt unterwegs, Joe Kupiec (Vocals/Guitar), Casey O’Ryan (Lead Guitar), Anthony Franchina (Bass) und Breck Crandell (Drums). Und die Zutatenliste? Bei den Einflüssen findet der geneigte Hörer Bands wie HEAVY LOAD und TANK neben THIN LIZZY und JUDAS PRIEST. Also alles, was Michael auch auf der Compilation der ´Demo Tapes´ gefunden hat. Eigentlich kann ich kaum mehr tun, als der Kollege beim Vorgänger, meine Anerkennung äußern. Vor allem das Doppel aus ´Eyes In The Cold´, das mit Soli kommt, die an ganz frühe RIOT erinnern, und dem nach England schmeckenden ´Hell Has Frozen Over´ will ich als Hör- und Kaufempfehlung ans Herz legen. Viel Spaß macht auch ´Running Scared´, das wie eine rauere Version von NIGHT DEMON erscheint.
MIDAS sind musikalische Alchimisten. Ob dies Album nun Gold enthält, oder Porzellan, es ist wert, gut behandelt zu werden. Und auch Eselsohren dürften den Musikern definitiv nicht zuerkannt werden. Dafür sind sie einfach zu gut. Dafür sind ihre Zutaten zu gut. Wenn MIDAS dann zum Ende mit goldenen Flügeln gen Himmel entschwinden, dann hat man einen kleines goldenes Stück Musik für sich gefunden. Und auch das ist eine Binsenweisheit, eine Band, die einen schon auf Konserve überzeugt, wird live angetestet, ob sie ihre Magie auch auf der Bühne erzeugen kann.
(8 Punkte)
https://www.facebook.com/MidasDetroit
(VÖ: 29.04.2022)