WOUND – Serpent Crown
~ 2021 (Ván Records) – Stil: Expanded Death Metal ~
Dass Vielseitigkeit auch ein Alleinstellungsmerkmal sein kann, beweisen WOUND nun bereits mit ihrem dritten Langspieler. Auch auf ´Serpent Crown´ sind die Wiesbadener ihrem Zwischen-den-Stühlen-Stil treu geblieben und liefern einen üppigen Death Metal mit Betonung auf „Metal“ in seinen diversen extremen Spielarten, dem es jedoch weder an Härte noch Geschwindigkeit fehlt – er hat zusätzlich zu seinem reichhaltigen, melodischen und generell sehr schwedentod-lastigen Grundrezept eben noch diverse weitere Zutaten zu bieten, die der Band entsprechend auch ihre erweiterte Zielgruppe beschert. Bei WOUND treffen sich Deathmetaller mit Blackies, Thrashern, Punx und Crossover-Metallern, auch der eine oder andere Doomhead wurde schon gesichtet, und alle sind hinterher glücklich, weil vollbedient.
Nach nunmehr zehn gemeinsamen Jahren hat das Quintett seinen Stil perfektioniert und auch das Selbstbewusstsein gewonnen, ihr Ding unbeeinflusst und konsequent durchzuziehen, ja die eigenen Trademarks sogar noch zu betonen. Bei WOUND heisst das, wenn gerade mal nicht geblastet und flirrend gerifft wird, ist viel Raum für tatsächlich episch zu nennende, spannungsreiche Songaufbauten, räumliche Tiefe und wechselnde Atmosphären. Schon seit 2017 und damit auch dem Vorgänger ´Engrained´ gibt es zwei Gitarren, was den Sound der Hessen nochmal satter macht und eben auch die Möglichkeit eröffnet, mit Twingitarren zu brillieren, wie es auch in Schweden nun einmal Brauch ist. Doch es gibt auch genügend klassisch-britischen oder auch thrashig-amerikanischen Einfluss, und auch die Crust-Affinität ist keineswegs verschwunden. Abwechslungsreichtum regiert bei WOUND, auch der Gesang wechselt so stark zwischen räudigem oder ultratiefem Growlen und angekohltem Keifen, man hat gelegentlich den Eindruck, nicht nur Christian Schettler allein würde singen, so unterschiedlich ist der Höreindruck.
´Serpent Crown´ macht Druck und nimmt ihn auch wieder raus, fordert heraus und macht Spass, und zwar auf die komplexe Art; so hat beispielsweise Opener und erste Veröffentlichung ´Silent Indoctrination´ diesen kühlen, doch ornamentalen Stockholm-Stil, wie man ihn von DISMEMBER oder später eben auch TRIBULATION (´Dethroned Supremacy´!) kennt, oder eine repetitive Groovewalze wie ´Towers´ rollt über uns hinweg. Der Anfang von ´Disciples Of Downfall´ erinnert gleichzeitig an SLAYER und ENTOMBED, während ´Forged For Death´ mit fast schon epischdoomigem Tempo herangekrochen kommt, und mit dem überlangen, windungsreichen und sehr bildhaften Titelsong zeigen die Fünf schliesslich, dass sie sogar Soundtrackqualitäten besitzen. Visuell umgesetzt wird WOUNDs Musik übrigens seit jeher und kongenial von WÆIK, die der Menschheit hierfür eine wunderbar vieldeutige Schlangenkrone aufs wirre Haupt gesetzt hat.
WOUND nehmen sich das Beste der düsteren Genres und schmieden daraus einen veredelten Stahl, der immer trifft und tiefe Schmisse hinterlässt. Für eventuell bleibende Narben wird keine Gewähr übernommen, der Erinnerungswert ist so oder so hoch. Und dafür gibt’s
8 Punkte.
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