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JON SPENCER & THE HITMAKERS – Spencer Gets It Lit

~ 2022 (Bronzerat Records) – Stil: Garage Rock/Art Pop/Noise Rock/Experimental ~


Wenn es eine Konstante in Jon Spencers mittlerweile 30-jähriger Reise vom Garage-Punk-Monster zum „Baby Driver“-Soundtrack gab, dann ist es seine Faszination für Trash! Dabei hatte er sein musikalisches Imperium aus popkulturellen Trümmern aufgebaut, die einfach zu abgedreht, lasziv und bedrohlich waren, um vom Mainstream absorbiert zu werden. Ob nun die LoFi-Rock`n´Roll-Beats von PUSSY GALORE, das B-Movie-Sounddesign der BLUES EXPLOSION oder der Pornostyle-Blues-Rock von BOSS HOG – Spencer hat mit seinem kruden „Heavy Trash“ stets geliefert.

Dennoch ist an einem bestimmten Punkt seiner Karriere dieser Eifer beinahe wie zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung geworden. Trotz des kurzen Flirts der BLUES EXPLOSION mit Arena-Tourneen und aufwändigen Video-Clips, wurde der New Yorker praktisch aus der modernen Indie Rock-Historie gestrichen, und lange Zeit krähte kein Hahn mehr nach ihm – er war selbst in der „Trash Can“ untergetaucht.

Bis ihm vor einigen Jahren ein atemberaubendes Comeback gelang. Sein erstes Album unter seinem eigenen Namen, ´Spencer Sings the Hits!´ von 2018, war eine klare Rückbesinnung auf die einstige Stärke und geprägt vom schweißtreibenden Gestank des typischen BLUES EXPLOSION-Grinds. ´Spencer Gets It Lit´ schlägt nun in etwa in dieselbe Kerbe, und mit von der Partie sind gleich einige illustre Gestalten der Indie-Rock-Szene, wie etwa sein ehemaliger Mitstreiter Bob Bert von PUSSY GALORE, Sam Coomes sowie Janet Weiss von SLEATER-KINNEY.

 

 

Mit den Hitmakers peitscht er dann auch gleich beim Opener ´Junk Man´ einen modulierten, effektgeladenen Taifun aus Garagen-Rock-Groove auf, ein verzerrtes Psycho-Punk-Rave-Up ganz im Stile von ´Back To The Grave´. Im Fortgang des Albums laufen die Gitarren oftmals durch langsame, bedrohliche und hypnotische Surf-Riffs (´Death Ray´), seltsamen, abgespeckten Phaser-Funk (´Worm Town´), stotternde Machine Gun-Salven (´When Push Comes To Shove´) oder auch rein verzerrte Trips (´Rotting Money´).

Über das nahezu gesamte Album hinweg präsentiert Spencer somit eine einzigartige Mischung aus Industrial-Percussion und sich schlängelnden, oftmals gar außerirdisch klingenden Gitarren, die ihre Klänge in sporadischen Ausbrüchen abfeuern. Hin und wieder gibt es auch Mal einen konstanteren Groove, wie bei ´Primary Baby´, einem klanglichen Cousin seiner besten BLUES EXPLOSION-Arbeit, aber zum größten Teil betört er den Hörer mit der Beständigkeit des Unerwarteten. Das Album liefert jedenfalls all die Reibung, Aufregung und postmoderne Verdorbenheit, die man sich nur wünschen kann.

´Spencer Gets It Lit´ ist Elektro-Boogie, konstruktivistischer Art Pop, psychedelischer Industrial-Sleaze und futuristische Eleganz zugleich – ein Freakbeat-Sammelsurium aus der verrücktesten Garage der Welt. Über verblüffende Schichten von Wut, Fuzz-Gitarre und Phaser-Blasts spuckt er hektisch, säuselt, schwärmt und verführt. Es ist Spencers komplexestes und groovigstes Album seit Jahren – eine düstere, tanzbare Odyssee!

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/JonSpencerHITmaker


Pic: Bob Coscarelli
(VÖ: 01.04.2022)

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