JUNGER – Kein Land In Sicht
~ 2022 (Motor Entertainment) – Stil: Deutsch Rock ~
Gutem deutschsprachigem Rock war ich immer sehr aufgeschlossen, wenn er das gewisse Etwas hatte. Ich stehe dazu, ich war im Konzert von Klaus Lage. Ja, Jugendsünde. WOLF MAAHN UND DIE DESERTEURE mag ich noch heute, auch den frühen Udo Lindenberg. Von FEHLFARBEN ganz zu schweigen. JUNGER sind Österreicher und auch da habe ich meine intensive Georg Danzer und Wolfgang Ambros-Phase vor Jahrzehnten gehabt. Vom schwarzhumorigen Obermelancholiker Ludwig Hirsch lege ich heute noch kleine Portionen in Sinnkrisen gerne auf.
JUNGER starten mit harten Gitarren und engagiertem rauen Gesang und dem Opener ´Kein Land in Sicht´. Im Video sehen die „Jungs“ von JUNGER sehr „lebenserfahren“ aus. Nun, der Bandname kommt auch nicht von jung, jünger oder Jüngern, sondern von Sänger Hans-Peter Junger.
Und ihr Rock ist auch gut abgehangen und kommt relaxed rüber. Songs wie ´Sensation´ und ´Flugverbot´ mögen zu gefallen, wenn sie auch etwas pädagogisch ohne die Ironie mancher anderen Bands und Sänger und dadurch etwas verbissen und steif rüberkommen. Aber die Verarbeitung von Gefühlen und menschlichen Erfahrungen mit dem lebenserfahrenen Stimmesorgan von Hans-Peter Junger ist okay. Dass er manchmal etwas nach Peter Maffay klingt (´Tausend lange Nächte´), dafür kann er nun nichts. Kleine Anklänge an Rio Reiser sind da schon sympathischer. Das soll es aber auch mit Vergleichen gewesen sein, denn so richtig passt da nichts. ´Unendlich Fern´ klingt eher nach Springsteen’schem Rock. Die Texte erinnern in ihren Klischees auf jeden Fall an die ferne Vergangenheit.
Insgesamt auf jeden Fall hörbar und teilweise angenehm rockig und glücklicherweise wenig „liedermacherhaft“. Insgesamt aber auch etwas zu zahm und eckig für mich bei den oft mit Klischees gespickten Texten (´Lass Uns Einfach Existieren´. ´Dreh Alles Schnell Auf Anfang´) und dem etwas monotonen Gesang. Da gab und gibt es doch einige mutigere und intensivere Alben. Für eine wirkliche Überraschung zu konventionell. Für deutschsprachige Rockliebhaberinnen und –liebhaber einen Hörversuch auf jeden Fall wert.
(6,5 Punkte)