THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN – Lavender
~ 1991/2022 (Sireena Records) – Stil: Psychedelic Rock ~
Es waren einmal der Perc, THE PERC, THE, so viel Zeit muss sein, alias Tom Redecker und der Gentleman, THE HIDDEN GENTLEMAN, alias Emilio Winschetti, die 1987 in Bremen ein Folk-Duo gründeten. Für Tom Redecker, heute selbst Label-Chef von “Sireena Records”, und Emilio Winschetti gründete dereinst Lothar Gärtner das Label “Strange Ways Records”. Nach dem Debüt ´Two Foozles At The Tea Party´ wand sich die Musik auf dem Nachfolger ´This Maid Of Delphi´ mehr im Psychedelic Folk Rock. Der vorläufige Höhepunkt ihrer gemeinsamen Karriere war allerdings ihr 1991er Konzeptwerk ´Lavender´, das sie mit der Unterstützung von etwa The Voodoo (PHILIP BOA), Rudi Freese (THE STRANGEMEN), Tex Morton (LOLITAS), Uwe Bauer (FEHLFARBEN), Alexander Veljanov (DEINE LAKEIEN) und Rüdiger Klose (KASTRIERTE PHILOSOPHEN) im Studio aufs Band und im Anschluss mit diesen unter der Bezeichnung “The Lavender Orchestra” auf die Bühnen brachten.
THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN & THE LAVENDER ORCHESTRA wirft jeden Zuhörer in eine andere Welt, nicht unbedingt direkt in die der 70s, 80s oder 90s.
Somit völlig unlocated schlägt der Hörer zu ´Blind Faith´ auf, bei Akustikgitarren und Synthesizern im Einklang mit dem Gesang. ´This Moon Of Both Sides´ pumpt hernach seine Wucht fortwährend mit Percussions und dem Bass des populären Chooby Harry Payuta (THE ELECTRIC FAMILY) direkt ins Angesicht und lässt Peter Apels Gitarre (COSMIC FUN, PETER APEL COMBO) psychedelisch summen. Dagegen nimmt ´The Infant King´ die Ausfahrt zu den endlosesten Highways des Westens, samt zusätzlichem, verträumtem Gesang von Lea Saby und dem Gitarrenspiel von Clive “The Wizzard” Gray. Bei ´Hole In My Head´ fühlt sich der Hörer jedoch aufgrund der tapsigen Synthesizer wie im Varieté-Theater mit Lou Reed. Die Orgelklänge von ´Hall Of Fame´ sind für die Gliedmaßen aller Zuhörer schließlich eine echte Einladung, denen sich Rudi Freese an der Gitarre und Harry Schröder (THE MINT) am Bass anschließen, damit zum Abschluss der ersten Hälfte alle gemeinsam grölen können.
Es folgt das große, zwölfminütige Epos ´The Lavender Cantos Part I. – IV.´, das mit Akustikgitarre und E-Gitarre fortwährend die Wucht des Hardrock aufkochen lässt. An den Gitarren gastieren hier Tex Morton und Clive Gray, The Voodoo an den Tablas und Achim Färber am Schlagzeug. Zwischendurch entsteht mit der Tabla ein Feeling von World Music, das durch die psychedelische Gitarre und die Percussions abgerundet wird. Es fehlt nicht viel und der Hörer sieht hinter der neben ihm stehenden, alt-braunen Couch Ian Anderson entgegen. Dabei wird die Musik mit ´The Composition Of Incense´ und seinen endlosen Synthesizer-Streichern abermals anders geartet, da Alexander Veljanov obendrein makedonische Vocals beisteuert. ´Is There Anyone Cruisin’ Round The Garden?´ kennzeichnet den regulären Abschluss von ´Lavender´ und ruft in den wenigen zwei Minuten dennoch abermals den hypnotischen Mitjohl-Reflex auf.
Die Welt von ´Lavender´ ist ungewöhnlich und kaum erschlossen, irgendwie traumhaft. Ergo Pionierpflicht!
Geil, wer sich etwas gönnt. Geil, wer es sich gönnen kann. Geil, wer sich die Neuauflage von ´Lavender´ durch “Sireena Records” auf Vinyl gönnen darf. Denn im Gegensatz zu der Mehrzahl aller Vinyl-Seller haben “Sireena Records” noch äußerst annehmbare LP-Preise, die das schwarze Gold längst nicht als Luxusgut auspreisen.
Zum 10-jährigen Jubiläum der 1991er Erstveröffentlichung gab es zwar bereits eine Neuauflage auf einem Silberling, doch diesmal erscheint ´Lavender´ ebenso auf Vinyl und erstmals mit den beiden Single-Bonustracks, der A-Seite ´The Infant King´ und der B-Seite ´Vermilion Sands´, auf CD.