TONY MARTIN – Thorns
~ 2022 (Battlegod Productions) – Stil: Hardrock/Metal ~
Einerseits ist Tony Martin innerhalb der letzten Dekade etwas aus dem allgemeinen Fokus gerückt, seine Projekte mit Dario Mollo oder das GIUNTINI PROJECT liegen immerhin über acht Jahre in der Vergangenheit, dennoch ist der englische Sänger durch seine Beteiligung bei BLACK SABBATH unvergessen. Immerhin hatte er nach Ozzy Osbourne die längste Präsenz bei dem Metal-Urgestein und erschuf an der Seite von Tony Iommi solch Meisterwerke wie ´Eternal Idol´ (1987) und ´Headless Cross´ (1989).
Nach ´Right Back Where I Belong´ (1992) und ´Scream´ (2005) ist Tony Martins neueste Solo-Scheibe ´Thorns´ erst die dritte, bei der allein sein Name als Hauptverantwortlicher auf dem Coverartwork prangt. Dennoch hat er das Werk und elf – alphabetisch aufgereihte! – Songs gemeinsam mit dem US-amerikanischen Gitarristen Scott McClellan (DEVIL LAND, ARMY OF SOULS, DREAMOGRAPHY) geschrieben und neben ihm die Bassisten, den Schweden Magnus Rosen (ex-HAMMERFALL) und den US-Amerikaner Greg Smith (Alice Cooper, Dario Mollo), sowie den englischen Schlagzeuger Danny Needham (VENOM) engagiert.
Das einstige Goldkehlchen von BLACK SABBATH beweist auch 2022, dass er selbst mit bald 65 Jahren zu den besten seines Fachs gehört.
Bebend und klassisch metallisch steigt seine aktuelle Mannschaft mit ´As The World Burns´ ein und Tony Martin zeigt seine charismatischen Stimmbänder, die im Verlauf überraschender Weise sogar gerne wie Ronnie James Dio (R.I.P.) intonieren. Das sich anschließende ´Black Widow Angel´ ist hingegen völlig auf seine eigene doomige BLACK SABBATH-Vergangenheit zugeschnitten und wird eben diese Klientel gänzlich überzeugen. Noch pathetischer im Gesang, und mit mächtigen Chören begleitet, entwickelt sich ´Book Of Shadows´ zum heimlichen Höhepunkt. ´Crying Wolf´ besitzt im Gegensatz dazu einen anderen belebenden, einen zeitlosen oder auch 90s Charakter mit einer ordentlich kernigen Akustikgitarre und einem abermals kraftvollen Tony Martin.
Bei all der erwartbaren Heavyness erscheint der Abwechslung halber zu Beginn und am Ende von ´Damned By You´ eine Geige, die der Musik in diesen wenigen Momenten einen mittelalterlichen Folk-Anstrich verpasst, während ´No Shame´ alte Hardrock-Weisen potent und modern darbietet. In luftiger und betörender Atmosphäre will auch ´Nowhere To Fly´ vergangene ´Headless Cross´-Tage aufleben lassen, wobei sich das aufkommende Riffing eher an der Moderne als an der Tradition ausrichtet. Und so hat schließlich selbst der ´Passion Killer´ solch einen hingeschludert modernen Gesangsabschnitt, der vielmehr bei der g//z/r-Maschinerie angemessen wäre.
Stattdessen rast ´Run Like The Devil´ zumindest wieder auf die BLACK SABBATH-/DIO-Schiene zurück. Die kraftvolle Akustikgitarre kehrt in ´This Is Your Damnation´ nochmals zurück, allerdings werden hier die Verse im Sinne einer Unterhaltung nur gesprochen. Eher balladesk und akustisch beginnt gleichsam das Finale mit dem Titelsong, der jedoch noch überaus heavy daher schreitet und in einer entsprechenden Darbietung Gastsängerin Pamela Moore (aus QUEENSRYCHEs Klassiker ´Operation Mindcrime´ bekannt) begrüßen kann.
Letztlich verleiden ein bis zwei Songs in der Albummitte eine überschwänglichere Begeisterung für Tony Martins Comeback. Auf die eine oder andere Weise ist den Kompositionen auch der Projektcharakter und nicht der einer gewachsenen Band anzuhören. Vermutlich wird Tony Martin erst live restlos begeistern, vor allem wenn er seine seit Ewigkeiten versprochene ´Headless Cross´-Tour in die Tat umsetzt.
(8 Punkte)
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(VÖ: 14.01.2022)