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KULT KOMPASS März 2022

Bevor Ihr nach den Fastentagen wieder maßlos Scheiben und Silberlinge kaufen, das Geld in die 34. Auflage in lila-grün anlegen werdet, liebe Leserschaft, und Hallo erst einmal, wollen wir uns kurz davor nochmal auf aktuelle Scheiben konzentrieren, die es – natürlich wie immer – wert sind, nicht ungehört an Euch vorbeizurauschen. Der März-KOMPASS bietet dafür auch das eine oder andere Überraschungsei aus dem mosigen Nest – und natürlich die allerschönste Monatsherrlichkeit seit der letzten herrlichen Rille. Peace auf Erden, Freunde, Peace.

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 


ALTERLIGHT – Fragments
2022 (M&O Music) – Stil: Alternative Rock

ALTERLIGHT laden ihre Hörer ein, mit ihnen nochmals die Neunziger- und Nullerjahre zu durchleben. Musikalisch natürlich. ALTERLIGHT sind nämlich einerseits von WEEZER, PLACEBO und MUSE als auch von COLDPLAY oder BRING ME THE HORIZON beeinflusst.

Bei ihrem Alternative Rock mit leichten Synthesizern im Hintergrund steht traditionsgemäß Sänger Paolo De La Croixdie im Mittelpunkt, der trotz aller futuristischer Klangversuche nicht verhindern kann, dass die Musik den Hörer einige Jahrzehnte zurückwirft.

ALTERLIGHT sind somit jung im Körper und bereits älter im Geiste, ansonsten hätte uns die Formation aus Lüttich nicht solch ein abwechslungsreiches Werk vorlegen können.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Alterlightmusic/


LAURENT BARDAINNE & TIGRE D´EAU DOUCE – Hymne Au Soleil
2022 (Heavenly Sweetness) – Stil: Jazz / Soul

Der französische Ausnahmekünstler Laurent Bardainne kann neben seiner Solo-Karriere, ´Marvin´-EP  und ´Love Is Everywhere´, auch genreübergreifende Zusammenarbeiten mit PHARRELL WILLIAMS, CASSIUS oder ED BANGER vorweisen. Sein zweites Studioalbum ´Hymne Au Soleil´ mit seiner Band TIGRE D´EAU DOUCE sowie einigen Gästen lebt von einem weichen Jazz mit Ingredenzien aus Soul, Funk, Worldbeat und Rare Groove.

Laurent Bardainne führt als Bandleader mit dem Tenorsaxofon das Gruppenspiel, bestehend aus Schlagzeug, Bass und Hammondorgel, an. Sein äußerst melodisches und songdienliches Spiel prägt das sonnige Jazz-Bild mit Wurzeln in der Motown-Ära.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/Laurentbardainnetigredeaudouce/


CARSON – The Wilful Pursuit Of Ignorance
2022 (Sixteentimes Music) – Stil: Stoner Rock

Um jemandem zukünftig am lebenden Objekt deutlich zu machen, worum es sich beim Musikstil “Stoner Rock” handelt, muss man nicht mehr reflexartig auf KYUSS und Konsorten zurückgreifen, denn es gibt nun auch CARSON. Okay, das “nun” kann man relativieren, denn die Band wurde bereits 2010 vom Sänger und Gitarristen Kieran Mortimer Jones in Auckland, Neuseeland, gegründet und hat es seitdem auf ein Album und zwei EPs gebracht. Allerdings währte das gemeinsame Glück in Neuseeland nicht allzu lange, denn Mastermind Kieran trieb es alsbald nach Luzern in die Schweiz, wo er bereits 2012 CARSON reformierte. Die ehemals aus vier Musikern bestehende Band schrumpfte auf ein Trio zusammen, welches durch die neu hinzugekommenen Jan Kurman am Schlagzeug und Elina Willener am Bass und Backgroundgesang komplettiert wurde. Dass die drei etwas von flottem und durchaus rockigem Stoner Rock verstehen, macht auch die Tatsache deutlich, dass sie bereits zu einer Vielzahl von renommierten Festivals eingeladen worden sind und sie auch den Ansprüchen der Szene-Größen KARMA TO BURN gerecht werden, mit denen sie 2014 durch Europa getourt sind.
Insgesamt eine recht lockere und kurzweilige Angelegenheit mit einigen schönen Ideen, in der es aber durchaus noch Luft nach oben gibt. Dies gilt insbesondere für die Ausgestaltung eines Alleinstellungsmerkmals, mit dem man im unüberschaubaren Markt des Stoner Rock herausragt…auch wenn sie selbst ihre Musik als Desert Psychedelic Rock bezeichnen.

