BLOSSOM CULT – Prequel
~ 2021 (MEY Productions) – Stil: Modern (Prog) Metal ~
BLOSSOM CULT fanden sich wie so viele andere Musiker anno 2020 im falschen Zeitkontinuum wieder. Die Welt war kein sicherer Ort mehr, die Gesellschaft wurde von Tag zu Tag in die Spaltung getrieben und vergaß von Stunde zu Stunde ihre gute Erziehung. Die neue Welt wurde zu einem Ort der verwirrten und verirrten, der verängstigten und verblendeten. BLOSSOM CULT standen zwar wie alle anderen dieser neuen Normalität hilflos gegenüber, schöpften allerdings bereits bei ihrer Debüt-EP ´Closure´ daraus Kapital für ihre lyrischen Ausführungen. Dem Modernen Metal haben sie allerdings auf dem EP-Nachfolger ´Prequel´ etwas die Zähne gezogen, nicht lyrisch, sondern musikalisch. Die Härte bricht nicht mehr ganz so sehr auf, vielmehr hymnisieren sie ihre Kompositionen mit feinen sinfonischen Beigaben und mehrstimmigem Gesang.
For we might face a future, bleak.
I feel how change accelerates.
I try to hold it close, that what I hold so dear.
The Great Reset is drawing near.
I know it still seems fine somehow.
Don’t wanna interrupt your show of decadent identity.
But I admit I’m scared.
And that I find no sleep.
And that sometimes I weep.
What if Tomorrow never comes?
Brausend, beschwörend beginnt ´Nightfall (Prologue)´ die EP, um urplötzlich mit Klavier und QUEEN-Arrangement das kurze Lied in aller Schönheit brillieren zu lassen, ehe es sogar noch kurz orchestral aufflackert. Dieser sinfonische Ansatz findet sich ebenfalls in den ersten Sekunden von ´What if Tomorrow Never Comes´ wieder, doch fettes und modernes Riffing setzt umgehend ein. Allerdings schaltet der Song mit dem lieblichen Gesang von János R. Krusenbaum umgehend einen Gang herunter. Gemeinsam bringt man sich mit “Ohohoooo”-Gesängen in die richtige Stimmung, um den Songtitel im Refrain zu verzaubern. Das Klavier zeigt die musikalische Virtuosität der Töne und weist den Ausgang. Heftig rütteln und schütteln BLOSSOM CULT an den ´Last Days Of Summer´, bleiben gesanglich dem Underground verhaftet und holen dementsprechend über die sieben Minuten äußerst feine Melodien aus dem Ärmel. Beruhigend beginnt ´Porcelain Sun´ im lieblichen Prog-Umfeld, darf sich allerdings ebenfalls frei entfalten und im sinfonischen Metal mächtig aufblühen. ´State Of Masks´ besitzt hingegen nochmals alle Merkmale, eine leichte Sinfonik, eine beinahe thrashende Härte und eine leichte Progressivität, aber immer einen äußerst geschmeidigen Chorusgesang. Und da kommt bereits im passenden Moment der kleine Ausklang mit ´Almost Home´ am Klavier.
BLOSSOM CULT finden zum richtigen Zeitpunkt den geeigneten Ton und die passenden Worte. Einem abendfüllenden Werk sollte nach dieser Steigerung nichts mehr im Wege stehen.
(8 Punkte)