WRECK-DEFY – The World Enslaved
~ 2021 (Doc Gator Records) – Stil: Thrash Metal ~
So wie Katzen ab und zu ihren eigenen Schwanz jagen, möchte ich gerade gerne mich selber in den Allerwertesten beißen. Da zu Erscheinen viel anderes auch gerade unterwegs war auf dem Markt, habe ich den Vorgänger ´Powers That Be´, das dritte Album der Kanadier WRECK-DEFY sträflichst ignoriert. Und Thrash steht auf meiner Skala auch nicht ganz oben. Oft lange ich nur zu, wenn es sich um Bands handelt, die meine Sturm- und Drang-Jahre mit vertont hat, wie etwa ONSLAUGHT oder MORDRED. Nun darf ich zu meinem Ärger lesen, dass auf dem Vorgänger Aaron Randall (Ex-ANNIHILATOR) gesungen hat.
Dann eben ´The World Enslaved´. Die Köpfe der Band sind Gitarrist Matt Hanchuck und Bassist Greg Christian (Ex-TESTAMENT). Das Mikrophon wurde mittlerweile weitergegeben. Greg Wagner heißt der Neue. Kenner mögen seine bisherigen Stationen ARCHETYPE und SHATTER MESSIAH kennen. Auch an den Drums gibt es mit David Allen einen Neuzugang.
So viel Vorrede musste sein, aber jetzt zur Sache, Schätzchen! Was bekommt der geneigte Hörer denn nun zu hören? Edlen, wütenden, abwechslungsreichen und melodischen Power-Thrash aus amerikanischer Fertigung. Irgendwo kann man WRECK-DEFY einsortieren zwischen OVERKILL, ANNIHILATOR und ICED EARTH. Vor allem Greg macht einiges her. Er kann auf der einen Seite richtig angepisst shouten. Allerdings, wenn es nötig ist, dann liegen ihm auch die ruhigen Töne. So melodische Augenblicke finden sich etwa in den Strophen von ´I’d Shared Your Grave´. Diese sparsam gesäten ruhigen Momente bilden den perfekten Kontrast zu den thrashigen Teilen. Sie sorgen erst dafür, dass die wütenden Parts so richtig wütend erscheinen. Da hört man einfach das SLAYERige Gerödel in ´Fashionably Offended´. Dass WRECK-DEFY auch noch was zu sagen haben, dürfte fast klar sein. Da geht es um das Schicksal von einfachen Soldaten (´Death By War´) genau wie um (seltsame?) Beziehungskisten (noch einmal ´I’d Shared Your Grave´).
Alles in allem ist mit ´The World Enslaved´ ein abwechslungsreiches und spannendes, sehr starkes (nicht nur) Thrash Metal-Album gelungen. Neben schon erwähnten Tracks sollen als Anspieltipps noch die zweite Singleauskopplung ´Obey´ und das derbe ´Form Of Release´ erwähnt werden. Ans Herz legen will ich aber doch das Album in Gänze. Es ist vielleicht auch ein gutes Mittel, gerade jetzt im Dezember, nicht im WHAMageddon zu landen. Und es wäre auch kaum verwunderlich, wenn ein paar Leute jetzt noch mal ihre Jahresbestenlisten umarbeiten.
(9 Punkte)