ODEVILLE – Jenseits der Stille
~ 2022 (Crestwood Records) – Stil: Rock ~
Obwohl ODEVILLE bereits fünf Alben veröffentlicht haben, dürften ihre Scheiben längst nicht in jedem Haushalt stehen. Dies sollte sich mit ihrem sechsten Album schleunigst ändern.
´Jenseits der Stille´ klingt trotz deutscher Texte weniger nach dem üblichen sentimentalen und winselnden Poprock deutscher Kollegen. ODEVILLE lassen zwar auch die Melodien sprechen, bereits zum dritten Mal mit Produzent Arne Neurand, besitzen aber noch das Feuer im Blut.
Wer sie von nun an als Mischung aus THE HIVES, BIFFY CLYRO und RADIOHEAD umschreibt, trifft es zwar auch nicht gänzlich auf den Kopf, ist aber schon ein Stück schlauer und kann hemmungslos die Musik in Dauerschleife genießen.
In solch einer fühlten sich auch die Bandmitglieder – wie so viele andere Menschen – über die vergangenen Monate und Jahre: “Essen ficken schlafen repeat.” ODEVILLE hüllen sich daher über zwölf Songs hinweg nicht in ein Schweigen, sondern reden über ihre Gedanken und Ansichten sowie die verlorenen Monate und Jahre.
Sänger Hauke Horeis holt uns in ´Monster´ wieder Bilder von Flüchtlingskindern ins Gedächtnis und singt in ´Liebe, Freiheit, Sehnsucht, Alles´ über die quälenden, vergangenen Monate, während in der Ballade ´Stille´ viele schwere Themen warten und wir alle beim Singen von ´Der Tag wird kommen´ den Freedom Day herbeisehnen.
Verloren sind wir alle ohnehin, Kulturschaffende, die sozialen Medien, die Freiheit und die Zusammengehörigkeit, die Liebe womöglich auch. Dennoch werden ODEVILLE nicht zu Verkündern der Apokalypse, sondern haben den Funken Hoffnung im Gepäck: “Dann steig ich dem Schatten empor, und bin stärker als jemals zuvor.”
Dass sich ODEVILLE mit ´Jenseits der Stille´ stärker als jemals zuvor präsentieren, muss an dieser Stelle nicht noch einmal erwähnt werden.
(7,5 Punkte)
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Pic: Franz-Schepers