SCHL@G! – III: Ambiguity Of Wisdom
~ 2021 (AmygdaLand/Just For Kicks Music) – Stil: Schr@eg ~
Heute geht es Schlag auf Schlag weiter.
Nicht schlagartig, sondern von langer Hand geplant, servieren SCHL@G! ihr drittes Studioalbum. Nach ´Werk´ (2013) und ´Loch´ (2014) heißt es sieben Jahre später ´III: Ambiguity Of Wisdom´.
SCHL@G! sind auch 2021 immer noch das Duo Dirk SCHLömer und Carsten AGthe. Der Eine als Komponist und Produzent, Gitarrist und Sänger von ORNAH-MENTAL, ZIKATO, NEUES GLAS AUS ALTEN SCHERBEN oder AMYGDALA ein Begriff, der Andere als Musiker bei ORNAH-MENTAL, NOSTALGIA und VANILLE & THE WOODPECKERS sowie als Schreiberling aktiv.
´III: Ambiguity Of Wisdom´ wirft jeden Hörer aus der persönlichen Gemütslage in die weltpolitische Wetterlage, immer wieder hin und her, von dem musikalisch explodierenden Gemischtwarenladen erst gar nicht zu reden.
Denn der Rhythmus marschiert im siebenminütigen ´Ambiguity Of Wisdom´ zu den Worten des slowenischen Philosophen Slavoj Žižek unaufhaltsam los. Der graue Dampf der Weisheit steigt aus Tribal-Rhythmen zum roboterhaften Gesang des Titels im Hintergrund zu zweideutiger, elektronischer Weltmusik auf. Das kürzere ´Wasser wartet´ spricht als sandiger Tanzflächenfeger hingegen zu Beats und old-school-Synth-Streichern den Titel in Schleife aus, wohingegen dem amtierenden Potus noch nicht dasselbe Nass ausgegangen ist, denn dessen Gerede taucht zu silber-jaulenden Gitarren im achtminütigen Stammesritual ´America Is Dying And The World Will Pay The Price´ auf. Unbestätigten Gerüchten zufolge spielt ebenfalls nicht der echte Carlos Santana in der blumigen Friedenshymne ´Freedom & Peace Of Mind´ mit.
Einen ellenlangen, zehnminütigen und dunklen Ausflug in den Urwald erhält jeder Zuhörer mit ´Miasma´ subkutan sowie intravenös. Einen dunklen, achtminütigen, funky-orientalischen Zyklus muss jeder mit ´Minsky – Moment´, dem Moment, wenn die schuldenfinanzierte Spekulationsblase platzt, überstehen. Zum Skifahren geht es nach Afrika. In ´Ski – L’Afrique´ dürfen zum manischen Beat und Geklimper selbst die Gitarren nicht fehlen, die sich mitfühlender im kleinen ´Sibiria – My Loss´ geben. Doch dann brummt und summt es in allen Ecken, das neunminütige Frühlingserwachen nennt sich ´Frühlingsständchen´, ein Ständchen von der Natur für die Natur. Rette sich, wer kann!
Auf irgendeinem reizenden Fleckchen zwischen experimenteller und elektronischer Musik, zwischen Space und Krautrock im Afrobeat landen SCHL@G! mit ihrer Gesellschaftskritik im aufgeputschten Neo-Schamanismus immer.
Überwindet den Schlagbaum im Kopf und lasst SCHL@G! herein.
(8 Punkte)