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SAXON – Carpe Diem

~ 2022 (Silver Lining Music) – Stil: Heavy Metal ~


 

Ich habe es an anderer Stelle ja schon einmal deutlich gemacht. Ich bin bei den wenigsten Bands ein treuer Dauerhörer. Und schon gar nicht über 30, 40 Jahre. Vielleicht eine Charakterschwäche, vielleicht aber auch ein zeitliches Problem. Die wichtigen Alben von SAXON Anfang der 80er Jahre, die stehen natürlich in meiner Sammlung. Und ich habe auch immer wieder ein paar Ohren an neuere Veröffentlichungen verliehen. An ´Solid Ball Of Rock´ (na ja, auch schon über 30 Jahre her) und ´Lionheart´ kann ich mich spontan erinnern. Und auch einzelne Live-Konzerte. Aber so richtig kann ich ihre Entwicklung in den letzten Jahren nicht einschätzen. Ich habe aber erwartet, dass Urgestein Biff und seine Truppe auf jeden Fall immer noch fit sind. Das Coveralbum ´Insprirations´, das ich letztes Jahr besprechen durfte, hat mich allerdings nicht so richtig überzeugt.

Jetzt also ´Carpe Diem´, das 23. Studioalbum. Respekt. ´Carpe Diem (Seize The Day)´ ist die Single und der Opener. Ein wenig verschachtelt, gute Riffs und der charakteristische, immer noch sehr gute Gesang von Biff. Guter Einstieg. Mit den nächsten Songs wird es noch härter, das ist erfreulich. ´Age Of Steam´, ´Dambusters´, ´Remember The Fallen´ (starke Gitarren), das sind alles ordentliche Songs. Ich will jetzt auch gar nicht irgendwelche Glanztaten aus den Anfangsjahren aufzählen und jammern. Dazu gibt es auch keinen Grund. Das ist mehr als hörenswert.

Die Produktion von Andy Sneap unterstützt von Biff ist schnörkellos, wie die Musik. Mir gefallen die genannten schnellen, harten Titel. Aber auch etwa epischere Songs wie ´The Pilgrimage´ sind überzeugend. Da bereue ich schon fast, dass ich die letzten Jahr(zehnte) zu wenig am Ball blieb. Denn das waren immer die Stärken von Saxon: saubere Headbanger-Titel, aber auch etwas mehr Hintergründiges bei Klassikern wie ´Dallas 1pm´ oder ´747 (Strangers In The Night)´. Klar, es gibt wie auf den meisten SAXON-Alben auch ein paar Titel, die nicht das Zeug zum soliden Klassiker haben, wie das im Refrain etwas klischeehafte ´Super Nova´. Aber die mit gotischen Chören unterlegte ´Lady In Grey´ macht den verlorenen Boden gleich wieder gut. Das hätte auch DIO einspielen können. Schwere Riffs und gute Melodie. Schöne Reminiszenz an die goldenen 80er ohne abgegriffen zu klingen. Auch ´All For One´ ist sofort beim Eingangsriff als SAXON-Produkt zu erkennen.

Ich finde es auf jeden Fall beeindruckend, dass die Band trotz Festhalten am klassischen Sound sich weder stupide wiederholt, noch verzweifelt versucht, dem Zeitgeist gerecht zu werden und immer noch frisch klingt. Da könnte ich jetzt einige Bands aufzählen, denen das nicht gelingt. Aber das muss ja nicht sein. Solide im positiven Sinne.

(7,5 solide Punkte)

Harald Pfeiffer

 

 

 

 

https://www.facebook.com/SaxonOfficial/

 

 

 

SAXON haben nicht nur den einen Tag genutzt, sondern die letzten zwei Jahre. Genauso intensiv wie Sänger Biff Byford die Zeit nach seinem Herzinfarkt im September 2019 benötigt hat, ging die Gruppe in diesen besonderen, vergangenen zwei Jahren an das Songwriting, um das 23. Album der Brit-Legende fertigzustellen.

So kann das Quintett mit ´Carpe Diem´ ein völlig reinrassiges Heavy Metal-Album präsentieren, das ohne Ausfälle den Heavy Metal der klassischen Schule in die dritte Dekade dieses Jahrhunderts führt. Neben der einmaligen und unverkennbaren Stimme Biff Byfords haben die Songs auch wahnsinnig gestählte Riffs vorzuweisen. Hart und ohne Kompromisse scheint die gewählte Devise gewesen zu sein, um die Anhängerschaft in diesen Tagen gänzlich zufrieden zu stellen.

Die Tage der Sachsen sind also wieder einmal gekommen und mit ´Carpe Diem (Seize The Day)´ eröffnen sie die Feierlichkeiten: klassischer Sound, klassischer Hymnus, künftiger Band-Klassiker. Noch mächtiger haut ´Age Of Stream´ ins Gebälk, als schneller SAXON-Rocker der Gegenwart. Auch ´Dambusters´ ist ein flotter und massiver Headbanger der jüngsten Songwriter-Generation. Besser oder schlicht klassischer ist allerdings der Heavy Rocker ´Remember The Fallen´ ausgefallen.

Der nächste zukünftige Klassiker nennt sich ´The Pilgrimage´ und hat sich zu seiner epischen Ausführung die Glocke der Hölle ausgeliehen. Die Echt-Metaller feiern dagegen hemmungslos ihre ´Super Nova´ und SAXON in metallischer Hochform. Der nächste Album-Höhepunkt heißt jedoch ´Lady In Gray´ und fasziniert in dunkler Stimmung mit atmosphärischen Keyboard-Tupfern.

Äußerst klischeehaft im Text, aber ein weiterer Metal-Rocker ist ´All For One´. Ebenso charmant fordert ´Black Is The Night´ im Refrain zum Mitshouten auf, ehe ´Living On The Limit´ in aller Hektik, im völlig souveränen Rausch die Scheibe vollendet.

SAXON haben entschlossen die Tage genutzt. Sie treten vitaler und kraftstrotzender als in der vergangenen Dekade auf, geradezu in Hochform. Die Zeit ist demzufolge wieder reif für einige SAXON-Days.

(8 Punkte)

Michael Haifl

 

 


Pic: Steph Byford
(VÖ: 04.02.2022)

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