VIO-LENCE – Let The World Burn
~ 2022 (Metal Blade/Sony) – Stil: Thrash Metal ~
Ob VIO-LENCE in den letzten 30plus Jahren viel Aufmerksamkeit generiert hätten, wenn Robb Flynn mit seiner Band MACHINE HEAD nicht so erfolgreich geworden wäre, ist fraglich. Keine Frage, die ersten beiden VIO-LENCE-Platten, ´Eternal Nightmare´(1988) und ´Opressing The Masses´(1990), sind schon echte Schwergewichte, waren aber ehrlicherweise im Zusammenhang mit der Bay Area-Thrash Metal-Szene rückblickend nicht wirklich einflussreich. VIO-LENCE spielten irgendwie immer die zweite Geige in der Bay Area. Und dennoch hat sich eine Art Kultstatus um die Band entwickelt, die sich in immer währenden Reunion-Forderungen ausdrückte. Dass Fynn dafür nicht zu haben war, ist selbstredend. So entstand Plan B ohne ihn. Und im aktuellen Jahr sieht nun das “neue” VIO-LENCE Line-up folgendermaßen aus: Sänger Sean Killian, Phil Demmel (Gitarre), Perry Strickland (Drums) und als Neuzugänge ex-OVERKILL Gitarrist Bobby Gustafson und Bassist Christian Olde Wolbers (ex-FEAR FACTORY). Eine schlagkräftige Truppe, die 2020 ein erstes musikalisches Lebenszeichen in der DEAD KENNEDYS Coverversion ´California Über-Alles´ veröffentlichte. Mich persönlich hat das nicht wirklich umgehauen. Guter Standard für eine Band mit solch einer Historie.
Nun liegt die schon länger angekündigte EP vor, die mit fünf neuen Eigenkompositionen bestückt ist. Und hier nimmt die ganze Kiste schon deutlich schärfere Konturen an. Also seit Mitte der Neunziger das erste neue Material der Amis. Und wie klingt das? Wie Thrash Metal anno 2022 klingen sollte. Mächtig druckvoll produziert, ohne dabei die alten Vibes zu eliminieren und zu guter Letzt einen Old School-Spirit in den Songs einzufangen. Ich habe mir deswegen vor dem Review noch einmal auf die Schnelle ´Opressing The Masses´ reingezogen. Auf Anhieb würd ich sagen, das neue Material gefällt mir deutlich besser. Es ist locker auf dem Niveau des erwähnten Albums, wirkt aber deutlich direkter, kraftvoller und abgebrühter. Hier dürfte sich die Reife der Musiker auszahlen. Killians Gesang ist gut, nicht überragend, dafür ist seine Stimme zu geradlinig und leicht eindimensional. Aber das ist eher zu vernachlässigen im Gesamtpaket. Die Gitarrenwand und das Aggressivitätslevel ist beachtlich Dass man ohne Probleme die Old School-Faktoren heraushört, trotz einer zeitgemäßen Produktion, ist auf jeden Fall erwähnenswert. Schwer zu sagen, welcher der fünf Songs der Beste ist. Die Qualität ist gleichbleibend hoch. Aber mit dem Opener ´Flesh From Bone´ liefern sie schon ein amtliches Massaker. Mit ´Screaming Always´ ziehen sie das Tempo ordentlich an und geben sich im Mittelteil sogar verspielt, bevor der ICE weiterzieht. Geile Nummer. In der gleichen Geschwindigkeit bewegt sich auch ´Gato Negro´, das mit teils hektischen Riffstrukturen sehr gefällig reinhaut. Der Titeltrack beendet die Fünf-Track EP souverän und stellt klar, wo VIO-LENCE draufsteht wird Violence geliefert.
Dass die Truppe neue Standards im Thrash Metal setzt, ist kein Thema (es wurde eigentlich schon alles gesagt in diesem Genre!), die Herren liefern ein supersolides, kurzes Comeback-Bömbchen, das die unfassbar lange Auszeit schnell vergessen lässt und zeigt, auch ohne ein Rob Flynn ist man in der Lage, geile Mucke rauszuhauen. Lobenswertes Comeback, das so früh im Jahr gleich in Konkurrenz zur neuen DESTRUCTION und zur kommenden KREATOR geht.
(8 Punkte)
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(VÖ: 4.03.2022)