(Don Carlos) – https://www.facebook.com/carsonofficial


DECASIA – An Endless Feast For Hyenas
2022 (Heavy Psych Sounds) – Stil: Psychedelic Vintage Rock 

Die Franzosen DECASIA spielen einen teilweise ordentlich groovenden Heavy Psych Stoner Rock mit allerlei klassischen Anleihen, bei dem vor allem der sehr entspannte Gesang von Maxime Richard in Kombination mit dahinfließenden Gitarrenriffs das Geschehen dominieren. Dem Ganzen ist ein lässiger, aber ausgeprägter Bass unterlegt, der zusammen mit dem sehr effektvoll agierenden Schlagzeug die stabile Grundlage bildet, auf der sich Maxime mit seinem Gesang und der mal flotten, mal schon nahe am bluesigen Melodiespektrum agierenden, aber stets melodiös eingesetzten Gitarre, effektvoll ausdrücken kann. Wem diese Beschreibung nicht ausreicht, der kann sich auch an den vom Label genannten Referenzen orientieren, die mit ALL THEM WITCHES, ELDER und COLOUR HAZE einen wie ich finde sehr guten Anhaltspunkt liefern.
Nach zwei EPs erscheint nun also endlich das Debüt des 2013 in Nante gegründeten Trios, welches zusätzlich zu Maxine noch aus Fabien Proust am Bass und Synthesizer sowie Geoffrey Riberry am Schlagzeug besteht. Spätestens mit diesem ersten Longplayer beweisen DECASIA der Welt, dass sie nicht nur ihre Instrumente perfekt beherrschen, sondern auch kompositorisch ihr Handwerk verstehen. Dies hatte wohl auch das renommierte und auf diese Art von Musik spezialisierte römische Label “Heavy Psych Records” erkannt, das DECASIA rechtzeitig vor dem Erscheinen dieses Albums unter die Fittiche genommen hat. Es wäre ja auch zu schade gewesen, wenn man es nicht einem breiteren Publikum als bisher ermöglicht hätte, an der von DECASIA musikalisch sehr kreativ umgesetzten Zeitreise teilzuhaben, die sich von den 70ern bis in die aktuelle Dekade erstreckt. Allerdings rätsele ich immer noch daran herum, welche Botschaft uns die Band mit ihrem Cover vermitteln möchte.

(Don Carlos) – https://www.facebook.com/Decasia.Official


DIVERGENCY – Aurora
2022 (M&O Music) – Stil: Melocore

Nach ihrem Debüt ´Cassandre´ aus dem Jahre 2019 haben die Schweizer DIVERGENCY die Zeit nicht allzu überstrapaziert und können schon drei Jahre später eine Mini-CD mit fünf neuen Songs vorlegen. Ihre stilistischen Grenzen haben sie dabei keineswegs neu ausgelotet, sondern vertrauen auf die altbewährte Mischung, die vor weit über 25 Jahren populär wurde. DIVERGENCY sind schlichtweg eine moderne Metal-Band, die ihre Kompositionen zwischen Hardcore/Punk und Thrash/Groove Metal auslebt. Natürlich ist weder der Sound noch die Stilistik brandheiß und angesagt, doch DIVERGENCY machen schlichtweg das, was sie können und lieben, gute Musik für ihre Ohren.

(Michael Haifl) – https://divergency.bandcamp.com/album/aurorahttps://www.facebook.com/DivergencyOfficialPage/


ENLIGHTENMENT – Strange Stars
2022 (M&O Music) – Stil: Rock/Metal

Seit einigen Jahren arbeiten ENLIGHTENMENT an ihrem Debütalbum, das in diesen Tagen durch das französische Label “M&O Music” endlich das Licht der Welt erblicken kann. Im Mittelpunkt stehen Sänger/Gitarrist Christian Warken, Bassist Stefan Klaas und Schlagzeuger/Sänger Nico Bohr, die sich im Saarland mit Charles Greywolf in dessen Studio “Greywolf” eingeschlossen hatten, um ´Strange Stars´ zu produzieren.

