THE DIP – Sticking With It
~ 2022 (Dualtone Records-MNRK) – Stil: Rhythm and Blues / Soul ~
THE DIP sind eine siebenköpfige Band aus Seattle, die sich dem klassischen Soul und R&B-Erbe verbunden fühlt. Wie kann man den Sound beschreiben? Ja, am Anfang klingt es etwas wie Willy De Ville, der „Big Band Sound“ und das sanfte gepaart mit einer gewissen Schneidigkeit und Liebesschmerz. ´When You Lose Someone´ startet voluminös mit Bläsern auf einem rhythmischen Teppich und die Chöre verstärken den Soul-Anteil.
Anders als bei Willy ist das aber eher „Gute Laune Musik“, das unterschwellige Dunkle fehlt hier. Aber insgesamt sehr dynamisch angeboten, aber auch sehr nach hinten gewandt – heißt, man orientiert sich an Klassikern aus der Soul-Geschichte und R&B-Geschichte wie bei ´Anyway´ mit schöner Reminiszenz an Bands wie WAR oder durch die Bläser auch immer wieder an CHICAGO (in ihren guten Anfangszeiten). Die Texte sind dann laut Info aber nicht nur „Boy meets girl“ oder wen auch immer, sondern auch gegen den Spätkapitalismus gewandt.
Ich mag mir das ganz gerne anhören, mit der Zeit ist es mir aber ein bisschen zu viel Soul, auch wenn für Abwechslung jederzeit gesorgt wird. ´Vacation´ bietet dann sogar schwülstigen Disco Soul. ´Real Contender´ nimmt auch Pop gekonnt in den Soulrahmen. Und wieder die Chöre. Aber der größte Pluspunkt ist Frontsänger Tom Eddy, der jederzeit die Aufmerksamkeit für sich beansprucht und auch verdient.
´Crickets´ hat viel Rhythmus und Power und gefällt mir sehr gut. Da dürfen die Bläser auch mal etwas abrocken. ´Eye To Eye´ ist dann eine richtig, schnulzige Soul-Nummer, aber im gut erträglichen Bereich. ´Apollonia´ kommt dynamischer rüber und trifft auch in mein eher kleines Soul-Herz direkt hinein. Und die Bläser dürfen dann auch etwas schräger im kurzen Mittelteil aufspielen. ´Yellowfinger´ rauscht an mir eher vorbei, ´Forget About It´ fasst zum Schluss noch einmal alles in einem Song zusammen.
Insgesamt eine sehr professionelle und interessante Veröffentlichung, die unüberhörbar aus dem tiefsten musikalischen Herzen kommt. Ich gebe zu, das ist jetzt nicht die Musik, die jeden Tag aus meinen Boxen scheppert. Allerdings habe ich durchaus Kompatibles in meiner musikalischen Sammlung. Schön, dass es noch Musiker und Bands gibt, die sich an Vergangenem orientieren, aber dabei nicht nur (aber irgendwie schon ziemlich) nostalgisch vorgehen oder klingen. Anspieltipp: ´Apollonia´.
(7,25 Punkte)
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Pic: Jake Magraw