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SASAMI – Squeeze

~ 2022 (Domino) – Stil: Industrial/Folk Rock/Post Punk/Experimental ~


Sasami Ashworth hat sich von einer Absolventin der „Eastman School Of Music“, wo sie insbesondere Musik für Spielfilme und Werbespots komponierte, zu einem formwandelnden multiinstrumentalistischen Wunderkind entwickelt. SASAMIs zweiter Longplayer ´Sqeeze´ erinnert vor allem an AIMEE MANN in ihrer späten Karrierephase, an die NINE INCH NAILS Mitte der 90er, aber auch schrägen Post Punk im Stile von WIRE und THE FALL.

Die Songs variieren stark voneinander und man kann sich nie so ganz sicher sein, was man als Nächstes serviert bekommt. Ashworths Debütalbum aus dem Jahr 2019 war bereits höchst beeindruckend, eine Sammlung weichkantiger Rocksongs mit betörenden Melodien, die sich unmittelbar ins Gehirn einschlängelten. Die Reißzähne der in Los Angeles ansässigen Künstlerin sind nun jedoch endgültig entblößt, und auf dem Albumcover ihres zweiten Albums präsentiert sie sich ganz in Schlangengestalt, inspiriert von „Nure-Onna“, einem japanischen Volkswesen mit einer ähnlichen körperlichen Veranlagung.

Wie schon auf ihrem Debütalbum, dient ´Squeeze´ als Schaufenster für Ashworths außergewöhnliche Production Skills, und sie unterstreicht zudem einmal mehr ihren anspruchsvollen Geschmack in Bezug auf Kollaborationen. SASAMI geht nun aufs Ganze, und lädt gleich eine ganze Reihe von Szenegrößen ein, die zu ihrer weitreichenden, wilden Vision beitragen, darunter unter anderem Meg Duffy von HAND HABITS/WEYES BLOOD, Ty Segall sowie Kyle Thomas von KING TUFF.

 

 

Das Ergebnis ist ein faszinierendes und belebendes Spiel mit Kontrasten! Gleich einige der Songs sind hämmernd und hart, wie etwa das wütende Gewusel im Opener ´Skin A Rat´, ein zugleich elektronischer Nu Metal-Brenner und lauter, brutaler Metal-Crush-Song, bei dem sie mit statischen, eingespritzten Vocals fortwährend knurrt und keift. Aber schon das darauffolgende ´The Greatest´ entpuppt sich als perfekter Style Breaker und ist ein folkiges Liebesverlust-Manifest a la Aimee Mann.

Der Rest des Albums entzündet sich weiterhin unter SASAMIs weitläufiger, durchgeknallter Erfindung: die wunderschöne Summer-Rock-Brise von ´Call Me Home´ beispielsweise, das kakophonische ´Need It To Work´ im WIRE-Style oder das Jazz-Instrumental ´Feminine Water Turmoil´ – alle fügen sich perfekt in ihren seltsamen Flickenteppich ein.

„I’m a loner / I’m a sorry entertainmenter“, singt Ashworth auf dem brillanten DANIEL JOHNSTON-Cover ´Sorry Entertainer´, wo das Lo-Fi und die hohle Zerbrechlichkeit des Originals in einen Right In Your Face-Gesteinsbrecher verwandelt wird. Das Stück rattert mit einer „Batman“-Soundtrack-Basslinie dahin und endet mit einer wirbelnden, schneidenden Gitarre, wobei SASAMI Johnstons ursprüngliches nervöses Geschwafel mit einer weit weniger kontrollierten Wut ersetzt. Selbst in seiner hässlichsten Form ist ´Squeeze´ voller wunderschöner Klänge.

Dass SASAMI so viele verschiedene Sounds auf einem Album zusammenführen und sinnvoll zusammenfassen kann, ist ein wahrer Triumph! All die unterschiedlichen Ideen akzentuieren sich in gewisser Weise gegenseitig, und die wilden Frequenzwechsel, die auf ´Squeeze´ zu finden sind, wirken auch ein wenig wie das Innere eines versponnenen Kopfes.

Die Kreatur „Nure-Onna“ auf dem Albumcover repräsentiert sowohl Weiblichkeit wie Brutalität – und SASAMI entfesselt diesen Geist auf diesem atemberaubenden Klangwerk in seiner ganzen, strahlenden Kraft.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/SASAMIASHWORTH


Pic: Angela Ricciardi

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