Der Musik hängt einerseits ein gewisser Achtzigerjahre Metal-Charme an als auch eine gewisse Leichtigkeit des Siebzigerjahre Prog Rock. Zudem gehen sie immer wieder Wege, die in den Neunzigerjahren im Grunge sowie Crossover beschritten wurden, ohne den eigenen Rock-Kontext zu verlassen. Arbeiten ENLIGHTENMENT mit mehrstimmigem Gesang können sie sogar die Schwächen des Solo-Gesangs überspielen.

Damit zudem die bildnerische Gestaltung außergewöhnlich ausfällt, gewann das Trio die französischen Künstler Vaderetro für das Coverartwork und die deutsche Künstlerin Franziska Schneider für die Kreationen im Inneren. Mit der Musik von ´Strange Stars´ werden ENLIGHTENMENT hingegen obskure Hörerschichten erobern.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/EnlightenmentBandhttps://enlightenment-band.bandcamp.com/album/strange-stars


FIREBUG – No Return
2022 (M&O Music) – Stil: Retro Rock/Folk/Blues

Auch wenn ich derzeit am liebsten mit TANGERINE DREAM durch ´Raum´ (2022) und ´Zeit´ (1972) gleite, lassen auch FIREBUG jegliches Hier und Heute vergessen. Die beiden US-Amerikaner, Juliette Tworsey (Gesang, Rhythmusgitarre, Klavier, Orgel) und Jules Shapiro (Leadgitarre, Akustikgitarre, Bass, Orgel, Synthesizer), die sich bei dieser kurzen, 34-minütgen Scheibe von Joseph Noval (Bass) und Matt Lucich (Schlagzeug) unter die Arme greifen lassen, packen auf ´No Return´ hypnotische Rock-Musik aus, die den Hörer bereits auf dem Titelsong ´No Return´ wie ein Sog in ihren Bann zieht. Vielleicht liegt es daran, dass FIREBUG ihr Lager in Joshua Tree, Kalifornien, aufgeschlagen haben. Die Musik hat zumindest die Siebzigerjahre und vieles zuvor inhaliert, kommt allerdings so frisch wie dereinst der Grunge um die Ecke (´Trail That Never Ends´), wenn sie nicht gar den Blues spürt und vorträgt (´Moment Of Joy´), obwohl FIREBUG bereits vor über 20 Jahren Independent gestartet sind. Hat jemand 4 NON BLONDES gerufen?

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/FireBugMusic/


GONG WAH – a second
2022 (Tonzonen/Soulfood) – Stil: Fuzzwave

Der unverwechselbare Gesang von Inga Nelke, der Groove von Nima Davari und Giso Simon sowie die qualmenden Gitarrensaiten von Felix Will und Thorsten Dohle machen GONG WAH so ziemlich einzigartig. Das Quintett aus Köln spielt dazu auf seinem zweiten Studioalbum, nach dem selbstbetitelten Debüt aus 2020, mit der gewissen Schwere auf, die Bewegungen in Richtung Space Rock als auch Indie sowie Noise Rock zulässt. Bisweilen fallen dabei sogar Indie oder Soul Hymnen ab. Die vermittelte Lebensfreude rutscht daher kaum in schwermütige Stimmungen ab.

Doch neben dem Ohrenschmaus ´a second´ ist auch das Äußerliche dieser Veröffentlichung ein echter Augenschmaus. Ein aufgeschlagenes Auge auf der Vorderseite und ein schlafendes auf der Rückseite öffnen insbesondere in der Vinyl-Variante beim Blick durch die Pupille einen Ausblick auf den Sternenhimmel.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/GongWahBand/


GRANDE REVIVAL – Liberty Station
2022 (Grooveyard Records/Just For Kicks) – Stil: Blues/ Classic/ Southern Rock

Die beiden Gitarristen/Sänger Craig Erickson und Dirty Dave Osti haben sich unter dem Banner GRANDE REVIVAL mit Bassist Anthony James Tuco und Schlagzeuger Cosmo Benz zusammengetan. Dass zudem Stavros Papadopoulos als auch Produzent Joe Romagnola wie üblich bei ihrem Label “Grooveyard Records” beteiligt sind, soll nur am Rande seine Erwähnung finden. Denn im Mittelpunkt steht natürlich der Blues, der in zehn Kompositionen als Classic Rock oder Hardrock, gerne auch mal mit einem Schuss Southern Rock daherkommt. Und so findet sich auf dieser guten Debütscheibe für alle Liebhaber, für all die verbliebenen Südstaaten- und Americana-Rocker sowie ebenso für Siebzigerjahre Hardrocker frische Hörkost.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/grandrevivalband/


