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SPARKS – The Seduction Of Ingmar Bergmann

~ 2009/2022 (BMG) – Stil: Radio Musical/Pop Opera/Chamber Pop ~


Die Geschwister Ron und Russell Mael, das Kernduo von SPARKS, haben während ihrer Karriere immer mal wieder scharfe Linkskurven in unbekannte Gebiete genommen. Seit ihrer Gründung 1970 haben sich die beiden furchtlosen Experimentierkünstler des Pop spielerisch zwischen den Genres bewegt und sich dabei stets einen gesunden Sinn für Humor bewahrt. Von Glam Rock bis hin zu Orchesterwerken arbeiten die Kalifornier weiterhin zu ihren eigenen Bedingungen, unabhängig von aktuellen Trends. Als nun das “Radio Schweden” sich an die Brüder wandte, um ein Radio-Musical zu entwickeln, kam ihnen das Konzept wahrscheinlich nicht gerade allzu merkwürdig vor. Denn wer sonst wäre einer solchen Aufgabe schon gewachsen?

So handelt es sich bei Album Nummer 22 der SPARKS um eine imaginäre, fantastische Reise des renommierten, mittlerweile schon lange verstorbenen, schwedischen Filmregisseurs Ingmar Bergman. Die Story: kurz nachdem er 1956 einen Preis bei den Filmfestspielen von Cannes gewonnen hatte, verlässt Bergman ein Theater in Stockholm und wird auf magische Weise nach Hollywood versetzt. Von einem Limousinenfahrer in ein Studio entführt, versuchen dortige Führungskräfte, Bergman davon zu überzeugen, nach Hollywood zu ziehen, um Filme zu machen. Er widersetzt sich und wird schließlich verfolgt, mehr sei allerdings hiermit nicht verraten.

Thematisch erforscht das Album also die uralte Kunst-gegen-Kommerz-Debatte, mit dem nachdenklichen, existenzialistischen Ingmar Bergman auf der einen Seite und dem seelenlosen, geldgierigen Hollywood auf der anderen. Es ist eine Linie, die die Mael-Brüder während ihrer gesamten Karriere durchtanzt haben, wobei ihre Pop-Instinkte und ihr Außenseiterstatus an zahlreichen Punkten kollidierten.

 

 

Die Musik ähnelt eindeutig ´Lil’ Beethoven´, einem ihrer Karrierehöhepunkte von 2002, und die Mischung aus schwedischer und englischer Sprache sorgt manchmal für ein recht unzusammenhängendes Erlebnis, allerdings verleihen die skandinavischen Bestandteile dem musikalischen Geschehen auch eine angemessene Atmosphäre von Mysterium und Magie.

Da es sich um ein Musical handelt, sind die Songs nicht darauf ausgelegt, für sich allein zu funktionieren – ein erfrischender Ansatz, jedoch auch einer, der die Stärke einzelner Songs leicht verdeckt. Russell Maels Falsett bleibt nach all den Jahren intakt, und die Band scheint an verschiedenen Stellen auf ihre eigene Diskographie zu verweisen.

´Mr. Bergmann, How Are You?´ etwa bietet Cock-Rock-Schattierungen vom 82er-Album ´Angst In My Pants´, während ´Autograph Hounds´ plötzlich fröhlich in Electro-Dance a la ´No. 1 In Heaven´ von 1979 eintaucht. Diese Momente bieten entzückende Ausgangspunkte inmitten der vorherrschenden orchestralen Schnörkel und fungieren als schlaues Augenzwinkern für diejenigen, die gerne ihre Lieblingsära der beiden Brüder durchleben möchten.

Mit ´The Seduction Of Ingmar Bergman´ gelingt es SPARKS einmal mehr, ihr Publikum zu verwirren und herauszufordern. Ihr ironischer Humor und ihre Bereitschaft, mit verschiedenen Formaten zu experimentieren, erweitern weiterhin die Grenzen der Popmusik auf eine Weise, bei der andere Acts womöglich verzweifeln würden. Die Band scheint ständig in der Lage und bereit zu sein, so gut wie alles zu erforschen – und sie bleiben damit Musiker, die glücklicherweise weit von der Herde getrennt sind.

(7,5 Punkte)

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