GEORG KOSTRON – Das wilde Liederbuch
~ 2021 (Kugel i,Tap Water Records) – Stil: Songwriter ~
Das einzige Liederbuch, das sich der Musikliebhaber in diesen Tagen mit Texten, Akkorden, Bildern und Illustrationen zu Gemüte führt, ist ´Das wilde Liederbuch´.
Georg Kostron hat auf diesem gelben Liederbuch, seinem Solodebüt, 16 Lieder verewigt. Auch wenn er sagt, er sei von der EAV, KNORKATOR und Georg Kreisler inspiriert, so findet er doch seine eigenen Wege, um das Kind im Manne zu wecken.
Seine eigene Vita ist dabei mächtiger als es der Singer-Songwriter-Rock und seine kabarettistischen Ausflüge erwarten lassen würden. Georg Kostron begleitete bereits Kollegen wie Liedermacher Bastian Bandt, Marcel Brell und Rainer Vom Feld, stand aber als studierter Jazz-Bassist auch mit seinen Bands im Vorprogramm von AC/DC, SEPULTURA und A-HA. Mittlerweile gehört der gebürtige Wiener zehn Jahre der Berliner Liedermacherszene an und veröffentlichte im Duo-Projekt KOSTRON & SEIN MANAGER mehrere Alben.
Schlagen wir ´Das wilde Liederbuch´ doch einfach auf. Dann erfahren wir sogleich, dass es für “die unbeherrschten Kinder von 3 bis 110 Jahren” geeignet ist. Die Zielgruppe dürfte also recht groß sein. Und sie alle bekommen einen großen, mit amüsanten Animositäten bestückten Blumenstrauß voll schwarzer Noten auf zumeist weißem Papier.
Die ´Drahteselgangsta´ sind Georg Kostron, Klara Hanske sowie Ilja Kert und kündigen sich mit einem Klingelingeling an. Schlichtweg Gaga und erstklassig mehrheitsfähig ist hingegen die Komposition ´Dada für Dich´, ebenso wie das blähende und aufwallend brillante ´Deutscher Kohl´.
Georg Kostron rollt auch einfach mal das R, legt sich in die Wanne und singt ´In meiner Badewanne bin ich Kapitän´, während er das ´Wohlriechend duftende Blümchen´ teilweise berappt. Dabei bedankt sich Mateja Kert und der “Chor der Exilanten” in diesem Sinfo-Death-Chanson für den wohlriechenden Blumenstrauß. Der “Chor der Exilanten” trällert ebenso zum Beat von ´Bitte Brigitte´ mit. Zusammen mit dem “PGH Chor” singen Mateja Kert und Georg Kostron lieb ´Let’s Get Nackig´ – “Deine Rolle diktiert die Wolle.” – sowie der Chor mit Klara Hanske und Milo Stern den akustischen Groove von ´Danke Mama´.
Der ´Zehentreter Peter´ gleicht freilich vielmehr einem Gedichtvortrag, so wie der berühmte ´Erdbeermund´. Himmlischer im Vortrag ist jedenfalls ´Himmel und Hölle´ mit Mateja Kert und JU AND THE HU’S – “Mein Ego ist ein Fetisch.” – oder ein ebensolcher ´Die schönste Immobilie´.
Jaulend, Saiten reißend ist bereits ´Keep The Gas´ “in the ass” und beschwingt mörderisch die ´Polka des Todes´. Wenn das nicht künstlerisch wertvoll ist.
“Ist das Kunst, oder?” – sind somit überraschend die letzten Worte. Bestimmt. Witzigkeit kennt keine Grenzen, Wahrheit kennt kein Pardon.
(7,77 Punkte)
https://www.facebook.com/georgkostronmusik/
https://georgkostron.bandcamp.com/album/das-wilde-liederbuch
Pic: Franziska-Barth