HOT HELL ROOM – Kingdom Genesis
2022 (M&O Music/Season of Mist) – Stil: Heavy Metal/Hard Rock

Seit 2003 sind HOT HELL ROOM heiß, die Welt mit ihrem Sound zu beglücken. Bislang haben sie ihre Stärken sogar schon auf drei Studioalben beweisen können und versuchen es in diesen Tagen mit dem Rückhalt eines heimischen, eines französischen Labels ein viertes Mal.

´Kingdom Genesis´ wird aktuell jeden erfreuen, der auf lockerleichten Heavy Metal französischer Bauart abfährt. Die Kompositionen gönnen sich dabei allerdings eine Spielweise, die auf der anderen Rheinseite nicht viel anders dargeboten werden würde. Geschmackvoll schmücken einige Hardrock und melodische Hooks das Gesamtwerk, das sich Old-Schooler reinziehen können.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/hothellroom/


ISOSCOPE – Ten Pieces
2022 (Noisolution) – Stil: Indie/Noise Rock, Post/Punk

ISOSCOPE stammen aus Berlin und sind ein Kollektiv aus zwei Frauen sowie zwei Männern: Sänger/Gitarrist Philipp und Sänger/Gitarrist/Keyboarder/Schlagzeuger Konstantin sowie Bassistin/Sängerin Merle und Schlagzeugerin/Gitarristin/Sängerin Bonnie.

´Ten Pieces´ ist ihr Debüt und bietet ganz viel Musik. Natürlich. Aber bei den Berlinern ist diese Aussage knallharte Realität. Sie präsentieren Noise Rock, Noise Pop, Psychedelic Rock, Post Punk, Mathrock und etwas Metal, da stecken die Achtzigerjahre als auch die Neunzigerjahre drin. Doch trotz der gebotenen Vielfalt an Stilen besitzen ISOSCOPE gleichwohl eine gewisse Eigenständigkeit und natürlich einen gewissen Liebreiz.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/isoscope-108549264955318?_rdr


MANO DE MONO – Chameleon Tongue
2022 (Electric Valley Records) – Stil: Heavy Southern Stoner Rock

Sollte sich jemand fragen, wieso sich eine auf Sardinien gegründete Band einen spanischen Namen verpasst und dann auch noch einen derart außergewöhnlichen wie “Affenpfote”, dann muss man diese Frage in leicht abgewandelter Form an CORROSION OF CONFORMITY weiterreichen. Auf deren 1994er Album ´Deliverance´ taucht nämlich dieser Name, der eigentlich auf eine Kurzgeschichte von William Wymark Jacobs zurückzuführen ist, als Titel eines Instrumentalstückes auf. Dennoch drängt sich irgendwie die Frage nach dem „warum“ auf.
Auf ihrem Debüt ´Chameleon Tongue´ wird eine Mischung aus Alternative-Grunge-Südstaaten-Desert-Stoner-Rock geboten, wodurch musikalisch durchaus Parallelen zum Schaffen von DOWN gezogen werden können und das nicht nur, weil die Stimme vom Sänger und Gitarristen Athos Cherchi in einigen Passagen Ähnlichkeiten mit der von Phil Anselmo aufweist. Von DOWN und dem neben Phil ebenfalls dort aktiven Pepper Keenan bekommt man dann schwuppdiwupp auch den Dreh zu COC hin. Et voilà, alles fügt sich dann doch irgendwie zusammen, denn alles hängt ja bekanntlich mit allem zusammen.
Alles in allem wird der Sound von MANO DE MONO von einem kräftigen Gesang, wuchtigen Gitarrenriffs und einem rockig groovenden Rhythmus dominiert. Tatsächlich würde kein unbedarfter Hörer die Behauptung anzweifeln, dass diese Band aus dem fernen Kalifornien stamme. Damit ist auch schon fast alles zu dieser Band gesagt, die 2018 von Athos und Marco Murru am Bass gegründet wurde und seit 2019 mit Kiko De Santis an der zweiten Gitarre und Keko Mangrini am Schlagzeug komplettiert wird. ´Chameleon Tongue´ ist die ideale Musikbegleitung für eine gemütliche sommerliche Überlandfahrt bei offenem Fenster. Alles klar?

