BURNING WITCHES, NERVOSA, SYSTEMHOUSE 33
~ 8.04.2022, 7er Club, Mannheim ~
Ahhh, endlich. Endlich wieder Konzerte. Ohne Maske, ohne Abstandsregel, etc. – das Leben ist zurück. Karl bleib in deinem Loch, wir vermissen dich nicht. Vermisst haben wir Metalheads allerdings Konzerte. Und so war es keine Frage, dass man sich an diesem Freitagabend in den 7er aufmacht, um sich eine ordentliche Dosis „Metal“ abzuholen.
Zwar wirkt das Package NERVOSA und BURNING WITCHES stilistisch nicht wirklich stimmig, aber in letzter Konsequenz funzt es doch.
Eröffnet wird der Abend allerdings von ein paar Exoten aus Mumbai, Indien: SYSTEMHOUSE 33.
Der Vierer ist mir bis zu diesem Abend unbekannt. Überrascht aber mit einem groovig-deathigen Sound und zur allgemeinen Überraschung mit einer Dame am Bass.
Die junge Truppe wirkt recht professionell und die Stücke haben ordentlich Bums. Nichts weltbewegend Neues, aber sauber und solide runtergehämmert. Der Gesang zwischen grunzigem Black/Death Metal und klareren Einlagen, dominiert die Stücke. Sänger Samron Jude ist der Aktivposten des Quartetts, während die Herrschaften an der Gitarre und dem Bass eher Uhu an den Schuhsohlen haben.
Drei Alben hat die Band bisher am Start und zeigt sich auch am Merchstand sehr Fan-orientiert. Netter Einstand, der den musikalischen Kontrast des Tourpackages allerdings noch verstärkt.
Seit dem Line up-Wechsel im Hause NERVOSA hat man die thrashenden Damen nicht mehr live in unserer Ecke gesehen. Einziges Urmitglied, Gitarristin Prika Amaral, hat bekanntermaßen die Lücken, die Fernanda Lira und Luana Dametto hinterließen, mit Sängerin Diva Satanica (BLOODHUNTER), Drummerin Eleni Nota und Bassistin Mia Wallace (ABBATH) gefüllt. In diesem Line-up nahmen sie das letzte Album ´Perpetual Chaos´ auf, das sie aufgrund der Coronakrise nun erst live supporten können.
Sie steigen mit ´Kings Of Domination´ ein – und nach nicht einmal einem Drittel des Songs gibt es bei Frau Amaral Gitarrenprobleme. Aber professionell wie die Damen eben sind, improvisieren sie kurz und setzen umgehend das Gemetzel fort. Die Ladies machen einen überaus eingespielten Eindruck und hämmern sich souverän durch eine ordentliche Setlist. Diva Satanica steht ganz klar im Fokus des Auftritts.
Das lebhafte Stageacting, gepaart mit der fiesen Stimme macht schon was her. Inklusive Zugaben hauen sie 14 Songs raus, wobei ´Time To Fight´, ´Kill The Silence´ und ´Blood Eagle´ sicher die Höhepunkte sind.
Ein sehr solider Auftritt ohne wirklich gravierende Höhepunkte, aber auch ohne jegliche Schwächen, der zeigt, dass NERVOSA auch im neuen Line-up zu den tightesten All-Girl-Truppen im harten Gewerbe gehören.
Bei dieser Vorlage haben es die Schweizer Mädels von BURNING WITCHES nicht wirklich leicht. Ihr standardisierter (Power) Heavy Metal wirkt doch im Vergleich zu NERVOSA sehr handzahm. Auch diese Truppe hatte sich in den letzten Jahren immer wieder in Sachen Line-up neu aufstellen müssen. Die eingängigen Metalhymnen, geprägt von klassischen IRON MAIDEN- und JUDAS PRIEST-Einflüssen werden gerade im Gitarrenbereich recht flott nach vorne getragen. Gesanglich ist Laura Goldmond okay, kommt aber nicht an ihre Vorgängerin Seraina Telli ran, deren Stimmvolumen schon ausgeprägter war. Gerade in powervollen Gesangspassagen fehlt Goldmond letztendlich die stimmliche Kraft. Das Stageacting ist dagegen enorm bewegungsstark.
Nur selten sieht man die Gesichter der Axtfraktion, deren Mähnen durch die Luft wirbeln. Goldmond gibt auch ordentlich Gas und zeigt eine gute Kondition. Die Damen wirken perfekt aufeinander abgestimmt. Musikalisch und in Sachen Riffs wiederholen sie sich aber dann doch zu sehr.
Die ersten vier Nummern reißen nicht wirklich vom Hocker, erst mit bekannten Hymnen wie ´The Witch Of The North´, ´Hexenhammer´, ´We Stand As One´ können sie mehr überzeugen. Zu guter Letzt hauen sie dann noch ´Burning Witches´ raus und können den Abend doch noch als kleinen Sieg verbuchen.
Die wahren Sieger des Abends bleiben jedoch NERVOSA, die mit ihrem furiosen Thrash Metal den Laden souverän aufgemischt haben.
Fotos: Jürgen Tschamler