VENATOR – Echoes From The Gutter
~ 2022 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal ~
Nichts ist neu, nichts wird neu erschaffen. Seit vierzig Jahren verzieren wir unseren Körper mit Nieten, nicht nur an Arm und Bauch. Seit reichlich vielen Jahren werfen wir uns die Kutten über unseren Adoniskörper, hören seit vielen Dekaden SATAN, TOKYO BLADE und GRIM REAPER, viel länger sogar schon JUDAS PRIEST. Seit einigen Jahren lassen wir auch CAULDRON, SKULL FIST und WHITE WIZZARD durch unsere Lautsprecher krachen. Vieles hören wir hier, hören wir da.
Nach einer EP, ´Paradiser´, die nochmal in einer Split aufging, ist dem Underground-Fistraiser spätestens seit 2020 auch die österreichische Combo VENATOR bekannt. Diese fünf Mann aus Linz geben mit ´Echoes From The Gutter´ endlich ihren abendfüllenden Longplayer-Einstand.
Doch Sänger Johannes Huemer ist bei genauerer Betrachtung kein außergewöhnlich herausragender Sänger, selbst Gitarrist Leon Ehrengruber erfindet das Lead-Gitarrenspiel nicht neu. Aber es sind die Emotionen, die sie gemeinsam mit Rhythmus-Gitarrist Anton Holzner und der Rhythmus-Abteilung, bestehend aus Bassist Stefan Glasner und Schlagzeuger Jakob Steidl, freisetzen. Und nicht jeder traut sich, solch Oberlippenbärte und solch eine End-Siebziger-/Früh-Achtziger-Brille zu tragen.
VENATOR riskieren alles. Sie packen den jugendlichen Heavy und Speed Metal der frühen Achtzigerjahre in den Tank und brettern mit neun ihrer Songs los. Dabei holen ihre Kompositionen den Headbanger zumeist schlicht mit dem Refrain ab, während andere mit der Kraft und Energie sowie mit den Solo-Eskapaden begeistern.
Beim Einstieg mit ´Howl At The Rain´ stellen sich die Gitarren auf Melodien zum Mitpfeifen und der Rhythmus auf einen langen Live-Abend ein. In diesem Sinne brennt das Feuer und alle singen “Howl At The Rain” mit VENATOR im Chor oder zumindest die Gitarrenmelodie. ´Seventh Seal´ wühlt noch mehr auf und Johannes Huemer hält zur Überraschung sogar einige Schreie parat. Dagegen hat ´Red And Black´ regelrecht den Rhythmus im Blut und wird sich auf der Bühne als erster Volltreffer zum Mitsingen erweisen. Den Motor völlig auf Hochtouren gebracht, gibt es für Nichts und Niemanden mit dem ´Nightrider´ im Schlepptau ein entrinnen.
Wenn sich somit jemand um die Nachfolge der unlängst verblichenen METAL INQUISITOR bewerben sollte, stehen VENATOR in der ersten Reihe. Denn der nächste Underground-Drehwurm steht mit dem Song ´Manic Man´ bereit und der nächste Galopp mit ´The Rising´ an. Auch ´The Hexx´ besitzt nochmals alle Trümpfe von VENATOR, samt einem zu preisenden Gitarrensolo, und ein ´Streets Of Gold´ wird zum Abschluss sogar beinahe so frenetisch wie HIGH SPIRITS.
VENATOR gewinnen alles. Der Heavy und Speed Metal-Tank ist leer, die Anhängerschaft mit glasigen Augen freudentrunken.
(8,5 Punkte)
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(VÖ: 25.02.2022)