(Don Carlos) – https://www.facebook.com/manodemonoband/


MWWB – The Harvest
2022 (New Heavy Sounds) – Stil: Psychedelic Ambient Space Rock

Wer auf sphärische Klangstrukturen mit esoterisch hingehauchtem Frauengesang steht, der ist bei MWWB (formerly known as  MAMMOTH WEED WIZARD BASTARD) bestens aufgehoben. Alle anderen sollten einen Bogen um ´The Harvest´ machen und sich nicht durch die Erwähnung eines Mammuts im früheren Bandnamen irritieren lassen. So ist es nämlich wohl auch dem Kollegen hier ergangen, der das Teil “stante pede” reflexartig an mich weitergeleitet hat. Dieses Werk hat aber mit den Stoner und/oder  Doom-Bands, die dieses Tier ebenfalls im Namen tragen, musikalisch nur am Rande etwas zu tun, so dass ich die Umbenennung für richtig und konsequent halte, obwohl die Beweggründe vermutlich pragmatischer Natur waren. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Waliser spielen atmosphärischen mit psychedelischen Versatzstücken und Doom-Elementen angereicherten Space-Rock, der teilweise durch schleppende und tiefdunkle Riffs eine starke Doom-Schlagseite erhält und teilweise durch einen recht hohen Elektronikanteil an die in diesem Genre beheimateten deutschen Instrumentalbands aus den frühen 70ern erinnert. In Summe vor allem etwas für experimentierfreudige Musikkonsumenten.

(Don Carlos) – https://www.facebook.com/mammothweedwizardbastard


NOTHING BUT REAL – Lost In The World
2022 (M&O Music) – Stil: Alternative Rock 

NOTHING BUT REAL sind die neueste Entdeckung aus Paris. Das französische Quartett spielt einen Alternative Rock, der leichtfüßig den Poprock in seine Musik hineinlässt.

Die 34 Minuten auf dieser Scheibe sollen allerdings nur das Vorspiel für das kommende, selbstbetitelte Album sein. Auf ´Lost In The World´ wollen NOTHING BUT REAL zumindest ihren Avatar als Protagonisten kommender Geschichten einführen. Dieser Avatar namens Sakar landet in der Wüste und wird in Bälde Bekanntschaft mit anderen Bewohnern machen.

Die Musik lebt dabei natürlich von dem Gitarrenspiel von Tom N., aber auch von dem fantastischen Gesang von Sängerin Hanta B.! NOTHING BUT REAL müssen wir also unbedingt im Auge (und Ohr) behalten.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/nothingbutrealtheband/


PETH – Merchant Of Death
2022 (Electric Valley Records) – Stil: Heavy Metal

Ebenso vielfältig wie der Staat Texas ist seine Musikszene. Man findet Wüste im Süden und Sümpfe im Osten. Man findet Millionenstädte und breite Strände, große Museen mit bedeutenden Sammlungen und das Space Center. Musikalisch findet man ebenso viele verschiedene eigenständige Bands. Da wird dem Blues gefrönt, der Rock’n’Roll gelebt. Genauso aber gibt es die wildesten Prog Attacken. Und auf dem Weg von Dallas nach Houston kann einem im Radio sogar HEINO begegnen. Und auch PETH liefern.

Unerwartet britisch allerdings. Selten ist mir eine Band untergekommen, die so nach BLACK SABBATH klingt. Überzeugend nach BLACK SABBATH klingt. ´Merchant Of Death´ wirkt wie ein Zwilling von ´Master Of Reality´ oder ´Vol. 4´. Damit aber auch ein paar andere Klänge auftauchen, findet sich in ´Let Evil In´ eine kleine Prise MOTÖRHEAD und ´Run The Night´ huldigt dem Wüstenrock von ZZ TOP. Höhepunkt aber ist der 10-Minüter ´Karmic Debt´, der sich sicher eignet, lange Strecken auf einem texanischen Highway zu verbringen, zwischen Büffelherden und Öltürmen.

