BUNUEL – Killers Like Us
~ 2022 (Profound Lore) – Stil: Noise Rock/Avantgarde/Experimental ~
BUNUEL sind ein Team italienischer Underground-Veteranen, angeführt vom beeindruckenden Eugene Robinson, ansonsten Frontman bei den U.S.-Avantgardisten von OXBOW, und sie spielen knallharten und einfallsreichen Noise Rock, der in seinen Ursprüngen tief in den 80er und 90er Jahren verwurzelt ist. Unorthodoxe Kräfte und Hardrock-Harmonie prallen hier aufeinander, dunkel und intensiv – ein Sound, so schwer wie Blei, der jedoch schnell wieder auf den Beinen ist, und sein Gesicht in eine kalte Welt der Sünde und Vergeltung taucht.
Gitarrist Xabier Iriondo (AFTERHOURS), Bassist Andrea Lombardini und Schlagzeuger Francesco Valente (beide ansonsten bei IL TEATRO DEGLI ORRORI und SNARE DRUM EXORCISM) erzeugen im Verbund mit Robinson mit Doom-, Noise- und Punk-Arrangements unterschiedliche Stimmungen, die sich ganz im Universum von THE JESUS LIZARD, frühe HENRY ROLLINS BAND und eben OXBOW bewegen. Der Bass ist durchgehend stark verzerrt, die Gitarren scheuern nahezu unaufhörlich in verzerrter Attacke, und während der Dreier hackt und immer wieder glättet, liefert Robinsons Gesang mal schimpfend, mal sich schlängelnd oder gar heulend die dazugehörigen Töne ab.
Robinsons Lyrik wirkt dabei höchst kompakt und dokumentiert den Abstieg eines mörderischen Paares ins Fegefeuer, gemalt in Bruchstücken eines inneren Monologs. Schon der Opener ´Hornets´ ist eine erschreckende Mischung aus Unheil und Verletzlichkeit, und der Erzähler tritt hier zitternd in die Stiefel des Todes, während sich Blut auf der Straße sammelt, das alles durchnässt und die Welt befleckt.
Bei ´Crack Shot´ wird der Maestro gesanglich von seiner Frau Kasia begleitet, deren scharfe Melodielinie dem wütenden Angriff zudem eine seltsame Pop-Note verleiht. Es ist ein fetziger Rocksong mit hoher Oktanzahl und einem zugleich eindringlichen wie eingängigen Refrain, wobei die Riffs überwiegend wie bei einem Wildwasser-Rafting umherkrachen und Robinson immer wieder seine qualvollen Schreie streut.
´Killers Like Us´ ist ein schmutziges Gebräu aus eckigen, geschwärzten Post Rock-Gitarren, serviert mit einer Prise an schwelendem Jazz und atmosphärischen Keyboards, die die Predigten Robinsons zu einer kontinuierlichen und durchweg schrecklichen Auflösung aufbauen.
BUNUEL gelingt es dabei ganz ausgezeichnet, eine Balance zwischen den genrewechselnden Elementen und experimentellen Aspekten zu finden, und vor allem die schnelleren, punkigen Interludien, sind in der warmen, unmittelbaren Produktion wunderschön eingefangen. Ein surreales Klang-Feeling, ganz im Stile eines – eben – Luis Bunuel.
(7,5 Punkte)
(VÖ: 18.2.2022)