KLAUS MICHEL – The End
~ 2022 (Rockwerk Records) – Stil: Singer-Songwriter/Americana ~
Jedem Anfang wohnt ein Zauber, jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Passenderweise beendet der Hunsrücker Gitarrist und Sänger Klaus Michel mit ´The End´ seine aktuelle Album-Trilogie. Nach drei Jahren und drei Studioalben findet sein musikalisches Schaffen ein vorläufiges Ende. Doch wie bei jedem Musiker im Moment nach dem Produktionsabschluss ist der nächste Anlauf wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit. Und als wäre es bereits schon jetzt ein Neubeginn, denn natürlich ist jede Songsammlung eine Momentaufnahme aus einem Musikerleben, wohnt den fünfzehn neuen Kompositionen natürlich der gewisse Zauber inne.
Die zwei als Empfang (´Fase Uno´) und Kehraus (´Fase Quattro´) sowie die weiteren zwei über das Werk verteilten, kleinen Zwischenstücke bilden den Rahmen von ´The End´ und sind der Brückenschlag zur italienischen Reise des Vorgängers ´Primavera´, der in einer Sonderkategorie beim Deutschen Rock und Poppreis als „Bestes Alternative Album 2021“ ausgezeichnet wurde.
Völlig unaufgeregt singt Klaus Michael ´Wave After Wave´ und lässt die Saiten seiner Gitarre schwingen. Eine Welle nach der anderen versucht die See ans Land zu spülen und ebenso folgt eine auf die andere entsprechend dem Verfahren in diesen Zeiten einer Pandemie. Doch dieses Leben ist nicht ´The End Of The Road´, auch wenn es sich nach einer Sackgasse anfühlt: “Oh, oh, oh.” Annähernd in den Tönen des Brit Rock lautet der Appell: “Let’s get out of here, we choose love not fear.” Die Americana-Töne jammern dennoch in ´Fase Due´ im Einklang mit der Pedal Steel. Der Regen muss jetzt die trüben Gedanken wegspülen, scheinbar ist alles vorbei. Ein Trugschluss, wie sich zeigt, denn wie ferngesteuert gibt sich der Rhythmus aus der Abteilung von Bassist Kay Zingler und Schlagzeuger Oliver Kölsch in ´It´s Over´: “We all do now, what you allow. It seems to be all over now and nothing changes anyhow…”
Dabei begann alles so wunderbar in Italien. Ein great Gig in ´Bergamo´ mit fließenden Gitarrensaiten zum halben Marschrhythmus und Yonca Cakao gibt wehmütige Laute von sich. Wir befinden uns allerdings schon längst wieder auf den Spuren amerikanischer Singer-Songwriter und lassen in ´Yesterday, Today And Tomorrow´ die Pedal Steel rauchen. Hauptsache die Liebe des Lebens steht an deiner Seite, schließlich kann sie sogar ´The Eclipse´ erhellen. Wenn sich jedoch auf andere Weise die Wege trennen könnten, entstehen in ´I Don´t´ solch großartig schwebende Melodien mit etwas Psychedelic Rock zur Garnierung: “And I know. I don´t loose you my love. And I know. There´s no one I else I want.”
Rückt die ´Fase Tre´ noch kurz an neue-alte Wellen heran, gehören die Tonfolgen von ´Dreams´ tatsächlich zu einem verlorenen Dasein (“The more I use my facebook account, the less I see the people all around. But there is no one around, they´re all at home.”), während selbst der verrückte ´Rain In May´ die überflüssige Romanze nicht wegspülen kann. Ein leichtes U2-Feeling an der Gitarre umweht sodann einen neuerlichen Besuch in der zweiten Heimat, uno, due, tre, quattro, in ´Borgoratto´. Der Versuch, zwei sich Suchende zusammen zu führen, endet ´All The Way Down´ allemal mit schweren, natürlich suchenden Gitarrenträumen. This was und this is ´The End´.
(8,5 Punkte)