(7 Punkte – Mario Wolski) – https://www.facebook.com/Peth.usa


GRÉGORY PRIVAT – Yonn
2022 (Buddham Jazz) – Stil: Jazz / Klassik / Soul / Piano

Wieder einmal werden wir ganz intim. Der französische Ausnahme-Pianist Grégory Privat präsentiert aktuell sein sechstes Studioalbum, aber sein erstes, richtiges Solo-Album. Dass der 1984 in Martinique geborene Komponist/Sänger schon im Alter von sechs Jahren das Klavier gebändigt und sich im Anschluss an eine klassische Musikausbildung dem Jazz und der Improvisationskunst gewidmet hatte, weiß der Kenner, der von Grégory Privats Auszeichnungen, der 2008er “Martial Solal Competition” und der 2010er “Piano Competition” des “Montreux Jazz Festivals”, gehört hat.

Seit seinem 2011er Debüt ´Ki Kot´ ist sein Engagement in der Jazz-Szene sehr begehrt. Grégory Privat spielte u.a. mit dem Ensemble von JACQUES SCHWARZ-BART oder mit dem von LARS DANIELSSON sowie auf Studioalben von FRANCK NICOLAS, DOMINIQUE DI PIAZZA, YOUSUKE ONUMA und MANU LE PRINCE.

Produzierte Grégory Privat den Vorgänger ´Soley´ noch mit zwei Musikerkollegen an Bass und Schlagzeug, ist die aktuelle Scheibe das eindeutige Ergebnis der vergangenen zwei Jahre. Aufgenommen 2021 in Köln, sprechen aus den elf Kompositionen nicht nur der erlesene Piano-Jazz, sondern die Zuversicht und die Hoffnung, die insbesondere durch das karibische Flair stilecht und fantastisch herausgearbeitet sind.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/gregoryprivatmusic


REAPER – Viridian Inferno
2022 (Dying Victim Productions) – Stil: Heavy Metal

Lange habe ich mir nichts mehr von “Dying Victims” gegeben. Da war so einiges anderes in der Playliste. Jetzt aber ist es mal wieder Zeit für so richtig altmodisches Gemetzel. Aus Australien, genauer aus Melbourne kommen sie über uns. REAPER klingen wild, schmutzig, sie riechen nach Gosse und Verwesung. Sie schmecken nach Tod und Verderben und sie bringen den Sensenmann mit.

Songtitel wie ´Mass Grave´ und ´Taste The Blood´ sprechen für sich. Wer sich für eine ´Satanic Panic´ erwärmen kann, im ´Shadow Of The Crucifix´, wer immer noch begeistert ist von frühem rudimentärem Metal der Marke VENOM oder BATHORY, wer es lieber ein wenig stumpfer mag, der ist hier vollkommen richtig. Manchmal muss es eben einfach einfach sein. Und laut!

(7 Punkte – Mario Wolski) – https://dyingvictimsproductions.bandcamp.com/album/reaper-viridian-inferno


BJØRN RIIS – Everything To Everyone
2022 (Karisma Records) – Stil: Atmo-Prog

Mit seinem vierten Studioalbum kehrt AIRBAG-Gitarrist Bjørn Riis wieder auf Solo-Pfade zurück.

´Everything To Everyone´ wird dabei selbstredend abermals die eigene Anhängerschaft und Hörer von PINK FLOYD, MARILLION oder gar PORCUPINE TREE begeistern. Doch diesmal offeriert er sechs epische Kompositionen, bei denen neben seinen Gesangs- und Gitarrenkünsten auch das Talent einiger Gaststars gezeigt wird: etwa Henrik Bergan Fossum von AIRBAG, Kristian Hultgren von WOBBLER oder Simen Valldal Johannessen von OAK.

´Everything To Everyone´ ist schlichtweg ein Album, das nicht nur zum Träumen unter dem Kopfhörer einlädt.

(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/BjornRiisArtistPage/


SAMAVAYO – Pāyān
2022 (Noisolution) – Stil: Stoner Rock

SAMAVAYO werden auf der Seite der Erde für echte Begeisterung sorgen, die sich der Vielfalt des Stoner Rock hingibt.

Das siebte Studioalbum der in Berlin residierenden SAMAVAYO haut nämlich sogar mit Psychedelic, Grunge, Punk und Prog nur so um sich. Vom mehrstimmigen Gesang bis hin zum orientalischen Ansatz öffnen sich alle Pforten.

Sänger/Gitarrist Behrang Alavi singt den Titelsong ´Pāyān´ sogar in seiner persischen Muttersprache sowie die eingemeindete Cover-Version von ´Talāgh´, ursprünglich von der populären iranischen Sängerin Googoosh. Und alle sieben Kompositionen zeigen sich selbst nach unzähligen Durchläufen immer noch frisch.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/samavayo


SCHWERTMANN – Theater Of Grief
2021 (GlassVille Record) – Stil: Melodic/Prog Hard/Rock

Bart Schwertmann stand schon mit 17 Jahren in den Reihen von GALAXY, ehe der Niederländer peu à peu ein gefragter Background-Sänger wurde und im Jahre 2000 sogar landesweit einen gewissen Bekanntheitsgrad erlangte, da er einen Gesangswettbewerb gewann. Als er sich endlich seiner Solo-Karriere widmen wollte, erhielt er das Angebot von Ton Scherpenzeel, bei der Legende KAYAK einzusteigen. Seither hat er mit ihnen zwei Studioalben und ein Doppel-Live-Album produziert. Zu seinem Solo-Album kam er erst im Jahre 2021.

Nachdem sich auch die Kollegen Ton Scherpenzeel und Kristoffer Gildenlöw mit solchen aus der Stille dieser Jahre bemerkbar gemacht hatten, präsentiert nun der Sänger von KAYAK sein Solo-Projekt unter dem Banner SCHWERTMANN. Bart Schwertmann singt dabei zu keinesfalls allzu komplexen Prog-Songs, sondern zu Melodien, die sich geschlossen aus dem Fundus des Hard und Melodic Rock bedienen. Natürlich sind auch Keyboard-Schwingungen von Ton Scherpenzeel oder Niels Lingbeek (GALAXY) sowie dementsprechende Gitarrenklänge von Robbert Hanenberg oder Marcel Singor (KAYAK, BRANKO) zu vernehmen, so dass auf diesem wunderbaren Konzeptalbum der ein oder andere Verweis zu KAYAK nicht ausbleibt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/SchwertMann-1612070149012100/https://schwertmann.bandcamp.com/album/theater-of-grief


HENRI TEXIER – Heteroklite Lockdown
2022 (Label Bleu) – Stil: Jazz

Henri Texier wechselte im Alter von 15 Jahren vom Piano zum Kontrabass und erlangte fortan in seinem mittlerweile 60-jährigen Bühnenleben Weltruhm, in den Sechziger- und Siebzigerjahren mit BUD POWELL und JOHNNY GRIFFIN, mit PHIL WOODS und JOACHIM KÜHN, in den Neunzigerjahren im Trio mit ALDO ROMANO und LOUIS SCLAVIS.

Da Henri Texier nach der Veröffentlichung des 2020er Werkes ´Chance´ nicht auf Tournee gehen konnte, traf er sich regelmäßig mit seinem Sohn/Saxofonist Sébastien Texier und entwickelte ein neues Programm, das letztlich mit Jazzschlagzeuger Gautier Garrigue im Trioformat eingespielt wurde.

´Heteroklite Lockdown´ ist Henri Texiers persönliche Abrechnung der vergangenen Jahre, die neben Eigenkompositionen, ´Bacri’s Mood´ oder ´Take Your Time´, auch Interpretationen von drei Klassikern, etwa ´What Is This Thing Called Love´ von Cole Porter, aufzubieten hat. Ganz ausgezeichnet.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/HenriTexierJazz


V/A – Easter Parade – 29 Easter Eggs For The Springtime Basket
2022 (Bear Family) – Stil: Pop

Es ist Ostern. Bald. Und zur musikalischen Unterhaltung des Faust’schen Osterspaziergangs bietet sich die Tradition Nordamerikas an, sich nach der Ostermesse zur Easter Parade aufzustellen.

Damit für jedermann echte Frühlingsgefühle erwachen, hat die “Bear Family” 29 nostalgische Aufnahmen zwischen 1932 und 1962 herausgekramt, musikalische Osterüberraschungen zwischen Pop, Rock und Blues, Rock’n’Roll (Frankie Lymon, Tex Harper), Doo-Wop, Jazz (Ernie Freeman, Johnny Hodges) und Country Music (Jimmy Wakely, Speedy West). Dabei begegnen uns außerdem Bing Crosby, Chubby Checker, Sarah Vaughan und Pat Boone. Das Lionel Newman Orchestra spielt sogar den Titelsong des Spielfilms “April Love”. Frohe Ostern, Bunnys!

(Michael Haifl)

 

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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